Es waren noch 25 Sekunden zu spielen, als Marcus Thalhäuser die letzte Auszeit des Spiels für seinen MHV Schweinfurt gegen die HSG Mainfranken nahm. Der wenn nicht wichtigste, zumindest der entscheidende Angriff der kompletten Saison. Es stand 23:23 zwischen den beiden Kontrahenten. Dem MHV fehlte noch ein Treffer zur Bezirksoberliga-Staffelmeisterschaft. Er sollte nicht gelingen. Der Schweinfurter Jan Scholich blieb in der gegnerischen Deckung hängen. Der anschließende Freiwurf aus dem linken Halbfeld musste bei abgelaufener Zeit direkt ausgeführt werden. Ein Kunstschuss zur Meisterschaft blieb aus, der Wurf von Cornelius Bitsch landete in der Mauer.
Während die Heimelf nach Abpfiff wild herumsprang, jubelte, feierte, hingen die Köpfe bei den Gästespielern tief. "Ihr könnt stolz auf euch sein", hörte man MHV-Trainer Thalhäuser mit entschlossener Stimme im Mannschaftskreis sagen. Der "wilde Ritt", wie der Coach die Saison bezeichnete, wurde nicht mit dem ganz großen Triumph beendet. Ein mickriges Törchen fehlte am Ende, um in den Playoffs gegen den TV Marksteft, den Sieger der anderen Staffel, um den Aufstieg in die Landesliga zu spielen.
Gut aufgelegte Torhüter in beiden Mannschaften
Obwohl neuerlich ersatzgeschwächt, ohne drei Stammkräfte, wäre in einem starken BOL-Spiel mehr drinnen gewesen. Aber im Grunde galt das für beide Teams. Kurzum: Es war der Tag der Torhüter. Schweinfurts Lukas Fiedler glänzte vor allem in der zweiten Halbzeit mit etlichen Glanzparaden, Simon Dornberger von der HSG Mainfranken brachte über 60 Minuten lang die MHV-ler zum Verzweifeln, egal ob Würfe aus dem Rückraum oder fast sichere Treffer über die Außen, der knapp zwei Meter große Schlussmann schien mitunter unüberwindbar.
"Es war das erwartet enge Spiel zweier gleichwertiger Mannschaften, das wir genauso hätten verlieren können", sagte HSG-Trainer Norbert Senft nach Abpfiff. Nie führte eines der Teams mit mehr als zwei Treffern, die Führung wechselte etliche Male. Das Remis reichte seiner Sieben, um mit einem Punkt Vorsprung die Staffel B der unterfränkischen Bezirksoberliga zu gewinnen.
Schon im Hinspiel trennten sich beide Klubs Unentschieden (28:28). "Es war ein schönes Spiel für die Zuschauer, mit vielen Fehlern auf beiden Seiten. Man hat die Nervosität beiden Mannschaften schon angemerkt", resümierte der erfahrene Coach.
Sein Gegenüber, Marcus Thalhäuser, stand noch Minuten nach dem Spiel schweißgebadet, als hätte er selbst mitgespielt, auf dem Spielfeld. Etwas ärgerte er sich noch über die Phase, gut sieben Minuten vor Spielschluss, als seine Mannschaft die doppelte Überzahl nicht entscheidend ausnutzen konnte. Echte Enttäuschung lässt er dennoch keine zu. "Die Jungs haben sich durchgekämpft", betont er. "Dass es am Ende überhaupt so knapp wird, ist der Wahnsinn."
Das Ende einer anstrengenden Saison in der Bezirksoberliga
Wenn überhaupt trauert er den verlorenen Punkten während der Runde zuvor gegen Volkach und Waldbüttelbrunn II hinterher. Irgendwie dürften die Schweinfurter aber froh sein, dass diese Saison unter den widrigen Voraussetzungen bedingt durch Corona, nun auch ungewohnt spät (üblich endet die BOL-Saison schon im März), ihr Ende gefunden hat. "Diese Saison war das Anstrengendste, das ich in meiner Handballkarriere gemacht habe", meint Thalhäuser.
Und Mitte Juni geht es schon weiter mit der Vorbereitung auf die neue Saison. Dann dürfte der MHV wieder eine gute Rolle in der Bezirksoberliga spielen. Hoffentlich unter besseren Voraussetzungen für Spieler und Trainer.