"Totgesagte leben länger", fasste ein gleichsam glücklicher wie erschöpfter Simon Knaup das treffend zusammen, was zuvor in 60 Minuten plus Penalty-Schießen im Icedome geschehen war. Denn bereits, als die Aufstellung bekannt gegeben wurde, hätten wohl nur wenige auf einen Sieg der Schweinfurter gesetzt.
Wieder einmal mit nur zwölf Spielern, dieses Mal aber auch noch ohne die Leistungsträger Dylan Hood (krank), Joseph Sides und Sean Fischer (beide gesperrt), mussten die Hausherren die Aufgabe gegen Buchloe angehen.
Simon Knaup hatte eine 18-stündige Anreise in den Beinen
Einer der zwölf Aufrechten, nämlich Knaup, musste dabei zudem einen 18 Stunden-Trip von der amerikanischen Ostküste an den Main wegstecken. "Wir sind Samstagabend um 19 Uhr in Frankfurt gelandet", so die Nummer 14 der Mighty Dogs, der der Jetlag zu keiner Zeit anzumerken war. "Ich habe gut geschlafen und dann Unterricht für morgen vorbereitet", beschreibt der Mathematik- und Sport-Lehrer seine Vorbereitung auf die kräftezehrende Partie. "Mit dem kleinen Kader konnte es nur über den Kampf gehen und den haben wir geliefert."
Dabei sah es nach einem ausgeglichenen ersten Drittel (0:0) nach dem zweiten alles andere als gut aus. Den 0:2-Rückstand konnten die Schweinfurter in 5-3-Überzahl durch Alexander Asmus nur kurzfristig verkürzen (36.) und gingen am Ende mit 1:3 in die zweite Pause. Was die Rumpftruppe im Schlussabschnitt bot, ließ die Anhänger dann aber feiern, als hätte man gerade den Einzug in die Playoffs perfekt gemacht.
Christian Masel und Kevin Heckenberger erzwingen die Overtime
Denn die Schützlinge von Trainer Andreas Kleider bewiesen, wie dieser betonte, "eine super Moral" und kamen durch Christian Masel zum Anschlusstreffer, als dieser energisch nachsetzte und die Scheibe ins Tor stocherte (54.). Mit einem sehenswerten Schuss aus der Drehung besorgte schließlich Kevin Heckenberger den frenetisch gefeierten Ausgleich (58.) und bescherte den Gastgebern die 20 Minuten zuvor nicht mehr für möglich gehaltene Verlängerung.
"Ich bin vor allem stolz auf die jungen Spieler, die immer dran geglaubt und nie aufgesteckt haben", lobte Knaup, der mit 37 Jahren der mit Abstand älteste Spieler in der Schweinfurter Kabine war, seine Mitspieler zu Recht. Knaup bot nach ziemlich genau einem Monat Eishockey-Pause ein ebenso starkes Comeback wie die gesamte Mannschaft an diesem Abend. Wobei er gewohnt launig betonte: "Ein wenig Eiszeit hatte ich schon. Denn auf der Skipiste gab es schon einige Eisplatten."
Alexander Asmus trifft als Einziger im Shoot-Out
Nachdem in der Overtime keine weiteren Treffer fielen, gehörte dann allerdings anderen die Bühne. So war es erneut Asmus, der im Shoot-Out den einzigen Treffer markierte und den Extra-Punkt sicherte, da Goalie Benedict Roßberg alle drei Buchloer-Versuche parierte.
Damit konnte ein denkbar schlechter Jahresauftakt beim 3:7 in Erding schnell zu den Akten gelegt werden. Dieser war nicht in erster Linie wegen der Niederlage zum Vergessen. Bereits beim Aufwärmen stand das Spiel unter keinem guten Stern, als Jamie Akers einen von der Latte zurückprallenden Puck ins Gesicht bekam und schon vor Spielbeginn ins Krankenhaus gebracht werden musste. Der bereits bei Anreise dezimierte Kader dünnte sich dadurch weiter aus, was sich in der Folge nach Spieldauerstrafen gegen Fischer und Sides fortsetzte.
Durchhalteparole oder Hoffnungsschimmer?
Zudem musste die erste Drittelpause auf 40 Minuten ausgedehnt werden, da sich das Garagentor der Eismaschine lange Zeit nicht öffnen ließ, wodurch sich die Aufbereitung des Eises verzögerte.
So konnten die Schweinfurter an diesem Wochenende den Rückstand auf Platz acht nicht verkürzen, aber immerhin wahren. "Aber es ist noch alles möglich. Wir glauben daran", klingt es aus dem Mund von Knaup nach mehr als nur einer Durchhalteparole.