
Nach dem blutleeren Auftritt in Königsbrunn am Freitag haben die Schweinfurter Mighty Dogs das Rückspiel zumindest vom Ergebnis her klar am Sonntag mit 5:1 gewonnen. Und das weitgehend mit dem identischen Personal. Allerdings stand überraschend nicht der bisherige Cheftrainer Michael Dippold an der Bande, sondern - wie schon in den vergangenen Jahren immer mal wieder - Steffen Reiser. "Wenn es Schwierigkeiten beim ERV gibt, ist offenbar meine Nummer die erste, die gewählt wird", scherzte Reiser bei der Pressekonferenz nach dem Spiel. "Und ich habe leider ein Problem, wenn es um meinen Herzensverein geht: Ich kann schlecht ,nein' sagen."
- Ein Kommentar zum Trainerwechsel: Sportlich nachvollziehbar, menschlich fragwürdig
Dass Reiser kurzfristig einspringen würde, war noch zwei Stunden vor dem Spiel nur dem Vorstand und Reiser selbst bekannt. Denn Dippold war erschienen, um die Mannschaft vorzubereiten und wurde dann nach eigener Aussage kurzfristig aus der Kabine zum Gespräch bestellt. "So etwas muss man dem Trainer persönlich mitteilen", rechtfertigte der Vorsitzende Sergej Chevalier das untypische Vorgehen. "Da Michael in Bayreuth wohnt, hatten wir vorher keine Gelegenheit." Man habe bereits nach dem Pfaffenhofen-Spiel vor einer Woche über diesen Schritt diskutiert, sich aber dazu entschieden, "dem Trainer alle Möglichkeiten zu geben und ihm zu helfen", um diesen Schritt zu vermeiden. Das Freitagsspiel in Königsbrunn habe dann allerdings dazu geführt, dass man diese Entscheidung getroffen habe, da es offensichtlich Probleme zwischen Trainer und Mannschaft gab, die sich nicht mehr anders lösen ließen.
Reiser drückt "die richtigen Knöpfe"
"Menschlich wie fachlich waren wir von ihm völlig überzeugt. Aber es gab offenbar Umstände, die einfach nicht gepasst haben." So stand also plötzlich Reiser an der Bande und schaffte es, wie er es selbst umschrieb, "die richtigen Knöpfe zu drücken, die schnell greifen." Denn die Mannschaft trat deutlich engagierter auf und arbeitete im Verbund gut in der Defensive. Dazu präsentierte sich der ERV auch offensiv wesentlich effizienter und nutzte seine Chancen konsequent. Schon beim 1:0 durch einen satten Schuss von Markus Babinsky (17.) und dem 2:0 durch Jeffrey Murray war Reiser überrascht, "wie gut wir das im Abschluss können." Das 3:0 durch Jan Kouba (20.) sechs Sekunden vor der ersten Pause brachte den Schweinfurtern dann zusätzliche Sicherheit - auch wenn der ERV im zweiten Drittel ein wenig die Linie verlor.
"Da war Königsbrunn zehn bis zwölf Minuten lang die bessere Mannschaft und wir konnten froh sein, dass wir nicht das 1:3 bekommen. Im Schlussdrittel haben wir es dann aber souverän zu Ende gespielt." So gelang den Mighty Dogs nach fünf Niederlagen in Serie der erhoffte Befreiungsschlag, der aber keine Eintagsfliege sein darf - was zu der Frage führt, wie es denn nun weitergehen soll beim ERV. Zunächst sollen Reiser, Sportleiter Christopher Schadewaldt und Kapitän Andreas Kleider im Verbund das Schiff wieder in ruhigeres Fahrwasser lenken. "Wir haben eine interne Lösung im Auge und auch schon eine Person konkret im Kopf", so Chevalier, der hofft, in den kommenden zwei Wochen zu einer Lösung zu kommen.
Diese wird nach eigenem Bekunden nicht Reiser sein. "Ich habe nicht ohne Grund meine Trainer-Lizenz auslaufen lassen." Ob es ein reiner Trainer oder ein Spielertrainer werden wird, ist offen. "Derzeit ist alles denkbar. Wir haben einen Plan A und einen Plan B, der uns zumindest bis zum Hauptrunden-Ende am 6. Januar tragen wird." In jedem Fall soll eine langfristige Lösung gefunden werden. "Wir werden den Weg mit jungen Spielen aus der Region weitergehen und wollen hier in den nächsten Jahren etwas aufbauen. Davon werden nicht abrücken, auch wenn das Zeit braucht. Daher schwebt uns auch ein Schweinfurter Trainer vor, zum Verein passt und auch in der Region wohnt", meinte Chevalier abschließend. Man darf gespannt sein, wer das sein wird.