Kaum zu glauben, aber etwas ärgerte Tobias Strobl dann doch: "Wieder ein Gegentor. Und wieder ein billiges." Das zwischenzeitliche 2:1 fuchste den Trainer des FC 05, weil es die Fortsetzung einer Gegentor-Serie war, die nun schon neun Spiele lang anhält. Für diesen Sekunden-Ärger hatte der 33-Jährige glatt einen Moment lang vergessen, dass die Schweinfurter über 90 Minuten eine famose Offensivleistung gezeigt haben und noch weitaus höher als 5:1 gegen den TSV Rain hätten gewinnen können. Eine Gala, für die TSV-Coach Dominik Haußner nur fünf Worte übrig hatte: "Ein Klassenunterschied, eine top Perfomance."
- Zum Nachlesen der Live-Ticker zum Rain-Spiel
Nach 22 Minuten vier Tore, das war schon beeindruckend. Beeindruckend auch, dass viermal Neuzugang Meris Skenderovic die Füße im Spiel hatte, dreimal als direkter Vor-, einmal als Wegbereiter. Das liest sich dann im Protokoll so: Skenderovic legt von der Grundlinie zurück, Kevin Fery trift (3.); Skenderovic legt von der Grundlinie ab, Thomas Haas trifft (8.); Skenderovic schickt Amar Cekic, der flankt herrlich und Adam Jabiri trifft (15.); Skenderovic legt quer, Jabiri trifft (22.). "Das war schon extrem geil, das hat Spaß gemacht", freute sich der Ex-Hoffenheimer, in der U17 und U19 einst einer der besten deutschen Stürmer, wie ein Straßenfußballer beim Kreisklassendebüt.
Präsident und Sportleiter gratulieren dem Neuen
Wer hat das schon erleben dürfen beim FC 05, dass nach dem Spiel Präsident Markus Wolf und Sportleiter Robert Hettich zum Händeschütteln kommen und fragen, ob der Wechsel nach Schweinfurt die richtige Entscheidung gewesen sein. "Definitiv ja" - so will der 23-Jährige geantwortet haben. Dem zum vollendeten Glück, auch da herzerfrischend ehrlich, nur eines gefehlt hatte: "Dass ich selbst ein Tor gemacht hätte. Das kommt jetzt hoffentlich am Dienstag in Fürth." Beim einzigen eigenen Abschluss stand TSV-Keper Kevin Schmidt im Weg. "Eigentlich bin ich ja mehr Vollstrecker als Vorbereiter."
Kein Wunder, dass Strobl seinen Youngster nach dessen Startelf-Debüt über den grünen Klee lobte: "Wir müssen dankbar sein, so einen Jungen hierher gelockt zu haben. Er ist der perfekte Widerpart zu Adam Jabiri." Und dann sagte er noch: "Er ist aber kein Ersatz für Jabiri." Dafür fehlt ihm bis dato noch die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor. Dass er's auch mit 37 Jahren noch drauf hat, zeigte der Oldie eindrucksvoll am Samstagnachmittag. Neben seinen Zwei Treffern scheiterte er noch einmal per Kopf am famos reagierenden Schmidt (29.) und einmal per Fallrückzieher am Pfosten (30.) - jeweils nach Adlung-Ecken. Vier Szenen, viermal Höchstgefahr - vielleicht kann dieser Auftritt ja den mentalen Hemmschuh aus der Relegation gegen Havelse, als Jabiri im Rückspiel viele Chancen vergeben hatte, endlich entsorgen helfen.
Überhaupt sollte der starke Auftritt, Strobl nannte ihn "das beste Spiel, das ich seit langem von einer Mannschaft in der Regionalliga gesehen habe", das Selbstbewusstsein gestärkt haben vor der ersten von zwei aufeinander folgenden englischen Wochen. "Dass wir jetzt von einen gelungenen Saisonstart reden können, ist wichtig", bestätigt das Skenderovic. "Vielleicht war das 1:1 Buchbach der richtige Dämpfer, um uns zu zeigen, das wir, wenn wir nicht komplett 100 Prozent gehen, weniger als drei Punkte ernten."
Mit Blick auf die Aufgabe am Dienstag in Fürth nahmen die Schweinfurter nach der Pause das Tempo ein bisschen raus, wechselten auch fünf Mal, ohne aber deswegen weniger permanent in des Gegners Hälfte zu agieren. Eines Gegners, der anfangs oftmals die spielerische Lösung versucht hatte, statt, wie vom Trainer gewünscht, "erst einmal kompakter zu stehen" - und der trotz der Aussichtslosigkeit des Unterfangens auch in der zweiten Halbzeit konzentriert verteidigte. Für den Schlusspunkt musste deswegen ein Foulelfmeter herhalten. Amar Suljic war gelegt worden, Kristian Böhnlein vollstreckte knochentrocken (80.). "Man muss meiner Mannschaft heute einfach Respekt zollen", verneigte sich Strobl hernach verbal. "Wir haben gut Räume geschaffen, hatten eine hohe Pass-Qualität und waren sehr gut vor dem Tor."
Trainer Strobl wehrt sich gegen Bayreuth-Vergleiche
Den Vergleich zur SpVgg Bayreuth, die vor einer Woche mit 4:0 in Rain gewonnen hatte und nun 5:0 gegen den nähsten Schweinfurter Gegner Fürth, wollte er aber nicht hören: "Wenn wir immer nur nach Bayreuth schauen, fahren wir gegen die Wand." Dass sich der FC 05 freilich mit dem Sieg auf Tuchfühlung zum je zweimal siegreichen Spitzenduo Bayreuth und Bayern München II in der Spitzengruppe eingereiht hat, ist sicher nicht verkehrt fürs Gemüt - oder "den Flow", in den Strobl ja bekanntermaßen "gleich zu Beginn kommen will".
Apropos kommen. Kommt der Ex-Fürther Malik McLemore zum FC 05? Der pfeilschnelle Flügelspieler redete nach dem Spiel mit den Offiziellen intensiv vor dem Vip-Zelt – und ein Mann für die Außenbahn stand ja noch auf der Wunschliste.