
Das Highlight nach dem Highlight? Ist es tatsächlich zu toppen, den FC Bayern München im Finale einer bayerischen Meisterschaft bezwungen zu haben? Die A-Senioren-Fußballer des FC Gerolzhofen sagen: "Ja!" Am Wochenende geht's für die Bayern-Bezwinger zur süddeutschen Meisterschaft der Alten Herren (AH) – und warum sollte man dort nicht erneut gewinnen und dann zur "Deutschen" nach Berlin fahren? "Und mit dem Pokal in der Hand spontan mit dem Flieger nach Malle", deutet Daniel Haub zumindest an, dass er das nicht für ausgeschlossen hält.
Schließlich hat der 41-Jährige Angreifer gerade erst seinen lange geplanten Urlaub mit Kumpels auf der Baleareninsel abgesagt – nur, um mit den AH an diesem Samstag und Sonntag kicken zu können: Rodgau statt Palma. Was macht man nicht alles für den Verein, die Mannschaft und Mitspieler, die mehr Freunde sind. "Wir sind ein eingeschworener Haufen, kicken größtenteils seit der F-Jugend zusammen", sagt Haub und schließt die Kollegen von der DJK Michelau mit ein, mit denen man eine Spielgemeinschaft (SG) bildet. Eine erfolgreiche: Die SG wurde 2022 Meister in der Bezirksliga, der höchsten AH-Klasse, und Anfang Mai 2023 bayerischer Meister.
Nach Durchmarsch und Meisterschaft aktuell Bezirksliga-Zweiter
Alles andere als eine Selbstverständlichkeit, erinnert Sportleiter Sebastian Hauck daran, dass die illustre Truppe erst kurz vor Corona den AH-Fußball im Steigerwaldstadion wieder belebt hatte und dann durchmarschiert war in die Bezirksliga. Die Truppe, von der das Gros zur Meister-Mannschaft gehörte, als der FC Gerolzhofen 2011 nach 12 Jahren Pause zurück in die Landesliga gestürmt war. In der aktuellen AH-Runde ist die Spielgemeinschaft Zweiter, in einem Pulk aus vier nahezu punktgleichen Mannschaften.
"Es ist also nicht so, dass wir jetzt die neue Macht im unterfränkischen Senioren-Fußball sind", hält Hauck den Ball flach. "Aber unser Ziel war die bayerische Meisterschaft, und dort den FC Bayern zu schlagen." Angetrieben von zahlreichen Fans ("Unsere waren die lautesten") hat's nach einem 1:1 zwischen beiden Gruppensiegern tatsächlich im finalen Elfmeterschießen geklappt. "Wir wussten gar nicht, dass es noch weitergeht", sagt Hauck, dem zu seiner Überraschung die Verantwortlichen des Bayerischen Fußball-Verbandes zur Teilnahme an der "Süddeutschen" gratulierten.
Kroatischer Ex-Profi in Reihen des Auftakt-Gegners FC Kalbach
Wo mit den Siegern der Verbände aus Baden, Südbaden, Hessen und Württemberg durch die Bank ebenso kleine Klubs warten – nicht etwa Eintracht Frankfurt oder der VfB Stuttgart. "Alles unbeschriebene Blätter", gesteht Haub Ahnungslosigkeit über die Qualität der Konkurrenz. Irgendwelche Ex-Profis am Start? Haub nickt: "Irgendein Matic, der in China und in der ersten Schweizer Liga gespielt hat." Bei dem es sich nur um Darko Matic handeln kann, Kroate und 42 Jahre alt, mal beim FC Thun unter Vertrag gewesen und in Deutschland vor 20 Jahren beim damaligen Regionalligisten FC Eschborn. Heute kickt der Mittelfeldspieler beim FC Kalbach (Lkr. Fulda), dem Auftaktgegner der Gerolzhöfer.

Fünf Mannschaften spielen an diesem Samstag ab 12.30 Uhr und am Sonntag ab 10 Uhr im Jeder-gegen-jeden-Modus, bis gegen 14 Uhr der Sieger feststeht, der vom 13. bis 15. Oktober in Berlin dabei sein wird. "Unser größter Trumpf sind", so Hauck, "wieder unsere Fans", die mit einem Bus anreisen und über Nacht bleiben. Damit alle mitkönnen, hat der FC Gerolzhofen sogar das Bezirksliga-Auftaktspiel gegen den FC Bad Kissingen verlegt. Den Kissingern habe dies wegen des Rakoczy-Festes genauso gut in den Kram gepasst. Immerhin steht am Montag noch das traditionelle Weinfestderby im benachbarten Frankenwinheim an.
Zukunft der Gerolzhöfer Alten Herren scheint gesichert
Weshalb es ohnehin erst frühestens ab Dienstag mit einem Malle-Trip hinhauen würde. Und dann überlegen Haub und Hauck gleich noch dreimal, ob's überhaupt realistisch ist: "Früher haben wir alles dem Fußball untergeordnet, heute schauen wir erst mal auf die Familie." Ernst nehmen sie das Turnier, wollen genau abklopfen, wer 100-prozentig fit ist. Hauck: "Es bringt ja nichts, mit einer Zerrung hinzufahren. Wir müssen 18 Mann fix melden. Wir gehen kein Risiko ein."
Blessuren "passieren leichter als früher", spielt er auf den Altersdurchschnitt der Truppe von knapp 39 Jahren an – mit 32 dürfte man eigentlich schon mitwirken. Die Herrschaften, die den eingeschlafenen AH-Betrieb wiederbelebt haben, könnten entspannt in die Zukunft schauen, so Haub: "Aus der jetzigen ersten Mannschaft rücken bald einige auf und führen unser Projekt fort." Dann bliebe in Geo, was nach Geo gehört. Anders als vor 15 Jahren, als fünf Gerolzhöfer beim TSV Bergrheinfeld mitspielten – und dort mit der Ü40 deutscher Meister wurden.