Die Freien Turner Schweinfurt: das heißt für gewöhnlich viele Emotionen. Auch die neue Saison begann mit einem besonderen Moment. Für den sorgte der Leitwolf, das Urgestein, "Mister-Freie-Turner" Ercan Öztürk mit einem Kopfballtreffer zum 2:2-Ausgleich in der Nachspielzeit beim "Angstgegner" DJK Schwebenried/Schwemmelsbach. "Solche Tore machen meist die Spieler, die am längsten daran glauben", erklärt FTS-Trainer Adrian Gahn. "Das war kein Zufall." Auf Öztürk ist bei den Freien Turnern Verlass – seit 17 Jahren. Der 35 Jahre alte Routinier hat noch mal für (mindestens) eine Saison zugesagt.
Neben dem Platz tritt der gelernte Anwendungsingenieur eher zurückhaltend, aber immer freundlich auf. Auf dem Platz ist seine Präsenz bestimmt mit "hart, aber fair" gut betitelt. "Ich bin fleißig und komme eher über den Willen", beschreibt er sich selbst. "Technisch kann ich aber auch noch ein bisschen was, denke ich", fügt er an und lacht. Es ist die Mischung, die ihn auszeichnet: ein Arbeiter, der Spaß am Fußball verspürt. Vielleicht ist das auch genau die Turner-DNA, die der Kapitän mit jeder Faser verkörpert.
Saisonauftakt wie gemalt
Die war auch nach dem "gefühlten Sieg", wie es Öztürk im Rückblick bezeichnet, gegen Schwebenried/Schwemmelsbach zu beobachten. Es folgte in der englischen Woche ein 4:1-Heimsieg gegen Aufsteiger 1.FC Oberhaid und ein 4:2-Auswärtssieg beim Bayernliga-Absteiger DJK Don Bosco Bamberg. Ein Auftakt wie gemalt. Die nächste englische Woche steht bereits vor der Tür und beginnt mit dem Heimspiel auf der Maibacher Höh' gegen die TuS Röllbach an diesem Samstag (Anpfiff: 15 Uhr). Am Mittwoch folgt die Auswärtsfahrt nach Mönchröden, zum Abschluss empfängt die FTS Alemannia Haibach.
"Wir entwickeln uns in eine gute Richtung", findet Öztürk mit Blick auf die aktuelle Mannschaft, in der er mit Abstand der älteste Spieler ist. Außer Mittelfeldkollege Ulrich Scheidel (31 Jahre) hat noch kein Turner-Akteur die dreißiger Marke erreicht. "Die Interessen bei den Jüngeren sind ganz andere als bei mir, andererseits bleibe ich dadurch jung", feixt Öztürk. Sein Zeitmanagement sprach eigentlich eher für ein Karriereende. Der Hausumbau kostet Zeit. Seine Frau bekam das gemeinsame dritte Kind: "Zum Glück habe ich eine Frau, die mir den Rücken stärkt", erklärt der "Ur-Turner" (Zitat Gahn). "Es macht mir auch noch viel Spaß, und ich bilde mir ein, dass es noch langt."
Öztürk ist ein Vorbild für alle Mitspieler
Coach Gahn ist froh, seinen erfahrensten Führungsspieler weiter im Kader zu haben – auch als Vorbild. Die Mitspieler nehmen sich ein Beispiel an Öztürk, der besonders hart im Nehmen ist. Aber auch seine Art ist nachahmneswert. "Er hat hier alles mitgemacht und ist immer demütig geblieben", adelt ihn Gahn. Öztürk, Schwiegersohn von Abteilungsleiter Ernst Gehling, ging mit der FTS runter bis in die Kreisliga. Warum er immer geblieben ist? "Ich schätze die Beständigkeit hier. Mit so geringen Mitteln hochklassigen Fußball zu spielen, das verbindet", sagt Öztürk, der die komplette Jugend bei der DJK Schweinfurt gespielt hat und als Erwachsener ausschließlich im FTS-Trikot.
Und der nächste Öztürk steht bereits in den Startlöchern. Ercans jüngerer Bruder Berkay, auf den der FTS-Routinier natürlich sehr stolz ist, spielt aktuell sein letztes Jahr beim FC Ingolstadt in der U19-Bundesliga. „Wir zwei haben in der Freizeit permanent miteinander gekickt. Er hat sich bestimmt etwas von mir abgeschaut“, freut sich der große Bruder. Berkay ist der etwas filigranere, spielt etwas offensiver auf der Zehnerposition. "Wir haben in der Freizeit permanent miteinander gekickt. Er hat sich bestimmt etwas von mir abgeschaut." Berkay ist der etwas filigranere, er spielt etwas offensiver als Zehner. "Er hat etwas Özil-Allüren", findet Ercan. "Ich bin gespannt, für was es bei ihm am Ende reicht." Wenn er die Mentalität des großen Bruders hat, dürfte er für alle Aufgaben gewappnet sein.