"Sehr Ernüchternd", lautet das erste Wort, das Dominic Nastvogel zum Saisonstart der DJK Schweinfurt in der Kreisliga Schweinfurt 1 einfällt. Ein Sieg, vier Niederlagen, darunter zwei Derby-Pleiten. Am vergangenen Wochenende setzte es eine 2:6-Niederlage an der Maibacher Höhe gegen die Zweitvertretung der FT Schweinfurt. Der Plan, vielleicht viel mehr ein frommer Wunsch, war es eigentlich gewesen, dieses Mal eine Saison in ruhigen Fahrwassern zu erleben, sich wenn möglich sogar im oberen Drittel der Tabelle festzusetzen. Stattdessen ist nach dem Fehlstart mal wieder Abstiegskampf an der Bellevue angesagt.
Viele Verletzte und die "Urlauber" machten einen erfolgreichen Start in die zwölfte Kreisliga-Saison in Folge im Grunde unmöglich. Das "Urlauber-Problem" ist in der Mannschaft des Spielertrainerduos Dominic Nastvogel und David Thomas noch einmal exorbitanter als bei den meisten Konkurrenten. Zum einen gibt es Spieler, die in ihrer fernen Heimat, Malaysia und Tunesien in diesem Fall, einen langen Sommerurlaub verbringen, andererseits gibt es ein Grüppchen mit einem halben Dutzend Spieler, das gemeinsam ihren Urlaub verbringt. Alles suboptimal. Teilweise fehlten bis zu 19 Spieler.
Urlaubspläne durchkreuzen die DJK-Bemühungen
Momentan besteht die größte Herausforderung schon darin, für das Wochenende überhaupt einen Kader mit zwölf oder 13 Mann aufbieten zu können. Im Grunde liegen die Probleme der DJK Schweinfurt aber weit tiefer.
Die Entwicklung im Amateurfußball macht natürlich auch vor der DJK keinen Halt. Auch der Glanz vergangener Tage, als der Verein in der damaligen viertklassigen Landesliga ein Aushängeschild war, ist längst verblasst. Nastvogel und Thomas sind selbst "Kinder der DJK", sie kickten hier bereits in der Jugend, später trugen sie das Trikot diverser anderer Vereine.
Auf dem Fußballplatz fehlt der Nachwuchs
Nastvogel, heute 34 Jahre alte, brachte es zu einigen Bayernliga-Einsätzen für den FC 05 Schweinfurt, der zwei Jahre ältere David Thomas spielte ebenfalls für die Nullfünfer und für den TSV Großbardorf in der Bayernliga. Heute hat die DJK nichtmal mehr eine eigene A-Jugend. Früher, auch noch zu Nastvogels und Thomas Zeiten, hatte der Vereine in jeder Altersklasse Teams, meist in den höchsten (regionalen) Ligen. "Es fehlt einfach das Fundament", findet Thomas.
So kommt es, dass die DJK eine recht alte Mannschaft aufs Feld schickt. "Uns fehlt etwas das frische Blut", beschreibt es Spielertrainer Thomas. Gute Schweinfurter Jugendspieler würden auch von umliegenden Vereinen in der Bezirks- oder Landesliga angeworben, verdeutlich Nastvogel die schwierige Situation der DJK als Stadtverein. "Dort gibt es dann halt auch mal Spritgeld oder vielleicht hundert Euro im Monat", meint er. "Dann ist es für uns schwierig, jemanden zu uns zu locken. Ganz offen muss man eigentlich sagen, wenn nicht hier jemand herkommt, der Geld reinbuttern möchte, haben wir auf Sicht einfach keine Chance mehr."
Verstärkungen gibt es ab und an von Geflüchteten aus der nur unweit entfernten Erstaufnahmestelle in Geldersheim. Es hat sich in der Einrichtung mittlerweile herumgesprochen, dass die DJK eine unkomplizierte Anlaufstelle ist für all jene, die gerne Fußball spielen möchten. Manchmal sind da echte Hochkaräter dabei, wie im vergangenen April als Hassan Hosh in seinem ersten Spiel beim 6:4 über den TSV Grettstadt gleich vier Treffer erzielte. Mittlerweile ist der torgefährliche Mann aber weiter nach Kitzingen versetzt worden.
"Das ist schade", erklärt Nastvogel die Situation, das viele der Geflüchteten schon nach kurzer Zeit Schweinfurt wieder verlassen müssen. "Die fühlen sich dann hier gerade wohl, haben sich etwas integriert und werden dann gleich in die nächste Stadt gebracht."
Spieler aus aller Welt an der Schweinfurter Bellevue
Um die Spielgenehmigungen kümmert sich Abteilungsleiter Peter Leipold. Zwei bis drei Wochen dauert es in der Regel, bis der Spielerpass da ist, es müsse beim Verband erst kontrolliert werden, wo der Spieler zuletzt aktiv war und ob da alles passt.
Thomas freut sich aber über die Spieler aus aller Welt, auch wenn man mit ihnen schwer planen könne: "Mir macht das richtig Bock, andere Menschen bei dem zu unterstützen, was ihnen Spaß macht und was sie schon vorher in ihrer Heimat getan haben."
Das Herz hängt am Heimatverein
Neu im Team derzeit ist mit Max Yavo ein junger Geflüchteter aus Afrika. "Er ist eine echte Bereicherung für uns", freut sich Thomas, der verhindern möchte, das sich die fußballerische Tristesse auf dem DJK-Platz ungebremst ausweitet. "Das ist mein Jugendverein, ich fühle mich hier zuhause, ich kenne die Leute hier."
Er unterstützt seit mehr als zwei Jahren seinen alten Weggefährten Dominic Nastvogel, der den Spielertrainer bei der DJK im siebten Jahr gibt. "Unser Herz hängt einfach an der DJK", betont Nastvogel. "Es geht weiter, es ist ja nicht das erste Mal, das wir den Start verpennt haben", sagt Thomas. Im Heimspiel gegen den Aufsteiger FC Fahr soll am Sonntag der zweite "Dreier" der Saison eingefahren werden.