In der 65. Spielminute gab es bei der DJK Schwebenried/Schwemmelsbach in der Partie gegen Viktoria Kahl einen Doppelwechsel: Für das Offensivduo Marcel Kühlinger und Julian Hart kamen der wochenlang verletzt ausgefallene Pascal Stürmer und ein neuer DJK-Spieler namens Tobias Strobl.
Strobl? Da war doch was! Genau, es ist der Trainer des Regionalligisten FC Schweinfurt 05 höchstpersönlich, der im rot-schwarzen DJK-Trikot nach nur einem gemeinsamen Training auflief. Und das soll weder ein Werbegag sein, noch ein einmaliges Ereignis. "Immer wenn der Spielplan es zulässt und solange mich der Verein haben will und ich bei Spielermangel aushelfen kann", sagte Strobl. Die Motivation des 34-jährigen: "Bewegungsdrang und Liebe zum Fußball." Und auch abseits vom harten Profigeschäft den Kopf frei kriegen.
Gegenseitige Lobeshymnen
Den Kontakt hatte DJK-Stürmer Marcel Kühlinger hergestellt, der auf der Nullfünfer-Geschäftsstelle arbeitet, letztlich war die Aktion binnen weniger Tage völlig geräuschlos über die Bühne gegangen.
"Er ist ein Geschenk für uns, für die DJK und auch für mich als Trainer", war Schwebenrieds Coach Dominik Schönhöfer voll des Lobes. Kompetenzgerangel fürchtet der DJK-Trainer dabei nicht, Strobl will beim Landesligisten nur Spieler sein – und lernen: "Bei so einem erfahrenen Kollegen zuzuschauen und auch die Ansprache zu hören, das ist für mich ein Gewinn", sagte der 34-jährige Strobl.
Mit dem "Neuen" änderte sich die Körpersprache
Bei der DJK war Strobl sofort integriert und akzeptiert. "Ein außergewöhnlicher Mensch", war Schönhöfer voll des Lobes. "Bodenständig und voller Leidenschaft. Er kommt hier zu einem Dorfverein in der Landesliga und das erste was er sagt ist: 'Coach, wenn ich 90 Minuten auf der Bank sitze, ist das vollkommen ok.' Er ist ein Vorbild für uns alle. und ein unglaublicher Mensch. Ich bin mir sicher, er hat eine Riesenkarriere vor sich," zeigte sich Schönhöfer mehr als angetan.
Nach einer bärenstarken ersten Halbzeit hatten die Schwebenrieder einen kleinen Durchhänger, dann kam Strobl und sofort änderte sich die Körpersprache seiner neuen Mitspieler. Die DJK bekam die Partie wieder in den Griff. "Tobias hatte sofort einen unglaublichen Einfluss bei jedem Spieler, unfassbar. Ich bin begeistert von ihm, das kann man ruhig mal sagen", schwärmte Schönhöfer.
Marc Müllers erster Doppelpack
Darüber vergaß der DJK-Coach freilich auch nicht sein Team insgesamt zu loben. Das hatte nämlich dank des völlig verdienten 2:0 über Kahl den dritten Sieg in Folge gefeiert und war auf Platz fünf geklettert, Stoßrichtung Aufstiegsrunde.
Schon in der ersten Halbzeit hätten die "jungen Adler" deutlich höher als nur 1:0 führen müssen. Fabio Baum (7., Alleingang, 45. Kopfball an den Außenpfosten) und Kühlinger (21., knapp daneben) hätten schon frühzeitig alle klar machen können. So blieb es Marc Müller überlassen für die Führung zu sorgen. Als alles auf seine Flanke wartete, schlenzte er den Ball überraschend ins Netz – ein herrlicher Treffer (24.).
Partylaune in der DJK-Kabine
Auch das 2:0 ging auf Müllers Konto, ein strammer Schuss nach mustergültiger Vorarbeit von Baum (77.). "Mein erster Landesliga-Doppelpack", freute sich 21-Jährige, "endlich konnte ich mich mal belohnen." "Im Training macht er so was öfter", wusste Trainer Schönhöfer.
Von Bayernliga-Absteiger Kahl war indes wenig zu sehen. Einmal hatte Schwebenried Glück, als Leang Valenzuela den Innenpfosten traf und der Ball zurück in den Strafraum sprang (79.). Mehr ließ die DJK nicht zu. "Wir sind eine Einheit auf dem Feld, das macht die Mannschaft in den letzten Wochen überragend", lobte Schönhöfer und begab sich Richtung Kabine, aus der bereits laute Partymusik und der Dampf der Nebelmaschine waberten – mittendrin am Ende eines perfekten Sonntags, wenn auch mit Wasser statt mit Bier: Tobias Strobl.