
Es war eine Entscheidung, die die Korbball-Szene in Unterfranken und darüber hinaus Mitte Oktober 2024 in Aufregung versetzt hatte: Die Korbhüterin des TSV Eßleben, Klara Aschenbrenner, war bei einer unangemeldeten Nachmessung am dritten Spieltag der laufenden Bundesligasaison als zu groß gemessen worden. Es ging um einen Millimeter, den die als eine der besten Korbhüterinnen der Republik geltende Spielerin, über der für Messungen geltenden Toleranzgrenzen lag.
Die Folge: eine lebenslange Sperre als Korbhüterin. Dagegen hatten die Betroffenen durch Anwalt Joachim Saam Berufung eingelegt. Aber die ist mittlerweile vom Verband durch das letztinstanzlich sportlich zuständige Bundesschiedsgericht abgewiesen worden. Die lebenslange Sperre für Aschenbrenner bleibt also bestehen. Das bestätigte auf Nachfrage Klaus Tropsch, Vorsitzender des Technischen Komitees (TK) des Deutschen Turnerbunds (DTB), gegenüber dieser Redaktion.
Korbhüterinnen dürfen laut der Regularien des DTB maximal 176 Zentimeter groß sein. Es gibt aber eine Toleranzgrenze bis 178 Zentimeter. Wer größer ist, wird gesperrt. Für ein Jahr, wenn sie 178 bis 178,5 Zentimetern groß ist. Wer noch größer ist, darf lebenslang nicht mehr als Korbhüterin auflaufen. Aschenbrenner war mit 178,6 Zentimetern gemessen worden. "Sie hat also alle drei Toleranzgrenzen gerissen", stellt Tropsch klar.
Klaus Tropsch: "Es gibt nun einmal Regeln"
Für den TK-Vorsitzenden ist folglich klar: "Es gibt nun einmal Regeln und Grenzen. Und wenn die samt Toleranz überschritten sind, dann folgen eben die vorher definierten Strafen." Das sei vergleichbar mit einer Geschwindigkeitsüberschreitung im Straßenverkehr. Wer geblitzt werde und auch nach Abzug der Toleranz zu schnell unterwegs gewesen sei, den ereile eben eine vorher bekannte Strafe. Im übrigens handele es sich bei Aschenbrenner nicht um einen Einzelfall. "Es ist schon des Öfteren passiert, dass eine Spielerin raus gemessen worden ist", so Tropsch. Zuletzt waren vor rund zweieinhalb Jahren bei der deutschen Meisterschaft Korbhüterinnen des TSV Ettleben und der Hambacher U19 betroffen.
Seitens des Vereins und der Spielerin herrscht weiter Unverständnis über die Entscheidung des Sportgerichts, die bereits im Januar final gefällt worden war. "Die verschiedenen Sachverhalte, aufgrund derer Einspruch eingelegt worden ist, werden nicht näher bezeichnet", hatte das zustände Sportgericht moniert. "Der TSV Eßleben hat Einspruch eingelegt, aber wogegen, wusste niemand", sagt Tropsch und erklärt, dass laut "Fachgebietsordnung Korbball" der schriftliche Einspruch eben den konkreten Einspruchsgrund enthalten müsse.
Zudem seien Formalien nicht eingehalten worden, etwa eine entsprechende Gebühr für den Einspruch nicht innerhalb einer erforderlichen Drei-Tage-Frist einbezahlt worden. Anwalt Saam dagegen sagt, man habe schon bei der Messung am Spieltag mündlich angefragt, wohin eine Einspruchsgebühr zu zahlen sei, habe darauf aber keine konkrete Antwort erhalten. "Die haben behauptet, sie hätten die Kontonummer nicht gehabt, aber die steht ja in unserer Ausschreibung, die jeder Verein zu Saisonbeginn bekommt", sagt dagegen Tropsch.
Joachim Saam über das Urteil: "Juristisch nicht nur falsch, sondern skandalös"
"Mit der Entscheidung, der Einspruch habe die Formalie nicht erfüllt, hat man sich der ganzen Probleme des Falls entledigt", sagt Anwalt Saam. Er bezeichnete die Entscheidung des Sportgerichts als "juristisch nicht nur falsch, sondern skandalös". Er habe in seiner über 30-jährigen Anwaltstätigkeit schon das eine oder andere erlebt, mit dem er nicht glücklich gewesen sei. Aber "das, was hier gelaufen ist, ist hanebüchen". Verfahrensmäßig sei der Fall zwar abgeschlossen, aber "wir werden das in irgendeiner Form noch aufarbeiten", will Saam die Akte noch nicht endgültig schließen. Was immer das heißen mag.
Aschenbrenner war nach ihrer Sperre zunächst im Feld aufgelaufen, wo sie auch weiterhin für ihren TSV spielen könnte. An den Korb aber gibt es kein Zurück mehr. Wäre Aschenbrenner innerhalb der Toleranz geblieben, hätte sie maximal in der laufenden Saison nicht mehr als Korbhüterin eingesetzt werden, im kommenden Spieljahr aber an den Korb zurückkehren dürfen. Nun, so ist zu hören, werde sie wohl ihre Karriere am Ende der laufenden Spielzeit beenden. Letztlich wegen eines Millimeters.
ich bin früh auch leichter wie abends ;-)