Im Sommer 2022 erschien das Tor zur Kreisliga für die SG Dittelbrunn noch wie vernagelt. Gleich aus zwei Relegationsrunden ging der 3500-Einwohner-Ort als Verlierer hervor. Ein Jahr später, als der sprichwörtliche Zug eigentlich schon abgefahren war, gelang dem Team um das Spielertrainer-Duo Vladimir Slintchenko/Lucas Berger doch noch der ersehnte Coup. Die SG nutzte die glücklichen Umstände für sich und stieg in die Kreisliga auf – mit dem festen Ziel, dort zu bleiben.
"Am Ende kann man sagen, war es glücklich, alles in allem aber nicht unverdient", sagt Slintchenko, der 36 Jahre alte Spielertrainer, rückblickend. Als Tabellenvierter hatte die Mannschaft die Relegation eigentlich um einen Platz verpasst. Aufgrund des Verzichts des Kreisklasse-Dritten, der SG Sömmersdorf/Obbach/Geldersheim, rückte Dittelbrunn aber nach. Die SG ergriff die Gelegenheit beim Schopfe – schlug den da Noch-Kreisligisten SG Üchtelhausen-Zell im Relegationsduell mit 2:1. "So ist es halt im Sport", sagt Slintchenko zur glücklichen Fügung.
Dabei erinnert er sich an eine Episode aus seiner Zeit als Spieler beim FC 05 Schweinfurt, wo man einst von der Insolvenz des damaligen Regionalligisten Sportfreunde Siegen profitiert hatte und in der Bayernliga verbleiben durfte. "So etwas gehört eben auch dazu." Man müsse aber auch betonen, dass die Mannschaft es sich durch ihre starken Leistungen in den vergangenen Jahren verdient habe, so Slintchenko. Seit 2018 – als Slintchenko Berger als Spielertrainer zur Seite gestellt worden war – ging es für die SG kontinuierlich bergauf. "Wir haben uns Jahr für Jahr gesteigert", sagt der Innenverteidiger, der nach seiner Zeit beim FC 05 auch noch höherklassig für den Würzburger FV und den SV Euerbach/Kützberg auflief.
Die SG Dittelbrunn überwintert auf einem ordentlichen neunten Tabellenplatz
Die positive Entwicklung macht auch eine Liga höher nicht Halt. Die SG Dittelbrunn überwintert auf einem für einen Aufsteiger sehr ordentlichen neunten Tabellenplatz mit vier Punkten Vorsprung auf die Relegations-Abstiegsplätze. "Ich weiß ja, was die Mannschaft leisten kann", erzählt Slintchenko stolz. "Ich wusste von Saisonbeginn an: Wenn wir mit voller Kapelle spielen, sind wir bestimmt nicht Abstiegskandidat Nummer eins." Besonders die starke Phase im Herbst, mit drei Siegen aus vier Spielen, könnte am Ende der Runde noch Gold wert sein. Dabei ist die Achse des Teams, wie Slintchenko es beschreibt, sogar seit längerem unvollständig. Slintchenko in der Abwehr, Berger im Mittelfeld – und ganz vorne knipste in der Vergangenheit eigentlich meist Oldie Stefan Krieger – der aber aufgrund einer schweren Knieverletzung die gesamte Hinserie ausfiel. Als "Goalgetter" sprang für ihn bis dato Jonas Wunder in die Bresche – mit elf Treffern.
Ziel der SG ist es, wie soll es anders sein, die Klasse zu halten. "Erstmal gut rauskommen aus der Winterpause", sagt Slintchenko. "Wenn die Jungs gut mitziehen, bin ich sehr positiv gestimmt, dass wir das Ziel auch erreichen. Wenn es sich ergibt, nehmen wir gerne den frühzeitigen Klassenerhalt mit. Es wäre schön, mal nicht in die Relegation zu müssen." Ob es mit dem Duo Berger/Slintchenko weitergeht, steht indes noch nicht fest. Die Gespräche finden in Dittelbrunn traditionell spät statt, verrät der Coach, der kein Wandervogel ist. "Das ist leider alles andere als gewöhnlich", sagt er dazu. "Ich sehe mich als Person, die gerne langfristig wo arbeitet und nicht von Jahr zu Jahr weiterzieht. Mir ist es wichtig, eine Entwicklung mitzuverfolgen. Wenn das gelingt, verweile ich auch gerne länger."