Ein Zuschauer schaut wie gebannt auf sein Handy. Ein weiterer und ein Ordner kommen dazu. Zu hören ist ein angeregt sprechender, türkischer Kommentator. Die Männer schauen sich das Süperlig-Spiel Galatasaray Istanbul gegen Samsunspor an. Das Trio steht an der Bande hinter dem Tor am Schweinfurter Hutrasen. Dort spielt zur selben Zeit der heimische Türkiyemspor SV-12 gegen den TSV Ettleben. Ein elektrisierendes Fußballspiel, wie beim 3:2 für Galatasaray vor mehr als 50.000 Zuschauenden im Istanbuler Rams Park, sahen die 80 Fans an diesem Nachmittag in Schweinfurt nicht. Die Gäste fuhren einen völlig ungefährdeten 3:0-Sieg ein.
Für Türkiyemspor war es der letzte Heimauftritt in diesem für den Verein so ereignisreichen Fußballjahr. Nach dem Aufstieg im Sommer wirkt es immer noch ein wenig so, als wäre die Mannschaft noch nicht so recht in der Bezirksliga angekommen. Vor einem Monat hatte sich der Klub von Aufstiegstrainer Murat Akgün getrennt. Unter dem Nachfolger Mert Topuz gelang bis dato aber auch noch nicht die erhoffte Kehrtwende. Am vorletzten Spieltag, beim 2:0-Sieg gegen den TSV Abtswind II, schaute es noch so aus, als würden die Schweinfurter langsam in Fahrt kommen. Es folgte dann aber ein enttäuschendes 1:1 beim abgeschlagenen Schlusslicht SC Schwarzach mit vier Platzverweisen. Im Nachgang ging der Verein in einer öffentlichen Stellungnahme hart mit dem Schiedsrichter des Spiels in die Kritik.
Leon Rottmann wird unverhofft zum Matchwinner
Bei der jüngsten 0:3-Niederlage gegen Ettleben lag es nicht am Unparteiischen. Björn Söllner hatte die Partie über die kompletten 90 Minuten im Griff. Das galt mit wenigen Ausnahmen auch für den von Stefan Riegler trainierten TSV Ettleben. Gegen tiefstehende Gastgeber hatte die Riegler-Elf von Beginn an viel Ballbesitz. Trotz viel Dominanz und Kontrolle kamen die Gäste in den ersten 25 Minuten zu keinem zwingenden Torabschluss. Bis ein Spielzug durch die Mitte plötzlich bei Leon Rottmann landete. Der sollte eigentlich gar nicht auf dem Platz stehen. Erst weil sich Marc Müller beim Aufwärmen verletzt hatte, rückte Rottmann in die Startelf.
"Er hat einen Top-Tag erwischt. Er war für mich der Unterschiedsspieler", sagte Riegler hinterher über Rottmann, der auf dem Weg zum 1:0 Türkiyemspor-Torhüter Ömercan Aktas leichtfüßig ausspielte. Kurz darauf erhöhte Maximilian Mosandl per Kopf zum 2:0 (31.). Das schmeckte bereits nach Vorentscheidung. Wer jetzt aufs Handy zu Galatasaray schielte, verpasste am Hutrasen nicht mehr viel. Rottmann krönte seine Leistung nach gut einer Stunde mit dem Tor zum 3:0 – der endgültigen Entscheidung.
Kellerduell für Türkiyemspor
"Ich war zufrieden. Wir haben zur richtigen Zeit die Tore gemacht", sagte nach Abpfiff TSV-Coach Riegler. Seine Mannschaft durchlebt eine bis dato sehr wechselhafte Runde, geprägt von großen Personalsorgen. Für Türkiyemspor steht zum Jahresabschluss noch das Kellerduell bei der FT Schweinfurt II an. Wie Coach Topuz das Spiel und die Situation beurteilt, bleibt offen. Der Verein hat sich nach der Berichterstattung zum Schwarzach-Spiel entschlossen, nicht mehr mit dieser Redaktion zu sprechen.
Fußball: Bezirksliga Ost, Männer
Türkiyemspor SV-12 – TSV Ettleben 0:3 (0:2)
Türkiyemspor: Aktas – Brozmann, Yeniay (85. Özdogan), Bas, Marmara, Kocamaz, Nyukhalov (68. Cihan), Cetinkaya (46.), Demirkan (80. Deniz), Öztürk,Hamzic.
Ettleben: Dotzel – Pfister, Vollert, Hedrich (82. Schulz), Rückert, Mosandl (71. Weber), Pfeuffer, L. Rottmann, Schulz, Weeth, T. Rottmann.
Schiedsrichter: Björn Söllner (TSV Schonungen). Zuschauende: 80. Tore: 0:1 Leon Rottmann (25.), 0:2 Maximilian Mosandl (31.), 0:3 Leon Rottmann (61.).
