
Wenn die Sonnenterrasse, das Herzstück der Tennisanlage des TC Schweinfurt, wieder geöffnet hat, strahlen auch endlich wieder die Gesichter der Mitglieder und der Vorstandschaft. "Mehr als Tennis", lautet schließlich auch das Vereinsmotto. Es geht wieder richtig los im Tennissport. Im Grunde ohne nennenswerte Einschränkungen seit dem Erlass der neuen Infektionsschutzverordnung, berichtet der erste Vorsitzende des TC Thomas End. Seit 7. Juni sind wieder alle Plätze geöffnet, Umkleiden und Duschen und besagte Sonnenterrasse dürfen von Mitgliedern benutzt werden. Auch die Saison steht in den Startlöchern.
Anfang der Woche verkündete der Bayerische Tennisverband, dass die Medenspiele von jetzt an im vollen Umfang stattfinden können. Auch im Doppel darf wieder gespielt werden. Der TC Schweinfurt hat für die Saison neun Erwachsenen- und neun Jugendmannschaften gemeldet. Den Anfang machte die U 10 am Donnerstagnachmittag. Voller Betrieb auf der Anlage ist dann am Wochenende.
Ein Wechsel auf der Trainerposition
"Wir sind sehr froh, dass es wieder losgeht", sagt Thomas End. Die rund 375 Mitgliedern, darunter 80 Jugendliche, hätten die Einschränkungen seit März 2020 gut hingenommen. Explizit coronabedingte Austritte, mussten keine verzeichnet werden. Die geringfügige Fluktuation beschränkte sich auf das jährlich übliche. Die große "Eintrittswelle" hat End, obwohl der Tennissport als "kontaktfreier Sport" während Corona ein unerwartetes Revival erfuhr, im Verein noch nicht verfolgen können. Finanziell gab es einige Einbußen, vor allem durch die Schließung der Gaststätte und der Tennishalle.
Als "einschneidendes Erlebnis" führt End aber den unvorhergesehenen Abgang des langjährigen Tennistrainer Bogdan Toma auf, der den TC letzten Herbst in Richtung seiner Heimat Rumänien verlassen hat. Auf die Ausschreibung für die freigewordene Stelle sollen sich eine Vielzahl Tennislehrer beworben haben. Den Zuschlag bekam Erasmus Ertel, der seit April mit der "Main Tennis Academy" der neue Trainer auf den Plätzen des TC Schweinfurt ist.
Sabine Lisicki und Nick Bollettieri
Der 46-Jährige verbrachte 44 Jahre seines Lebens in Berlin. Vor zwei Jahren zog er mit seiner Freundin in deren Heimat Schweinfurt. Die Vita Ertels ist durchaus beeindruckend (staatlich geprüfter Tennislehrer, B-Trainer Leistungssport, DTB Cardio-Tennistrainer, Ausbilder US.TA). Während seines Sportstudiums gelang er einst zum Tennis.
Sein Startschuss in der Tenniswelt erfolgte bei seinem Praktikum im Landesleistungszentrum Berlin-Brandenburg. Das führte ihn schnell eher in die Trainer- als Leistungskarriere, erinnert er sich. Ab 1998 betreute und begleitete er auch die angehenden Profispieler in Camps nach Florida zum weltbekannten Tennistrainer Nick Bollettieri. Unter der Vielzahl an Talenten, die Ertel trainieren durfte, war auch die spätere Wimbledon-Finalistin Sabine Lisicki. 2005 machte er sich mit einer Tennisschule in der Nähe von Berlin selbstständig. Ein Zufall und Bekannte, die das ATP-Turnier im mittelfränkischen Eckental veranstalten, führten dazu, dass ein Berliner mittlerweile in Franken heimisch wurde.
"Eigentlich ist es ja ganz schön hier. In der Stadt hab ich ja alles erlebt", blickt er auf die Entscheidungsfindung gemeinsam mit seiner Freundin zurück: "Und dann ging alles ganz schnell." Nach einem Trainerjob in einer Nürnberger Tennisschule, jetzt also Schweinfurt. Ein Neuling ist er im Verein nicht. Als Spieler schwang er schon vor Gründung seiner Tennisschule den Schläger auf dem TC-Gelände.
Die entstandene Mixtur in der neuen Heimat kam wie gerufen. Er machte schon immer gerne was Eigenständiges, im Idealfall in Zusammenarbeit mit einem Verein, erklärt er. Die Bedingungen auf der Anlage mit sieben Plätzen, der Halle und zwei Kindertennisplätzen beschreibt er als ideal. "Wir arbeiten mit der Philosophie, dass Tennis der schönste Sport der Welt ist", sagt Ertel. "Tennis kannst du mit vier Jahren anfangen und bis 99 machen." Eine zaghaften Einspruch erntet er auf der Sonnenterrasse dafür von Pressewart Otto Neuhauser, der auf seine Knieprobleme verweist. "Etwas leiden wir ja alle", entgegnet Ertel charmant mit Berliner Schnauze.
Spaß und Erfolg werden garantiert
Ertels jüngster Trainingsschüler derzeit ist fünf Jahre alt, der älteste über 70 Jahre. "Tennis ist so ein schöner Familiensport", findet er. Die Leidenschaft für den Sport durchdringt schnell alle Ausführungen, die der Tennislehrer zu seinem künftigen Wirken in Schweinfurt erläutern möchte. "Unser Erasmus brennt für den Tennissport", wirft Thomas End auf der Sonnenterrasse in das Gespräch ein.
Jetzt, wo der Tennis in Bayern wieder vollumfänglich loslegen darf, kann auch Ertel mit seinen Vorhaben in die Vollen gehen. Sein ganzjähriges Konzept, das von ihm und anderen qualifizierten Trainern umgesetzt wird, basiert auf ein gezielt wettkampforientiertes Training, das Spieler aller Spielstärken in ihren Fähigkeiten verbessern soll – mit verschiedenen Kursangeboten für Kinder und Erwachsene, vom Einzelunterricht bis zum Gruppen- und Mannschaftstraining oder Tenniscamps in den Ferien.
Als "Specials" bietet Ertel mit seiner Tennisschule außerdem "Fast Learning" und "Cardio Tennis" an. Beim "Fast Learning" ist dabei keine Mitgliedschaft in einem Tennisverein nötig. In nur fünf Wochen lernt man in "innovativen Gruppenkursen" alle wichtigen Schläge- und Spieltechniken. Der "sofortige Spielspaß" und "schnelle Erfolgserlebnisse" sollen dabei garantiert sein.
"Tennis ist wieder da", freut sich Ertel über den Boom, den die Sportart durch Corona erfuhr. "Es wollen wieder viele Leute Tennis spielen", ist er überzeugt. Die strahlenden Gesichter macht er nämlich nicht nur auf der Sonnenterrasse des TC aus: "Wenn du hier durch das Tor hineinkommst, bist du wie in einer anderen Welt." Die Faszination Tennissport packt die Leute dann schnell, weiß er. In Schweinfurt genauso wie in Berlin.