Die Zeiten ändern sich, aber der Ehrgeiz ist gleich geblieben. Für den Schweinfurter Nachwuchsruderer Julian Waller hat sich in jüngerer Vergangenheit einiges geändert. Der Rudersport genießt beim 19-Jährigen nicht mehr aller oberste Priorität. Trotzdem möchte Waller auch künftig auf dem Wasser für Furore sorgen.
Gemeinsam mit seinem kongenialen Partner Lorenz Grimm war Waller im Junioren-Rudern eine Klasse für sich. Vor drei Jahren gewannen Lorenz und Waller im Doppelzweier den Titel der Deutschen Meisterschaft. Folgerichtig wurde dem Duo des Schweinfurter Ruder-Club Franken bei der Schweinfurter Sportgala 2022 der Preis für die "Mannschaft des Jahres" verliehen.
Mittlerweile geht das einstige Dreamteam jedoch getrennte Wege. Grimm lebt mittlerweile in Hamburg und betreibt dort den Rudersport in einem Leistungszentrum auf professionellem Niveau. Waller lebt weiterhin in Schweinfurt und hat, was das Rudern anbetrifft, einen Gang zurückschalten müssen. Auch er überlegte, ob er nach Hamburg ziehen soll, verrät der Schweinfurter.
Seinen Wunschstudiengang gab es in der Hafenmetropole allerdings nicht. Er entschied sich, in der gewohnten Umgebung ein duales Studium zu beginnen. Der Fokus liegt für ihn, anders als in seiner kompletten Jugendzeit, nun nicht mehr auf den Sport. Das gewohnte Fahrwasser musste er verlassen.
Die letzten Jahre seien etwas wechselhaft verlaufen, berichtet Waller. 2022, in seinem ersten A-Juniorenjahr, war der Saisonbeginn, krankheitsbedingt, holprig. Hintenraus konnte er mit zwei Gold-Medaillen aber noch einen großen Erfolg beim prestigeträchtigen Baltic Cup verzeichnen. Das Folgejahr war zunächst von Abitur-Stress geprägt. Auch 2023 nahm erst zum Saisonende mit einigen guten Rennen für Waller richtig Fahrt auf. Ärgerlich für ihn: Die WM-Teilnahme mit dem deutschen Team verpasste er um nur eine Platzierung in der zweiten und finalen Kaderüberprüfung.
Julian Waller hat nun sogar teilweise mehr Spaß am Rudern
Seit diesem Jahr geht er im U23-Feld an den Start. Studienbedingt haben sich die Trainingsstunden unfreiwillig für ihn drastisch verkürzt. "Ich habe mich entschieden, das Studium vor das Rudern zu stellen", erklärt er. "Es gibt im Rudern auch nicht die Aussicht, davon nach dem Karriereende leben zu können." Aber auch mit geringerem Einsatz peilt er weitere Erfolge an. "Ich fahre schon wieder vor welchen, die wesentlich mehr trainieren können als ich", erklärt Waller.
Ende Juni tritt er bei den Deutschen Meisterschaften in Essen an. "Teilweise macht mir das Rudern jetzt sogar mehr Spaß, weil ich jetzt nicht mehr bei jeder Einheit das Gefühl habe, dass ich Rudern muss." Und das die letzten Jahre beim Rudern erlangte Durchhaltevermögen macht er sich auch im Studium zunutze. "Weil ich weiß, wenn ich dran bleibe, kommt am Ende etwas Gutes heraus."