Einmal Korbball, immer Korbball – dachte sich vor rund zehn Jahren Rahel Strobel aus Werneck. Die damals 18-Jährige verließ ihre Heimat, um in Berlin Medizin zu studieren, ließ dabei zwangsläufig Familie und Freunde zurück. Mit im Gepäck hatte die angehende Ärztin allerdings ihre Leidenschaft Korbball.
Die Jagd nach Körben ließ Rahel Strobel nicht los. "Ich bin mit Korbball aufgewachsen und es ist eine meiner Leidenschaften. Der Korbballsport war immer das, was mir in Berlin fehlte", sagt die Unterfränkin, die, seit sie sechs Jahre alt ist, mit dem Korbball verbunden ist.
Untergekommen sind die Unterfränkinnen bei der Berliner Turnerschaft
2017 startete sie mit einigen Bekannten aus der Heimat, die es zum Studium oder beruflich ebenfalls in die Bundeshauptstadt verschlagen hatte, in der Facebook-Gruppe Korbball in Deutschland einen Aufruf. "Wir haben Frauen gesucht, die in Berlin leben, Korbball kennen und Lust haben, beim Aufbau einer Korbballmannschaft dabei zu sein. Für mich ist das ein Stück Heimat in Berlin."
Beim ersten Kennenlern-Treffen in einem Café kamen sechs interessierte Frauen zusammen – nicht nur aus der Korbball-Hochburg rund um Schweinfurt, sondern auch aus den anderen Regionen, in denen Korbball gespielt wird. "Das hat sich in der aktiven Korbball-Welt in Unterfranken dann recht schnell rumgesprochen. Mich hatten dann immer wieder Korbballerinnen angesprochen, ob sie da mitmachen könnten", erinnert sich die 28-Jährige.
Die Korbständer fanden sich in der Hauptstadt
Es ging der jungen Mannschaft allerdings nicht darum, sich eine Wiese zu suchen und nur aus Spaß an der Freude ein paar Körbe zu werfen. "Wir haben verschiedene Vereine angefragt und sind letztlich bei der Berliner Turnerschaft aufgenommen worden." Der Verein stellte den Korbballerinnen eine Trainingshalle und einen Platz im Schillerpark zur Verfügung. Jetzt fehlten nur noch Korbständer und natürlich Bälle.
Die Korbständer fand die Gruppe zufällig in Berlin, übrig geblieben vom Deutschen Turnfest 2017, bei dem Korbball ebenfalls gespielt wurde. Über Klaus Tropsch, Mitorganisator der Korbballspiele auf diesem Turnfest und wie Rahel Strobel aus Werneck, bekamen die Korbballerinnen die Ausrüstung recht unkompliziert. Auch die Bälle und Trikots wurden schnell besorgt, so dass es noch im gleichen Jahr losging.
Einen Ligaspielbetrieb gibt es in der Hauptstadt aber nach wie vor nicht. 2019 behalfen sich die "Neu-Berlinerinnen" über eine Mixed-Liga im Raum Hannover, als Spielgmeinschaft mit Spielerinnen aus Hamburg, die in etwa die gleiche Geschichte aufweisen wie die Gruppe aus Berlin. Zu vier Spieltagen machte sich die Mannschaft auf den Weg nach Niedersachsen. Mit dabei: Damian Scholl aus Gernach, der die Berliner Mixed-Truppe als Mann ergänzt.
Wettkampfcharakter gibt es für die Unterfränkinnen ansonsten kaum. "Das fehlt schon", gibt Strobel zu, dass Punktspiele das Salz in der Suppe sind. Also müssen Turniere her. "Wir haben selbst 2019 und 2021 je ein ,Hauptstadtturnier' veranstaltet, jeweils mit acht Mannschaften" – unter anderem mit der SpVgg Hambach. Und: "Eine sehr gute Freundin von mir aus Zeuzleben hatte mit ihrer Familie eine eigene Mannschaft zusammengestellt."
So richtig angekommen ist Korbball in der Bundeshauptstadt aber noch nicht – zumindest gibt es keine gebürtigen Berlinerinnen, die sich der Mannschaft angeschlossen haben. Aber gewachsen ist die Truppe dennoch, "wir sind im Verein aktuell zehn Frauen beim Korbball. Und über Facebook bekommen wir immer wieder neue Anfragen, ob jemand zum Training kommen kann".
Der Wunsch nach einem Turnier in der Heimat
"Es wäre natürlich toll, wenn wir Punktspiele in Berlin bestreiten könnten", hat Rahel Strobel die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass der Berliner Korbball mehr Aufwind bekommt. "Realistischer ist allerdings eine erneute Teilnahme an der Mixed-Runde in Hannover."
Sehr gerne würden die unterfränkischen Berlinerinnen mal zu einem Turnier in die "alte Heimat" kommen. Zum Beispiel zum Vorbereitungsturnier des TSV Ettleben. "Im letzten Jahr hatten wir dafür leider nicht genügend Spielerinnen zur Verfügung. Aber das wäre super, wenn das mal klappt", hängt die Berliner Chirurgin immer noch an Unterfranken.