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Fußball
Fußballprofi Thomas Meißner: Keine Panzer-Fahrt mit Ungarns Orban
Der Donnersdorfer wechselt vom ungarischen Vizemeister zu Hansa Rostock – und äußert sich nur dezent kritisch über die Politik des Landes, in dem er zwei Jahre gelebt hat.
Für die nächsten drei Jahre bei Hansa Rostock unter Vertrag: Thomas Meißner (links), zusammen mit Trainer Jens Härtel beim ersten Training des Zweitliga-Aufsteigers.
Foto: dpa/Danny Gohlke | Für die nächsten drei Jahre bei Hansa Rostock unter Vertrag: Thomas Meißner (links), zusammen mit Trainer Jens Härtel beim ersten Training des Zweitliga-Aufsteigers.
Michi Bauer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:37 Uhr

Rostock, der hohe Norden. Weit, weit weg von Donnersdorf. Doch Winfried Meißner freut sich: "Ich bin froh, dass er wieder in Deutschland ist. Das ist doch auch besser für seinen zweijährigen Sohn."

So kann nur ein Papa sprechen: der Papa von Thomas Meißner, Fußballprofi bei Hansa Rostock. Dort hat der 30-jährige Unterfranke bis 2024 unterschrieben – und auf internationale Einsätze verzichtet, für die er sich mit seinem letzten Arbeitgeber, dem ungarischen Vizemeister Puskás Akadémia FC qualifiziert hatte. "Ich hatte mir gesagt: Wenn ein interessantes Angebot aus Deutschland kommt, dann mache ich das. Und Rostock hat sich wirklich um mich bemüht."

Thomas Meißner hat das Fußballspielen beim FC Donnersdorf gelernt, ist über die Jugend des FC 05 Schweinfurt schon in der U 17 zum TSV 1860 München gekommen – der Startschuss für eine Profikarriere, die den heute 30-Jährigen jetzt im Sommer zu Zweitliga-Aufsteiger Rostock geführt hat. Nach den Aufwärm-Stationen in den Reserven von Mainz und Dortmund stieg er mit dem MSV Duisburg in die zweite Liga auf, wechselte nach dem Wiederabstieg nach Holland und 2019 nach Ungarn, wo er in der ersten Liga 53 Spiele absolvierte.

Führungsspieler an der Ostsee

Meißner ist mit seinen 1,91 Metern Körpergröße ein kopfballstarker Innenverteidiger – und obendrein robust im Zweikampfverhalten. Das hatte Hansas Sportvorstand Martin Pieckenhagen ("Wir werden von seiner Erfahrung profitieren") überzeugt. "Für mich ist Hansa ein interessanter Verein mit super Bedingungen und tollen Fans, auf die ich richtig Lust habe – gerade nach der langen Zeit ohne Zuschauer", sagt Meißner, der es in Deutschland auf 26 Zweitliga- und 103 Drittliga-Einsätze gebracht hat und an der Ostsee als Führungsspieler verpflichtet wurde.

Vorbei also das Abenteuer Ungarn. Das ihm mal eine beeindruckende Überschrift beschert hat: "Thomas Meißner im Panzer mit Viktor Orban". Was so nicht gestimmt hat, gleichwohl Meißner mit seinem Team den umstrittenen ungarischen Präsidenten besucht hat.

"Wir waren da zum Grillen eingeladen auf einem Gelände von ihm. Da standen Militärfahrzeuge herum. Wir sind mit Quads gefahren und, ja, ein Panzer war auch da." Nicht nur deshalb "war Ungarn eine ganz andere Erfahrung". Das Gelände des erst seit 2005 existierenden Klubs aus Felcsut, der 1800 zählenden Heimatgemeinde Orbans, verfügt über eine bundesligataugliche Infrastruktur. Nur Fans gibt's "eigentlich keine".

Dezente Kritik an Orban-Politik

Meißner hat sich ganz aufs Fußballspielen konzentriert in einem Land, in dem Orban es mit Meinungsfreiheit nicht zu genau nimmt und, ganz aktuell, Homo- und Transsexuelle in ihren Rechten einschränkt. Ein Thema, das auch am Rande des EM-Spiels zwischen Deutschland und Ungarn präsent war. "Als Fußballer habe ich in Ungarn von den Debatten wenig mitbekommen. Aus internationalen Nachrichten, ja, aber die einheimischen Medien habe ich ja nicht verstanden."

Zurück zu Hause, als EM-Zuschauer, registrierte der Donnersdorfer selbstredend die Diskussionen um 60 000 Zuschauer in Budapest und die Regenbogenfahnen als Protest auch gegen Orbans Politik. Und sagt, was er vor wenigen Wochen so wohl nicht gesagt hätte: "Wenn Herr Orban solche Meinungen äußert, ist es notwendig, dass darüber diskutiert wird."

Dass Meißner nach drei Jahren Vertragslaufzeit 33 sein wird, entlockt ihm noch keine Gedanken an den Karriere-Herbst. Beim FC 05 Schweinfurt hätten sie dann möglicherweise Verwendung für einen Routinier. "Ich verfolge schon, was Schweinfurt macht, habe mir die Relegation angeschaut. Aber man muss sehen, wo Schweinfurt und ich in drei Jahren stehen."

 
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