Es kracht und knallt, wenn Amy Riffel im Schweinfurter Kraftwerk mit ihrem Trainer Alexander Parchaev-Günther im Ring steht. Die 19-Jährige lässt beim Pratzentraining eine blitzschnelle und wuchtige Kombination aus Schlägen und Tritten nach der anderen folgen. Die Maibacherin ist passionierte Kickboxerin, die noch große Ziele in ihrem Sport hat. Eine ungewöhnliche Verwandlung brachte sie überhaupt erst zum Kampfsport.
Vor gut sechs Jahren wagte Amy Riffel einen Schritt, der ihr Leben verändern sollte. Schon länger schielte sie in Richtung Kampfsport. Ihr Vater war Karateka, ihre Cousine betrieb Kickboxen. Doch Amys Mutter war nicht so recht angetan, dass ihre Tochter einen Sport, in dem Schläge und Tritte verteilt werden, nachgehen möchte.
Als kleines Mädchen begann Amy mit dem Ballett und tanzte dann insgesamt sechs Jahre lang. "Irgendwann konnte ich meine Eltern überreden, dass ich Kampfsport mal ausprobieren darf", erinnert sie sich. Sie war Feuer und Flamme – und blieb dabei. "Meine Mama war am Anfang natürlich nicht begeistert, wenn die Prima-Ballerina auf einmal in den Kampfsport wechselt."
Die junge Frau erzählt die Anekdoten humorvoll und selbstbewusst. Sie selbst fand den Sprung vom Tanz zum Kampf auch gar nicht so krass, wie es von Außen den Anschein erwecken könnte. "Die Beweglichkeit, die ich aus dem Ballett hatte, hat mir gut geholfen." Die Trainingsintensität an der Tanzschule sei ziemlich hoch gewesen, erklärt sie. Mit der dort erlernten Disziplin war sie für das harte Kampfsporttraining bestens gewappnet.
Die ersten Erfolge ließen nicht lange auf sich warten
Ihr Trainer im Kraftwerk, Alexander Parchaev-Günther, gerät, angesprochen auf seine Kämpferin, ins Schwärmen: "Sie hat einen starken Charakter und ist für alle ein Vorbild." Ein ganz wichtiger Schritt sei es gewesen, als Riffel mit 18 Jahren vom Leicht- in den Vollkontakt wechselte. "Das war eine Überraschung", erinnert sich der Coach. "Sie machte das früher als viele Jungs, die gleichzeitig mit ihr anfingen."
Die heute 19-Jährige hat schnell gemerkt, dass sie etwas in der Sportart erreichen kann und will. Die ersten Erfolge bei Wettbewerben ließen nicht lange auf sich warten. Ihr Trainer erkannte das Talent und förderte sie mit vielen Extra-Trainingsübungen. Seither konnte die Maibacherin im Vollkontakt und K 1 große Erfolge (Deutsche Meisterin und Vize-Weltmeisterin) im Amateurbereich feiern, bei Turnieren in ganz Deutschland und international in Österreich, Slowenien, Italien und Wales.
Begleitet wird sie dabei immer von ihrem Vater. Die Arbeiten im "Hintergrund" erledigt ihre Mutter, die sich die Kämpfe allerdings nicht ansieht. "Sie findet es aber mittlerweile richtig gut, dass ich das mache", erklärt die junge Frau.
Zwischen den Wettkämpfen stehen jede Woche fünf Trainingseinheiten auf dem Programm. Ein großer Aufwand, den sie neben ihrer Ausbildung im Groß- und Außenhandelsmanagement auf sich nimmt. Tagsüber am Schreibtisch, abends im Kampfsport-Gym. Eine spezielle Motivation braucht sie dafür nicht: "Ich habe mich dazu entschlossen, also mache ich es. Es gehört einfach zu meinem Leben." Der Kampfsport verleiht ihr viel Selbstvertrauen, betont sie. "Es stärkt dich einfach." Sie kann es jeder jungen Frau nur empfehlen, sich auch in den Ring zu stellen.
Kickboxen hat nichts mit Schlägerei gemein
Amy Riffel liebt ihren Sport – mit allen Facetten. "Ein Kampf kann ganz schnell vorbei sein, aber es steckt so viel dahinter", erklärt sie ihre Faszination. Im Ring ist sie hart im Nehmen. "Ich war es schon früh durch das Training mit den Jungs gewohnt, auch mal härtere Treffer abzubekommen", erklärt sie. Mehr als blaue Flecken gebe es in der Regel aber nicht.
Mit den anderen Kämpferinnen versteht sie sich in aller Regel auch nach den Kämpfen gut. Ihr Credo lautet: "Wenn du hart trainiert, ist der Kampf für dich einfacher." Ihr Trainer beschreibt ihren Kampfstil anschaulich: "Sie ist eine echte Kämpferin – und sie ist schlau. Kickboxen ist keine Schlägerei, sondern Taktik und Spaß."
Die Weltmeisterschaft ist fest im Blick
Riffel hat im Ring noch einiges vor. Als nächsten Schritt würde sie gerne einen Gala-Kampf bei einer Fight Night bestreiten – und natürlich hat sie die Weltmeisterschaft in Kanada im Oktober fest im Blick.
"Amy hat für ihr Alter schon viel gewonnen. Aber es geht noch weiter. Kampfsport kennt keine Grenzen. Du kannst immer dazulernen", sagt ihr Trainer. Amy Riffel wird sich ganz sicher weiter durchschlagen – mit Herz und Verstand.