
0:5 in Eltersdorf am Freitagabend, Platz 17, 11:25 Tore, acht magere Punkte aus elf Spielen und nur ein Sieg, kein Selbstbewusstsein, aufgebrachte Fans und der nächste Gegner Ismaning ist amtierender Meister: Der FC 05 Schweinfurt steht in der Bayernliga mit dem Rücken zur Wand. Und der Vorstand hat reagiert: Am Sonntag wurde Trainer Klaus Scheer beurlaubt. Bis Saisonende wird das Team von U-19-Trainer Udo Romeis und dem Coach der zweiten Mannschaft, Rüdiger Mauder, trainiert.
Eine echte Überraschung war die Trennung von Scheer nicht, auch wenn das Spiel in Eltersdorf trotz der klaren Niederlage gezeigt hat, dass die Mannschaft nicht gegen den Trainer spielte, sondern insgesamt so verunsichert ist, dass jeder Fehler zu einem kollektiven Zusammenbrechen führt. Zum Handeln hat nicht nur die schlechte Platzierung geführt, sondern auch die immer schlechter werdende Stimmung im Umfeld. Die Fan-Proteste in Eltersdorf waren massiv, die Mannschaft hatte Angst, Fehler zu machen. „Wir haben als Verein Verantwortung gegenüber unseren Spielern und Trainern und wir mussten jetzt die Spannung rausnehmen“, erklärt der Vorsitzende Markus Wolf.
Er habe mit Scheer ein sachliches und gutes Gespräch gehabt und schätze ihn als fachlich hervorragenden Trainer. „Aber wir müssen die Emotionen bändigen. Klaus Scheer muss auch ins Stadion kommen können, ohne dass er angegriffen wird.“ Wolf legt Wert darauf, dass vor allem die sportliche Situation und die Frage, ob die Mannschaft mit diesem Trainer wieder erfolgreich gespielt hätte, den Vorstand zu seiner Entscheidung bewogen habe. Eine Entscheidung, die im übrigen nicht binnen 48 Stunden gereift ist, auch wenn man bei einem positiven Abschneiden in Eltersdorf dem Trainer weiterhin eine Chance gegeben hätte.
Die Mannschaft zurück in die Erfolgsspur soll nun ein gleichberechtigtes Duo führen: U-19-Trainer Udo Romeis, der im Besitz der A-Lizenz ist, sowie der derzeitige Trainer der zweiten Mannschaft, FC-Urgestein Rüdiger Mauder, übernehmen bis Saisonende. Der bisherige Co-Trainer Norbert Kleider konzentriert sich auf das Torwart-Training. Die zweite Mannschaft in der Kreisliga coacht der Ex-Schweinfurter und zuletzt in Fuchsstadt tätige Martin Halbig, für die U 19 zeichnet der bisherige Co-Trainer Reiner Gewalt verantwortlich.
FC-05-Vorsitzender Markus Wolf
„Für den Verein ist das aus unserer Sicht die beste Lösung“, betont Wolf, der jetzt ganz klar die Mannschaft in der Pflicht sieht: „Für jeden Spieler geht es bei Null los, ich erwarte Leidenschaft, denn jetzt kann man sich nicht mehr verstecken.“
Dass Ismaning am Samstag aus dem Stadion geschossen wird, daran glaubt Wolf natürlich nicht. Als einen der Gründe für die Misere hat der Vorsitzende, der selbst in der Bezirksliga Fußball gespielt hat, aber einen Informations-Overkill ausgemacht: „Die Mannschaft hat sich vielleicht zu viel mit Taktik und dem richtigen Handeln auf dem Platz beschäftigt und darüber vergessen, wie man einfach Fußball spielt.“ Ein einfaches „Geht's raus und spielt's Fußball“ a lá Franz Beckenbauer dürfte zwar kaum reichen, die Blockaden in den Köpfen der Spieler zu lösen. Möglicherweise gelingt es Romeis und Mauder aber, den Spielern die Angst vor Fehlern zu nehmen. Immerhin wurde fast die gleiche Mannschaft mit Scheer und dessen System in der vergangenen Rückrunde mit einem kompakten Mittelfeld mit doppelter defensiver Absicherung, nur einem Stürmer und vor allem mit Lauffreude und Zweikampfstärke, Vierter. Jetzt ist alles weg und keiner weiß warum.
Auch Klaus Scheer nicht, der zuletzt vor allem mit der Aufstellung experimentierte, mangels insbesondere defensiver Alternativen im Kader aber an seine Grenzen stieß. Die Beurlaubung nahm der frühere Bundesliga-Profi professionell zur Kenntnis, bot sofort seine Hilfe an, wenn diese noch erwünscht sei. Für die Talfahrt der Mannschaft in dieser Saison hat der 60-Jährige aber keine Erklärung. „Dass wir so einbrechen und solche Fehler machen, ist mir unbegreiflich“, findet er keine Erklärung, warum gerade erfahrene Spieler wie Benjamin Demel oder Stefan Seufert – die Liste ließe sich lange fortsetzen – so verunsichert spielen.
Ein Ansatz: Nach der guten Rückrunde und der guten Vorbereitung hatte man gehofft, in der Stadt in dieser Saison Aufbruchstimmung erzeugen zu können. Als dies in den ersten Spielen nicht gelang, wurde die Mannschaft als Ganzes in einen negativen Sog gezogen, aus dem sie sich zuletzt nicht mehr zu befreien wusste. Und auch wenn ein Spieler erfahren ist, bedeutet das nicht, dass Pfiffe und Unmutsbekundungen der Fans nicht spurlos an ihm vorbeigehen. Dass das Team auf dem Platz in Sachen Teamgeist, Einsatzfreude und Laufbereitschaft eklatante Mängel aufweist, diesen Schuh müssen sich die Spieler selbst anziehen.
Vielleicht hilft eine Last-Minute-Verpflichtung, die Wolf am Sonntag aus dem Hut zauberte: Florian Galuschka kehrt zurück. Wolf bat den Marktbreiter Ex-Profi, der im Sommer beim FC 05 aufgehört hatte und nun eine Fußballschule leitet, am Sonntag per SMS um Hilfe. Galuschka sagte spontan zu. „Das ist ein Zeichen von FClern, denen der Verein am Herzen liegt und außerdem ist er, wenn er fit ist, ein guter Stürmer, der uns helfen kann“, freut sich Wolf.