Lorenz Grimm ist Weltmeister! Der 18-Jährige ließ mit dem deutschen Doppelvierer bei der U-19-Weltmeisterschaft in Paris nichts anbrennen und hat seine bisherige Ruderer-Laufbahn mit der Goldmedaille gekrönt. "Das war ein fantastisches, überlegen gefahrenes Rennen. Bei der Siegerehrung kamen mir Tränen vor Freude. Mir fehlen einfach die Worte", jubelte Willi Pulvermüller, der Vorsitzende von Grimms Verein, dem Schweinfurter Ruder-Club Franken, hernach. Pulvermüller war extra in die französische Hauptstadt gereist, um die Rennen des Teams um den Schlagmann hautnah miterleben zu können, und ist stolz auf die Leistung des Abiturienten – denn er ist der Erste aus den Reihen des Rudervereins, dem in der Juniorenklasse ein WM-Titelgewinn gelungen ist.
Grimm und seine Mitstreiter Cornelius Conrad (Dresdner Ruder-Club 1902), Kjell Richter (Rudervereinigung Kappeln im Turn- und Sportverein Kappeln von 1876) und Oscar Krause (Ratzeburger Ruderclub) hatten auf der für die Olympischen Spiele 2024 errichteten Strecke stets mit dem Wetter zu kämpfen. Die französische Hauptstadt hatte die Deutschen schon bei ihrer Ankunft am 30. Juli mit Wolken und Regen empfangen. "Und das wird wohl die ganze Woche so bleiben", hatte Grimm schon damals gemutmaßt – und sollte Recht behalten.
Das Wetter wirbelt den WM-Plan durcheinander
Nach dem Sieg im dritten der drei Vorläufe nach 5:54,88 Minuten vor Polen, Bulgarien, Griechenland und Kroatien mit der schnellsten Zeit dieser Läufe wurde das Halbfinale wetterbedingt auf Samstagmorgen und das eigentlich für Sonntag anberaumte A-Finale auf Samstagmittag verschoben, was Grimms Ziel eines Medaillengewinns nach seinem vierten Platz im Vorjahr nicht gerade einfacher machte.
Doch davon ließ sich das deutsche Team nicht beeindrucken und setzte sich nach "einem taktisch gut eingeteilten Rennen", wie es Siegfried Kaidel vom Ruder-Club beschrieb, zunächst mit einer Zeit von 6:04,97 Minuten vor China, Bulgarien, Neuseeland, Italien und den sechstplatzierten Belgiern durch.
Im A-Finale war das Momentum dann erneut auf der Seite des Grimm-Teams. Unter den Augen ihrer Bootstrainerin Claudia Herpertz aus Dresden, die die Mannschaft in einem fünfwöchigen Trainingslager laut Kaidel "hervorragend vorbereitet und renntaktisch sehr gut eingestellt" hatte, wurde mit einer hohen Schlagfrequenz schnell die Führung übernommen – die gaben die Nachwuchs-Ruderer letztlich nicht mehr ab und bauten sie gar noch aus, sodass Grimm letztlich im Ziel erleichtert die Faust ballen durfte. Der WM-Sieg war nach 5:57,27 Minuten vor Großbritannien, China, Tschechien, Polen und Bulgarien eingefahren.
Lorenz Grimm macht jetzt erst einmal Urlaub
"Wir waren uns schon vor dem Rennen sicher, dass wir es schaffen können, wenn wir alle 100 Prozent geben. Als wir bei der 1000-Meter-Marke geführt haben, wusste ich, dass wir uns das nicht mehr nehmen lassen", erklärte Grimm hernach überglücklich, der mit den beiden entscheidenden Wettkämpfen an einem Tag – letztlich nicht nur wegen des Titelgewinns – sehr gut leben konnte. "Wir mussten im Vorlauf noch nicht 100 Prozent geben und konnten uns dadurch ein paar Körner für das Finale sparen. Wir wussten, dass wir uns am besten vorbereitet hatten und waren es aus der unmittelbaren Wettkampfvorbereitung gewohnt, mehrmals hintereinander 2000 Meter zu fahren. Daher haben wir die enge Taktung eher als Vorteil gesehen. Am meisten müssen wir uns bei unserer Trainerin Claudia Herpertz bedanken. Ohne sie wäre die Regatta sicherlich nicht so verlaufen – aber ich möchte auch meinem Heimatverein und der Familie danken."
Die Bestätigung, dass es "auch auf internationaler Ebene nach ganz vorne gehen kann" (Grimm), wurde hernach noch mit einem Team-Essen gefeiert, ehe der Schweinfurter Ruderer mit seiner Freundin in die Paris-Urlaubswoche startete. Allzu lang wird sich Lorenz Grimm nicht ausruhen können. Der Umzug zum U-23-Stützpunkt in Hamburg ist schon fix. Doch bis dahin steht nach diesem Triumph wohl noch das Genießen im Vordergrund.