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Der Löwe aus Donnersdorf
DONNERSDORF Seit 1. Juli steht der 15-jährige Thomas Meißner bei 1860 München unter Vertrag. Sein Berufsziel, natürlich: Fußball-Profi.
Von unserem Mitarbeiter VOLKER HENSEL
 |  aktualisiert: 17.10.2017 14:30 Uhr
"Den Ball müssen wir noch umdrehen", ruft Thomas Meißner kurz vor dem Foto-Klick. "Der ist von einem anderen Ausrüster, nicht von unserem." Die erste Lektion im Profibetrieb hat er bei seinem neuen Verein 1860 München also schon gelernt. Die zweite meisterte die Familie Meißner auch schnell. "Was uns total überrascht hat: Jeder der Jungs hat schon einen eigenen Spielerberater", sagt Vater Winfried. "Uns hat auch gleich einer angerufen." Nun ist Thomas also bei Michael Koppold unter Vertrag. Der hat vor allem Talente in seinem Angebot, Thomas Broich (1.FC Köln) und Stefan Reisinger (SpVgg Greuther Fürth) haben den Sprung zum Profi schon geschafft. Koppold war einst auch der Entdecker von Karl-Heinz Riedle.

Seit 1. Juli also ist der 15-jährige offiziell der erste "Löwe" aus Donnersdorf. Auch der 1. FC Nürnberg und Greuther Fürth wollten ihn haben, aber den Drei-Jahres-Vertrag hat er dann doch in München unterschrieben. "Die haben den professionellsten Eindruck gemacht." Am Ende soll nach Möglichkeit eine Profikarriere stehen. "Ich wollte schon Profi werden, als ich fünf Jahre alt war", erinnert sich Thomas. Sein Vater unterstützt ihn dabei: "Wir probieren das jetzt einfach mal, und wenn es nicht klappt, können wir uns wenigstens nicht vorwerfen, es nicht versucht zu haben." Immerhin kommt Thomas ja auch aus einer Fußballerfamilie: Der Vater kickte in seiner Jugend, die älteren Brüder Stefan (FC Donnersdorf) und Andreas (FC Sand) sind in der regionalen Szene auch keine Unbekannten.

Doch Thomas scheint alle übertrumpfen zu können. Zuletzt war er Bayernliga-Vizemeister mit der C-Jugend des FC Schweinfurt 05. Zudem gehört er dem Bayernkader an und spielte international Anfang Juni gegen Kroatien und Tunesien. So haben ihn wohl auch die Scouts der großen Vereine ausfindig gemacht. "Der Wechsel ist die Bestätigung eines gewissen Grundtalents, aber auch das Ergebnis von Trainingsfleiß und persönlichem Engagement", urteilt FC-05-Coach Michael Kotterba über seinen ehemaligen Schützling. "Dass wir in Schweinfurt so eine tolle Saison gespielt haben, ist auch das Verdienst von Thomas, der nicht nur als Spieler, sonder auch als Kapitän immer Verantwortung übernommen hat."

"Zentral defensiv" ist seine Lieblingsposition. Also quasi die Position, die der Bremer Torsten Frings in der Nationalmannschaft bei der WM so großartig ausfüllte. "Ich kann aber auch in der Viererkette in der Innenverteidigung spielen, wo der Trainer mich halt aufstellt." Das große Vorbild des Neu-Sechzigers ist allerdings ein Offensiver: David Beckham. "Schon seit vielen Jahren. Früher habe ich mal weiter vorne gespielt und bin im Laufe der Zeit immer weiter nach hinten gerückt."

Anfang August geht es aus dem beschaulichen Donnersdorf in die große Metropole München. Dort wird der 15-Jährige im "Löwen-Fußball-Internat" wohnen. "Jeder hat sein eigenes Zimmer, und mein neues Gymnasium ist auch nur fünf Fuß-Minuten entfernt." Oft nach Hause kommen wird Thomas in den nächsten Jahren nicht, auch die Sommerferien entfallen in diesem Jahr: Bei 1860 hat die Saisonvorbereitung längst begonnen.

Gegen die alten Freunde

In einem seiner ersten Matches für den neuen Klub ging es im Spiel um Platz drei im Bau-Pokal ausgerechnet gegen die alten Freunde aus Schweinfurt. 2:0 gewannen die Münchener gegen die "Schnüdel". Thomas Meißner spielte durch. "Es war sehr lustig, wir haben viel gelacht." Böse sei ihm keiner über den Wechsel und die alten Kumpels auch nicht ganz aus der Welt. Immerhin zahlt 1860 seinem Neuzugang zwei Heimfahrten im Monat und zudem ein kleines Taschengeld. "Das wird aber nicht reichen", so Vater Winfried, "da müssen wir schon noch was zu schießen. Aber das machen wir gern." Doch bevor es in München so richtig losgeht, fährt der Donnersdorfer noch von heute bis Mittwoch nach Duisburg zum Bundesländervergleich, der zudem als Sichtung für die Nationalmannschaft gilt und für ihn eine weitere große Chance darstellt.

Eine Lektion auf dem schweren Weg zum Profi muss Thomas allerdings noch lernen. "Bisher war ich großer Bayern-Fan. Ich fürchte, da muss ich künftig etwas umdenken."

 
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