Er ist in der regionalen Fußballszene kein Unbekannter. Seit letztem Jahr gehört Jannik Binder zum Kader des Nordwest-Landesligisten SV Euerbach/Kützberg. Dafür gesorgt hat Trainer Julian Grell, der 2019/20 als damaliger Co-Trainer des Regionalligisten TSV Aubstadt auf die Trainerposition nach Euerbach wechselte, wo er einen neuen Kader zusammenstellen musste. Er wollte Binder, den er schon nach Aubstadt geholt hatte, unbedingt haben. Allerdings dauerte dessen Entscheidungsfindung nahezu ein halbes Jahr, denn der Wechsel bedeutete für ihn auch einen sportlichen Abstieg um zwei Klassen. Nicht unbedingt das, was einem aufstrebenden Fußballer schmeckt.
"Manchmal muss man Rückschritte machen, um dann wieder Vollgas geben zu können", begründet Binder seine Entscheidung. Vollgas gibt das 1,74 Meter große Kraftpaket gerne auf dem Rasen. "Ich war immer der Schnellste", ist sich der 20-Jährige seiner läuferischen Qualität bewusst. Schon in der Schulzeit rannte er 100 Meter in elf Sekunden und damit allen davon. Das auch oft genug seinen Gegnern, was ihn zum offensiven Flügelspieler prädestinierte. Bis zu dieser Saison, denn nun hat Grell eine neue Position für den gebürtigen Grafenrheinfelder kreiert, die im offensiven Mittelfeld angesiedelt ist und ihn seine Qualitäten noch besser ausspielen lässt. Wieselflink eben.
Gemeinsam mit Bruder Luca
Das Sprichwort "früh übt sich" passt auf den Blondschopf, der schon im Alter von drei Jahren erste Bekanntschaft mit dem Fußball machte. Schuld war der Papa, sein erster Trainer beim TSV Grafenrheinfeld. Von da an gab es nichts anderes mehr in einer fußballverrückten Familie, in der vier Brüder und der Vater gemeinsam dieser Leidenschaft frönen. Um so schöner, dass nun auch auf dem Platz eine Art Familienzusammenführung stattfindet. Der zwei Jahre jüngere Bruder Luca kickt erstmals gemeinsam mit Jannik im selben Kader. "Das ist mega", findet Binder.
Spricht er von seiner Mannschaft, gerät er ohnehin ins Schwärmen. "Es passt alles", findet er, "menschlich und spielerisch". Das und die Möglichkeiten zur sportlichen Weiterentwicklung in einem ambitionierten Kader waren ausschlaggebend für den Wechsel.
Regionalliga als Ziel
Binder hat einen genauen Plan, was er wie erreichen will: Höherklassigen Fußball spielen und hart dafür arbeiten. Nach dem Motto "der Körper ist mein Kapital" überlässt er nichts dem Zufall. Dazu gehört es eben auch, neben wöchentlich drei Trainingseinheiten auf dem Fußballplatz, dem Punktspiel am Wochenende mindestens dreimal ins Fitnessstudio zu gehen.
Diese professionelle Einstellung schätzt sein Trainer: "Er hat Ehrgeiz, Talent, großes Entwicklungspotenzial und verkörpert alle Werte, die ein guter Fußballer haben muss." Durchaus Voraussetzungen für eine Profilaufbahn. "Aber der Zug ist wohl abgefahren", vermutet Binder. Sollte es doch noch eine Chance geben, wäre der Logistik-Student nicht abgeneigt. Für sich persönlich hat er als sportliches Ziel die Regionalliga definiert.
Dass er das Zeug dazu hat, weiß er aus seiner Zeit in Aubstadt und beim FC Schweinfurt 05. Dort war er seit dem elften Lebensjahr fußballerisch beheimatet, mit dem Höhepunkt, im letzten Jugendjahr Einsätze in der Regionalliga mit der ersten Mannschaft zu bekommen. "Für das Training musste manchmal der Unterricht ausfallen", erinnert sich Binder und lacht dazu.
Neben allen sportlichen Visionen hat er einen besonderen Traum: In ferner Zukunft mit den drei Brüdern gemeinsam zu den fußballerischen Wurzeln zurückzukehren und in Grafenrheinfeld auf Torejagd zu gehen. In naher Zukunft steht aber erst einmal am Samstag die Partie beim FC Lichtenfels auf dem Programm. Da will Binder wieder wieselflink seine Gegner schwindelig spielen.