Wenn in der NGN-Arena, dem vormaligen Schulstadion des TSV Aubstadt, am Donnerstag um 18.30 Uhr das seit Montagmorgen ausverkaufte Eröffnungsspiel der Regionalliga-Saison 2021/22 angepfiffen wird, dann sitzt auf der Trainerbank des renommierten Gegners SpVgg Unterhaching ein anderer Trainer als bis Mai in der Dritten Liga. Aus der sind die Münchener Vorstädter Ende der vergangenen Saison als Tabellenletzter abgestiegen und trennten sich von ihrem Chef-Trainer, dem Niederländer Arie van Lent. Sie holten sich mit dem 33-jährigen Sandro Wagner einen Nachfolger, der schon als Spieler eine ungewöhnliche Karriere hatte und der diese als Trainer ebenso ungewöhnlich, wenn auch von der Steilheit des Aufstiegs her gegensätzlich, fortsetzt.
Wagner wurde in seiner Jugend elf Jahre lang (1995 bis 2006) beim FC Bayern München ausgebildet. Danach spielte er zehn Jahre lang bei sechs verschiedenen deutschen Vereinen. Erstmals deutlich ins Rampenlicht der Öffentlichkeit trat er beim SV Darmstadt 98, dann beim MSV Duisburg und dem 1. FC Kaiserslautern. Besonders profilierte er sich beim SV Werder Bremen, der TSG Hoffenheim und beim FC Bayern München.
Acht Länderspiele und fünf Tore für Deutschland
Zum Abschluss seiner aktiven Zeit versuchte er sein Glück noch einmal von Ende 2019 bis Juli 2020 in China bei Tianjin Teda, von wo er allerdings in die Heimat zurückkehrte, weil er ohne seine Familie nicht in der dortigen Bubble leben wollte. Nach acht Einsätzen in der U21-Auswahl wurde er erst mit 29 Jahren A-Nationalspieler, kam aber noch auf acht Länderspiel-Einsätze mit fünf Torerfolgen.
Seit Sommer 2020 trat er als Fernseh-Experte in zweiter Funktion in die Öffentlichkeit und in dritter seit Juli 2021 als Trainer der von Ex-Nationalspieler Manfred Schwabl geleiteten SpVgg Unterhaching. Der Präsident verpflichtete ihn eigentlich als Trainer der U19-Junioren. Er dürfte der einzige Jugend-Trainer eines Profiklubs sein, der nach zwei Spielen auf der Bank zum Cheftrainer der ersten Mannschaft befördert wurde.
Mit der U19 gelingt der Aufstieg in die Bundesliga
Wagner führte die U19-Junioren der Hachinger nämlich mit zwei Siegen in der Aufstiegsrelegation gegen den FC Schweinfurt 05 in die A-Junioren-Bundesliga. Er kam, sah und siegte. Bei Sandro Wagner dauert manches eben sehr lange und manchmal geht es sehr schnell. Seine Rolle als Experte beim ZDF während der Europameisterschaft spielte er mit Bravour, mit Expertisen wie ein alter TV-Hase, der sich seine eigene sportliche Vergangenheit nie raushängen ließ.
"Für uns ist es selbstverständlich, dass wir Sandro den Rücken frei halten. Als wir ihn von der U19 zur ersten Mannschaft hochgezogen haben, hat er bereits in seiner Rolle als Experte beim ZDF gearbeitet", sagte Hachings Präsident Manfred Schwabl, ehemals beim 1. FC Nürnberg, 1860 München und Bayern München und Ex-Nationalspieler, der Deutschen Presse-Agentur. Man habe es gemeinsam besprochen und abgemacht, dass er diese Rolle immer wahrnehmen könne, wenn er angefordert werde. "Sein Trainer-Job hat keinen Einfluss auf sein Engagement bei uns", betonte ZDF-Sportchef Thomas Fuhrmann.
Manfred Schwabl verspricht Rückendeckung
Er habe seine Rückendeckung und die des gesamten Vereins, also auch von seinem Trainerteam, stellte Schwabl weiterhin klar. "Das ist alles machbar. Wenn Sandro fehlt, übernehmen eben die Co-Trainer. Das ist eine absolut runde Sache. Robert Lechleiter und Roman Tyce bringen als Co-Trainer aus der vergangenen Saison und als Ex-Profis viel Erfahrung mit. Dazu kommt jetzt noch Thomas Kasparetti, der mit Sandro schon in der U19 zusammengearbeitet hat."
In Unterhaching erhofft man sich von Wagner einen ähnlichen Erfolg wie mit dem Nachwuchsteam. "Durch den Aufstieg mit der U19 in die Bundesliga hat Sandro einen Top-Einstand bei uns gehabt. Nachdem wir jetzt viele junge Spieler nach oben geholt haben, wollen wir auch hier sportlich den nächsten Schritt gehen, nämlich so schnell wie möglich wieder hoch", sagte Schwabl. "Wann das sein wird, werden wir sehen."