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FUSSBALL: KREISKLASSE SW 1
Fußball: Die neue Zeitrechnung in Euerbach und Kützberg hat begonnen
Im ersten Spiel als neue "Erste" gewinnt der SV Euerbach/Kützberg das Werntal-Derby dank eines Last-Minute-Treffers. Wer ist aus der Landesliga noch dabei?
Einer von unzähligen Zweikämpfen im Werntal-Derby zum Jahresauftakt in Kützberg: Hier geben Tristan Henke vom SV Euerbach/Kützberg II (links) und Dominik Wiatowski vom FV Niederwerrn/Oberwerrn nicht nach.
Foto: Steffen Krapf | Einer von unzähligen Zweikämpfen im Werntal-Derby zum Jahresauftakt in Kützberg: Hier geben Tristan Henke vom SV Euerbach/Kützberg II (links) und Dominik Wiatowski vom FV Niederwerrn/Oberwerrn nicht nach.
Steffen Krapf
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:48 Uhr

Die Veränderungen über die Winterpause hinweg beschränken sich bei den Fußballvereinen in der Regel auf Spielerwechsel, Vertragsverlängerungen oder Trainerentlassungen. Viel mehr spielt sich in den quälend langen Monaten der fußballfreien Zeit meist nicht ab. Beim SV Euerbach/Kützberg war das diesmal anders: Als am Samstag Schiedsrichter Maximilian Tischer das Werntal-Derby zwischen den SV und dem FV Niederwerrn/Oberwerrn in Kützberg anpfiff, begann eine neue Zeitrechnung für die Gastgeber.

"Unsere zweite Mannschaft", unterlief Jürgen Hartmann, dem Vorsitzenden des TSV Kützberg, auch am Rande der Partie noch ein freudscher Versprecher. Es ist eben gewöhnungsbedürftig – ganz offiziell, beim Verband, wird das Team auch noch als zweite Mannschaft geführt. Nach Jahren in der Bezirksliga und Landesliga meldete der Klub in der Winterpause seine erste Mannschaft vom Spielbetrieb ab. Das ambitionierte Projekt scheiterte und die Kreisklassen-Mannschaft in der Schweinfurter Staffel 1, früher die Zweite, ist plötzlich die fußballerische Speerspitze beider Vereine.

Kampf und Leidenschaft beim Neustart

Freilich schickte die "neue Erste" weit weniger Potenzial aufs Spielfeld als ihr "Vorgänger". Dafür zeigte sie, wie leidenschaftliche 90 Minuten aussehen können. Der letzte Landesliga-Auftritt war nämlich einer zum Vergessen: Mit 2:8 unterlag der SV Euerbach/Kützberg im vergangenen November blamabel gegen den Tabellenletzten Ebersdorf. Alles Schnee von gestern. Der Umbruch sei mittlerweile verdaut, erklärt Hartmann. Es sei eine saubere Abwicklung gelungen. Die Spieler verstreuten sich in alle Himmelsrichtungen zu neuen Klubs, einige stiegen sportlich sogar auf und kamen bei Bayernligisten unter.

Anfangs habe man den interessierten Vereinen zwar erst verdeutlichen müssen, dass der SV Euerbach/Kützberg nach der Abmeldung der Landesliga-Elf kein Selbstbedienungsladen sei, berichtet Hartmann. Aber letztlich seien, so der Funktionär,  mit allen Vereinen und den abwandernden Spielern faire Lösungen gefunden worden.

"Unsere ganze Konzentration liegt jetzt auf dieser Mannschaft", versucht Hartmann die Veränderung zu beschreiben: "Wir haben natürlich vorher auch immer versucht, uns um die Mannschaft zu kümmern. Aber jetzt haben wir einfach mehr Zeit dafür." Das wird aber nicht heißen, dass Euerbach/Kützberg jetzt plötzlich in der Kreisklasse anfängt, aufzurüsten. Neuzugänge gab es im Winter keine. Mit Trainer Andre Dünninger wurde im Winter vorzeitig verlängert.

Keeper Saballus ist noch da

Es scheint ein wenig, als sei das höherklassige Fußballabenteuer einfach wie weggeblasen. Das hätte man auch am Samstagnachmittag meinen können, bis man genauer in Richtung Tor der Heimelf blickte. Dort stand mit Christoph Saballus der einzig Verbliebene aus der alten Landesliga-Mannschaft.

Christoph Saballus stand 72 Mal in der Landesliga und 27 Mal in der Bayernliga zwischen den Pfosten. In Rückrunde ist der 27-Jährige Kreisklassen-Tormann.
Foto: Steffen Krapf | Christoph Saballus stand 72 Mal in der Landesliga und 27 Mal in der Bayernliga zwischen den Pfosten. In Rückrunde ist der 27-Jährige Kreisklassen-Tormann.

Der 27-Jährige, der vor einigen Jahren noch im Kader des FC 05 Schweinfurt stand, trägt auch weiterhin das Trikot des SV Euerbach/Kützberg. Aufgrund seiner beruflichen Verpflichtungen als Bundeswehrsoldat sei ein Wechsel zu einem höherklassigen Team wohl gerade nicht passend gewesen, erklärt Hartmann den Verbleib von Saballus, der dann neun Minuten nach der Pause mit einem lauten Jubelschrei und der ausgestreckten Faust unmissverständlich zeigte, dass er auch in der Kreisklasse mit ganzem Fußballerherz bei der Sache ist.

Jannis Mehler, einer von zwei Spielern aus der "Zweiten", die in der Hinrunde stets bei der Ersten mittrainierten und dort in der Landesliga auch zu Einsätzen kam, erzielte nach einer starken Einzelleistung das 1:0. Der zweite Spieler, der auf dem Sprung in die Landesliga-Mannschaft war, sorgte in der Nachspielzeit für noch lauteren Jubel. Nach Oliver Kuhns Ausgleich in der 69. Minute sah es aus, als würde das Werntalderby ohne Sieger beendet werden. Nico Reuß hatte jedoch etwas dagegen – mit seinem späten Freistoßtreffer zum 2:1.

"Wir versuchen jetzt, wieder etwas Neues aufzubauen", sagt Hartmann mit einem leichten Grinsen. Was das für die Zukunft bedeuten wird, muss sich erst noch zeigen. Mit dem Last-Minute-Erfolg zum Jahresauftakt ist der SV Euerbach/Kützberg aber wohl zumindest mal alle Abstiegssorgen los. Auf den Tabellenvorletzten FV Niederwerrn/Oberwerrn wartet dagegen noch ein Frühjahr mit ganz viel Abstiegskampf.

Fußball, Kreisklasse Schweinfurt 1, Männer

SV Euerbach/Kützberg II – FV Niederwerrn/Oberwerrn 2:1 (0:0)

Euerbach: Saballus – Schirmer, T. Willacker, Gerstner, Greubel, N. Reuß, Hegel, Henke, Balko, Mehler, Weber. Eingewechselt: Kezaz.

Niederwerrn: Madei – Ph. Schubert, Kraus, Schreiber, Pa. Schubert, D. Wiatowski, Klass, C. Willacker, Senff, Kuhn, Fähr. Eingewechselt: M. Wiatowski.

Schiedsrichter: Maximilian Tischer (TSV Werneck). Zuschauer: 82. Tore: 1:0 Jannis Mehler (54.), 1:1 Oliver Kuhn (69.), 2:1 Nico Reuß (90.+3). Rot: Andre Dünninger (85., Trainer SV Euerbach/Kützberg II).

 
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