Auf dem Sportplatz in Euerbach erinnert fast nichts mehr an die ambitionierte Landesliga-Ära des SV Euerbach/Kützberg, die im Winter 2021 unrühmlich mit einem vorzeitigen Rückzug der Mannschaft aus dem laufenden Spielbetrieb zu Ende gegangen ist. Klar, die üppige Betontribüne, auf der über 300 Menschen sitzen könnten, steht immer noch. Wer von dort aus mittlerweile auf das Spielfeld blickt, sieht aber keinen gehobenen Amateurfußball mehr. Die alten Trikots der Landesliga-Elf trägt trägt jetzt die "neue Erste", die in der Saison 2021/22 noch die zweite Mannschaft war, in der Kreisklasse Schweinfurt 1. Aus dem alten Landesliga-Kader hielten nur zwei Spieler dem Verein die Treue: Torhüter Christoph Saballus und Mittelfeldtalent Nico Reuß.
Fast alle Spieler verließen Euerbach/Kützberg noch in der Winterpause der besagten Runde. Reuß blieb seinerzeit trotz einiger Anfragen von anderen Vereinen. Er wollte sich ganz auf den Abschluss seiner Schreiner-Ausbildung konzentrieren. "Außerdem wollte ich bei meinen Kumpels bleiben", erklärt er. Der heute 19-Jährige war eineinhalb Jahre fester Bestandteil des Landesliga-Kaders. Der damalige Trainer Julian Grell hielt große Dinge auf den zentralen Mittelfeldspieler und setzte ihn auch zum Saisonstart 2021/22 vier Mal ein. "Das war eine coole Zeit. Es war interessant, zu sehen, wie es in den höheren Ligen abgeht." Grell gab ihm immer das Gefühl, dass er auch in der sechsthöchsten Spielklasse mithalten kann. Dann schlug allerdings das Verletzungspech zu.
Ein Unfall beim Holzhacken wirft Nico Reuß zurück
Erst machte die Leiste Ärger, dann unterlief Reuß noch ein Unfall mit einer Fußverletzung beim Holzhacken. Die Saison 2021/22 spielte er in der Kreisklassen-Mannschaft zu Ende. "Da habe ich gemerkt, dass es wieder aufwärts geht mit dem Verein, dass Potenzial da ist." Daher blieb er auch über den Sommer hinaus. "Wir sind fast nur junge Spieler, die erst zwei, drei Jahre im Männerbereich spielen." Mit vielen von ihnen spielte der Pfersdorfer Reuß gemeinsam für die JFG Euland-Region in der Jugend. Mit der Hinserie ist er aber nicht ganz zufrieden. "Wir haben es nie auf die Kette bekommen, mal mehrere Spiele in Serie zu gewinnen." Die Kontinuität fehlt, somit geraten auch Reuß' Aufstiegshoffnungen etwas ins Land der Träume.
Die Mannschaft steht mit 25 Punkten auf Rang sieben im grauen Mittelfeld der Tabelle. An Reuß lag es allerdings nicht. Er erzielte als Mittelfeldspieler beachtliche 16 Tore in 18 Spielen. "Der ein oder andere Ball ist auch glücklich reingegangen", sagt er augenzwinkernd. Aber einem wie ihn ist es völlig egal, wer trifft. "Mir ist Teamgeist ganz wichtig – auf und neben dem Platz." Der herrscht mittlerweile wieder in Euerbach und Kützberg. "Und ich will immer gewinnen", fügt er an.
Mittlerweile ist der Ex-Landesliga-Spieler Kapitän beim SV Euerbach/Kützberg
Trotz seines jungen Alters übernimmt er viel Verantwortung und trägt seit der Winterpause die Kapitänsbinde. Einen so ehrgeizigen und talentierten Mann dürfte es nur schwer in der Kreisklasse halten. Eine ganze Reihe Angebote von Vereinen von der Kreis- bis zur Landesliga liegen ihm vor. Reuß überlegt trotzdem noch, ob er weiter bei seinem SV Euerbach/Kützberg bleibt.
Die Stimmung im Verein ist seit dem Landesliga-Rückzug besser geworden, empfindet Reuß. "Es geht nicht mehr um Geld und wir können den Fußball spielen, den wir wollen – mit Spielern aus dem Umkreis. Der Zusammenhalt im Team ist jetzt klasse." Der Schreinergeselle hat aber auch eine Bedingung an den Verein: Die Mannschaft, deren für diesen Samstag geplantes Spiel gegen Schwanfeld abgesagt worden ist, müsse das Ziel haben, in der neuen Runde den Kreisliga-Aufstieg anzupeilen. "Vielleicht mache ich das Jahr in Euerbach dann noch mit. Es ist noch keine Entscheidung gefallen."