
Wenn man momentan auf der Homepage des Bayerischen Fußball-Verbandes auf die Tabelle der U19-Bayernliga guckt, dann reibt man sich zunächst vielleicht etwas verwundert die Augen. Denn auf dem letzten Tabellenplatz steht der FC Schweinfurt 05. Mit zehn Siegen und drei Unentschieden aus bisher 13 Partien. Und null Punkten. Der Grund dafür, dass die „kleinen“ Schnüdel auf dem letzten Tabellenplatz geführt werden, ist allerdings ihr großer Erfolg in der Hinrunde, nach der sie die bayerische Meisterschaft gewonnen hatten. Dadurch haben sie sich gleichzeitig die Teilnahme an der DFB-Nachwuchsliga erkämpft. Statt Bayern- heißt es jetzt quasi "kleine Bundesliga", wie manch einer die DFB-Nachwuchsliga gern bezeichnet. Und die startet am Sonntag, den 2. Februar für den FC Schweinfurt 05 mit dem Heimspiel gegen die U19 von Erzgebirge Aue (13 Uhr, Sachs-Stadion). Schaffen es die Schweinfurter in ihrer Siebenergruppe, in der noch die Nachwuchsteams vom 1. FC Nürnberg, Jahn Regensburg, Carl-Zeiss Jena, FC Ingolstadt und Rot-Weiß Walldorf spielen, mindestens auf Platz vier, starten sie in der kommenden Saison gleich in der DFB-Nachwuchsliga.
Einer der Hauptverantwortlichen für den Erfolg ist Trainer Marcel Kühlinger, der in der vergangenen Saison noch für den Landesligisten DJK Schwebenried/Schwemmelsbach die Fußballschuhe schnürte und seit dieser Spielzeit auch Mitglied der sportlichen Leitung des FC 05 ist. Wir haben ihn zum Interview gebeten.

Marcel Kühlinger: Ich kann mich zumindest nicht erinnern, mich schon mal mehr gefreut zu haben.
Kühlinger: Wir sind als erster der Bayernliga-Hinrunde in die Nachwuchsliga aufgestiegen und können uns über diese Liga-B, in der wir jetzt sind, quasi für die Vorrunde in der nächsten Saison qualifizieren. Es ist eine Gruppe mit sieben Mannschaften. Und um sich als Team eines Vereins ohne Leistungsnachwuchszentrum, wie wir es sind, zu qualifizieren, müssen wir unter die ersten Vier unserer Gruppe kommen, um in der kommenden Saison von Beginn an in Liga-B dabei zu sein und nicht erst nach der Winterpause dazuzustoßen. Und man kann sich dann nächste Saison als einer der ersten Drei in seiner Liga-B-Gruppe sogar für die Meisterrunde, also Liga A, qualifizieren. Oder man spielt eben, so wie wir jetzt, in Liga B.
Kühlinger: Es ist eine große Ehre und natürlich ein riesiges Abenteuer für den Verein, die Spieler und die Verantwortlichen. Wir wissen noch gar nicht so genau, was da jetzt auf uns zukommt. Wir können uns ja nun mit Teams aus lizenzierten Leistungsnachwuchszentren messen. Wir freuen uns auf die Aufgabe.
Kühlinger: Das ist das Schöne jetzt, dass diese neue Nachwuchsliga in zwei Hälften geteilt ist, sodass der Jahrgang, der es in der Bayernliga geschafft hat aufzusteigen, sich belohnt und selbst das Bundesliga-Erlebnis hat. Und eben nicht der Jahrgang, der ein Jahr später dann nachkommt.
Kühlinger: Es war sicher nicht der richtige Gradmesser, um sich auf die U19-Nachwuchsliga vorzubereiten. Natürlich waren das auch gute Mannschaften mit viel Qualität, aber es waren auch Teams dabei, die nicht an die Spitzengruppe in der Bayernliga herangekommen sind. Aber wir erwarten natürlich schon, dass es jetzt aus einem anderen Fässle geht.
Kühlinger: Am Anfang der Vorbereitung wollte gefühlt jeder für sich Bäume ausreißen und sich zeigen. Über das Jahr aber haben wir es immer mehr geschafft, aus den einzelnen Ideen, die jeder hat, eine gute Idee für uns als Mannschaft zu finden, so dass wir in allen Spielen extrem geschlossen und diszipliniert aufgetreten sind, was im Jugendbereich nicht immer selbstverständlich ist. Da haben die Jungs schon Riesenfortschritte gemacht. In einer U19-Mannschaft sieht man aber auch ganz allgemein von Woche zu Woche in allen möglichen Bereichen Fortschritte. Ob das jetzt der Spieler individuell ist oder die Mannschaft insgesamt. Auch neben dem Platz haben die Jungs große Fortschritte gemacht, etwa bei der Frage: Wie lebe ich denn im Leistungsfußball?“ Stichwort Ernährung, was soll ich zwei oder drei Tage vor einem Spiel machen. Oder auch nicht machen. Man merkt, dass die Jungs sich extrem dafür interessieren, was ihrem Körper guttut. Und wie man es dann hoffentlich auch schafft, in so einer Liga mitzuhalten.
Kühlinger: Mit Sicherheit. Das ist nichts Ungewöhnliches. Das gibt es ja auch schon in der Bayernliga, dass da immer mal wieder Scouts vorbeischauen. Das ist völlig normal und in der Nachwuchsliga eigentlich bei jedem Spiel gang und gäbe.
Kühlinger: Wir wissen noch nicht so genau: Sind wir weit weg? Können wir mithalten? Das ist momentan alles eine Unbekannte, weil wir ja davon ausgehen, dass das Niveau deutlich höher ist als in der Bayernliga. Wenn ich unsere Gruppe sehe – die Topmannschaften wie Bayern, Dortmund oder Schalke spielen natürlich alle in Liga A – dann sind das Mannschaften, mit denen wir uns im unteren U-Bereich auch öfter mal gemessen haben. Da gibt es Jahre, in denen man etwa stärker als Carl-Zeiss Jena ist, und dann welche, in denen man schwächer ist. Wir werden jetzt schauen, was da auf uns zukommt und wollen natürlich bestmöglich Ergebnisse liefern.
Kühlinger: Mit Emil Zorn und Valentin Schmitt sind ja jetzt schon wieder zwei Spieler auch Teil der Regionalligamannschaft. Wir haben in dem Jahrgang, der jetzt rauskommt durch die Bank sehr talentierte Jungs. Aber ob es auf Anhieb für die erste Mannschaft reicht, das müssen wir noch sehen. Wir hoffen es natürlich.
Kühlinger: Ich denke fast auf die erste. Aktuell ist die die Freude, das erste Mal in dieser Liga antreten zu können, sehr groß. Aber ich muss auch ehrlich sagen, dass die Spiele gegen den 1. FC Nürnberg gerade hier in der Region schon etwas Besonderes sind.
Kühlinger: Genau. Wir wollen es versuchen. Ob es realistisch ist, werden wir sehen, aber ich halte es nicht für völlig unmöglich.