
17,86 Quadratmeter, auf die 350 Fußbälle gleichzeitig passen würden, wollen verteidigt werden. Christoph Saballus hütet seit dieser Saison bei Nordwest-Landesligist SV Euerbach/Kützberg das Tor und ist Herr über den Kasten von 2,44 Metern Höhe und 7,32 Metern Breite. Alle Hände voll zu tun also, diese Maße gegen die möglichen 350 Bälle abzudecken.
Eine willkommene Herausforderung für den 27-Jährigen, der seit dem zehnten Lebensjahr seine Lieblingsposition zwischen den Pfosten sah. "Ich wollte immer Torwart werden", erinnert er sich. Allerdings dauerte es die gesamte Jugendzeit über, bis dieser Herzenswunsch in Erfüllung ging.
Vielseitig einsetzbar
Zunächst musste sich der gebürtige Kieler nämlich seine Lorbeeren als Feldspieler verdienen, weil die Torwartpositionen immer schon besetzt waren und er zudem genügend Talent für andere Aufgaben mitbrachte. Die ersten fußballerischen Gehversuche fanden in einem Dorfverein im Norden statt, bevor die Familie nach Bayern zog und er mit acht Jahren zum TSV Poppenhausen kam.
Aber das war nur die erste Anlaufstation, denn der Weg führte bald direkt zum FC Schweinfurt 05. Und da wechselweise mal ins defensive Mittelfeld, mal in die Innenverteidigung und später auch mal in den Sturm, aber sehr zum Bedauern von Saballus bis zum letzten Jahr in der A-Jugend nicht ins Tor.
Ein Mann für alle Fälle also. Kaum eine Position, die der Bundeswehrsoldat auf Zeit nicht schon inne gehabt hätte, frei nach dem Motto "man wächst mit seinen Aufgaben". Ein Allroundtalent eben, was der Spitzname "Crack", der sich bis heute gehalten hat und soviel wie Fachmann oder Experte bedeutet, unterstreicht.
Das alles könnte er nicht ohne eine gehörige Portion Ehrgeiz leisten. "Den habe ich", bestätigt der Fan von Manuel Neuer, Torwart des FC Bayern München und der Nationalmannschaft. Gelegentlich schaut er sich Videos seines Vorbilds an und manches von ihm ab. "Ich will immer mein Bestes geben", lautet der Leitsatz, der ihn unter anderem möglichst keine Trainingseinheit versäumen und beständig an sich arbeiten lässt.
Der Traum von "mehr" ist geplatzt
Denn ein kleines Defizit gibt es in den Augen von Saballus: die Körpergröße von 1,83 Metern. "Da dürfte es ein bisschen mehr sein. Jeder Zentimeter zählt für die Strafraumbeherrschung", erklärt der Torwart, der dieses kleine Manko durch gutes Stellungsspiel wettzumachen versucht.
Die Redewendung "bekannt wie ein bunter Hund" ist ebenfalls zutreffend. Saballus ist genau das. Und er ist es gerne. Gesellig, kontaktfreudig, offen nach allen Seiten und für alles, wie das Spiel auf den unterschiedlichsten Positionen und in vielen verschiedenen Vereinen zeigt. Vor zwei Jahren nutzt er seine Chance, höherklassig zu spielen und wechselte zum TSV Aubstadt in die Regionalliga. Doch diese Freude währte nur ein knappes halbes Jahr. Eine schwere Verletzung und berufliche Gründe zwangen ihn zu einer längeren Auszeit. Zerplatzt der Traum.
Am Samstag geht es ins Derby
Um so größer die Freude, als Euerbachs Trainer Julian Grell – ehemaliger Teamkollege in Aubstadt – vor dieser Saison nach ihm verlangte. Keine Frage, dass er diesem Ruf folgte. Er bereut es nicht, selbst auch wenn es ligatechnisch gesehen ein sportlicher Abstieg um zwei Klassen war. Aber die Mannschaft blickt nach oben und visiert den Aufstieg in die Bayernliga an.
"Das ist ganz nach meinem Geschmack", schwärmt Saballus, den es in die höhere Spielklasse drängt. Er wird im Derby gegen die FT Schweinfurt am Samstag um 16 Uhr alles dafür tun, seinen Kasten sauber zu halten, um dieses Topspiel – der Zweite empfängt den Dritten – für sich zu entscheiden. Ein Sieg wäre ein weiterer Schritt nach vorne und vor allem eine Wiedergutmachung für die unnötige Niederlage der Vorwoche. "Wir sind heiß und freuen uns riesig darauf", gibt Saballus die Stimmung im Team wieder.