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Triathlon
Warum David Kiesel beim Ironman-Triathlon auf Hawaii mit Kumpel Christian Albert auch ins Ziel spazieren würde
Für die beiden Freunde von der TG Schweinfurt erfüllt sich mit dem Ironman-Start auf Hawaii ein Lebenstraum. Ein schwerer Unfall hätte den gemeinsamen Auftritt fast verhindert.
Christian Albert (links) und David Kiesel: Die beiden Freunde und Trainingspartner – hier beim Training in Südtirol – gehen in rund vier Wochen gemeinsam beim Ironman auf Hawaii an den Start.
Foto: Axel Kort | Christian Albert (links) und David Kiesel: Die beiden Freunde und Trainingspartner – hier beim Training in Südtirol – gehen in rund vier Wochen gemeinsam beim Ironman auf Hawaii an den Start.
Matthias Lewin
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:46 Uhr

David Kiesel und sein bester Kumpel Christian Albert stehen vor dem Höhepunkt ihrer sportlichen Laufbahn. Die beiden Triathleten der TG Schweinfurt starten am 8. Oktober beim Ironman auf Hawaii. Der auf der Pazifikinsel ausgetragene Langdistanz-Triathlon gilt als Ironman-Weltmeisterschaft und ist "das härteste Rennen der Welt", wie es Albert nennt.

Während Kiesel schon seit fast einem Jahr seinen Startplatz für Hawaii in der Tasche hat, wurde für Albert dieser Traum erst im August wahr, indem ihm bei einem Triathlon in Polen die Qualifikation gelang. Dort hätte er beinahe gar nicht starten können, nachdem er Ende Juni einen Trainingsunfall hatte: Der Bad Kissinger wurde von einem Auto erfasst, knallte mit rund 40 km/h auf den Asphalt und zog sich mehrere Verletzungen zu.

Prellungen, Schürfwunden und Bänderrisse in der Schulter

Diverse Prellungen, Schürfwunden und vor allem verschiedene Bänderrisse im Schultergelenk – an Training war erst einmal nicht mehr zu denken, die Qualifikation für Hawaii schien dadurch bereits in weite Ferne gerückt. Doch der 36-Jährige entschied sich gegen eine Operation, kämpfte sich nach und nach zurück auf die Strecke, schwang sich nur zehn Tage nach seinem Unfall wieder aufs Rad und kurz danach, trotz der schmerzhaften Rippenprellung, auch in die Laufschuhe. Nur Schwimmen ging noch fast gar nicht.

Doch aufgeben kam für ihn nicht in Frage. "Ich bin ein optimistischer Mensch", wollte Albert seinen Traum von Hawaii nicht platzen lassen. Seine Zustand sollte reichen für die Teilnahme am Ironman in Polen Anfang August. Dort sei ausgerechnet das Schwimmen erstaunlich gut gelaufen, meint Albert. Er habe sich im Wasser aber bewusst "vom Getümmel ferngehalten, damit mir keiner auf die Schulter klopft".

Konzentration vor dem Schwimmen in der Ostsee: Anfang August qualifizierte sich Christian Albert beim Ironman in Polen für die Weltmeisterschaft auf Hawaii.
Foto: Theresa Albert | Konzentration vor dem Schwimmen in der Ostsee: Anfang August qualifizierte sich Christian Albert beim Ironman in Polen für die Weltmeisterschaft auf Hawaii.

Auf dem Rad und beim abschließenden Marathon habe er von den telefonischen Tipps seines Freundes und Trainers David Kiesel, übermittelt von Ehefrau Theresa, auch eine passionierte Triathletin, profitiert. Und das offenbar erfolgreich, denn Albert kam als Dritter in seiner Altersklasse der 35- bis 39-Jährigen und als Gesamt-Achter ins Ziel und hatte damit das Ticket "für den Mythos Hawaii" gelöst.

"Wenn man den Ironman auf Hawaii im Hinterkopf hat, da ein Lebenstraum in Erfüllung geht, dann freut man sich nach dem Aufstehen schon auf das Training."
David Kiesel, Triathlet, über die Quälerei in der Vorbereitung

Auch wenn das Ziel, einmal im Leben beim größten Ironman der Welt zu starten, nun erreicht ist, den nötigen Ehrgeiz, auch dort möglichst gut abzuschneiden, haben beide. Pro Woche trainieren die beiden im Schnitt rund 15 Stunden. Etwa 10.000 Kilometer Radfahren und rund 1.500 Kilometer Laufen hat Kiesel in diesem Jahr schon in den Beinen. Das ist quasi in jeder Woche ein Marathon – und das neben Familie und Beruf: "Da ist natürlich alles andere untergeordnet."

Was nach einer Quälerei für den Körper klingt, fällt Kiesel "erstaunlich leicht. Es macht uns beiden unglaublich viel Spaß. Und wenn man den Ironman auf Hawaii im Hinterkopf hat, da ein Lebenstraum in Erfüllung geht, freut man sich nach dem Aufstehen schon auf das Training". Weil er weiß: "Das wird der Wettkampf meines Lebens."

Die Top Ten in seiner Altersklasse hat Kiesel ins Auge gefasst, sollte es dafür nicht reichen, werde er aber auch nicht traurig sein. "Ich habe immer gesagt: Wenn ich vom Rad steige und nicht mehr joggen kann, spaziere ich auch den Marathon bis ins Ziel", seien Zeit und Platzierung eher zweitrangig.

"Ich habe wahnsinnigen Respekt vor der Hitze", hat für Albert ein "solides Finishen" Priorität. Er sei gespannt, wie sein Körper das Rennen verkrafte. "Ich will aber auch die Atmosphäre auf Hawaii bewusst wahrnehmen", kündigt er an.

An einen gemeinsamen Zieleinlauf glauben die beiden Freunde nicht. "Es wäre natürlich ein Traum, wenn wir uns auf den letzten Kilometern des Marathons sehen würden. Und sogar ein Wahnsinn, wenn wir die Ziellinie Seite an Seite überqueren würden", sind sich die beiden Freunde einig. 

Gemeimsam über die Ziellinie: Unwahrscheinlich, aber für Christian Albert (links) und David Kiesel ein kleiner Traum inmitten des großen Traums. 
Foto: Katharina Scholl | Gemeimsam über die Ziellinie: Unwahrscheinlich, aber für Christian Albert (links) und David Kiesel ein kleiner Traum inmitten des großen Traums. 

Die letzten vier Wochen vor dem Wettkampf sind genau geplant. Nach einer Woche Erholung folgt eine intensive Trainingswoche und noch zwei Wochen mit reduzierten Umfängen. Ende September steigt Kiesel dann ins Flugzeug, Albert folgt ein paar Tage später. Und während Kiesel zusammen mit Freundin und Familie danach noch ein paar sportfreie Tage auf der Insel genießt, geht es für Albert schon am Tag nach dem Rennen wieder zurück nach Deutschland. 

Bis dahin ist größtmögliche Vorsicht angesagt. Nicht nur im Straßenverkehr, sondern auch beim täglichen Gang nach draußen. Denn das Schlimmste, was den beiden Sportlern jetzt noch passieren kann, wäre: Wegen eines Schnupfens den Traum von Hawaii verpassen.

 
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