
Den letzten Nackenschlag des Jahres bekam die Mannschaft des Türkiyemspor SV-12, als bereits Winterpause war. Durch den Rückzug des SC Schwarzach in der Bezirksliga Ost verschärft sich die Situation der Schweinfurter im Abstiegskampf einmal mehr. Der Aufsteiger fiel, nach dem alle Schwarzacher Spiele aus der Wertung genommen worden waren, zurück auf einen direkten Abstiegsplatz. Das Ruder herumreißen soll im Frühjahr ein Trainerroutinier: Helmuth Weisensel übernimmt den vakanten Posten an der Seitenlinie.
Bei seiner letzten Trainerstation – vor mehr als fünf Jahren – bewies der heute 62-Jährige seine Fähigkeiten als "Feuerwehrmann". Damals hatte er den VfL Volkach nach dessen verkorkstem Rundenstart als Kreisliga-Schlusslicht übernommen. Am Ende der Saison 2018/19 landete sein Team im sicheren Mittelfeld. Nun möchte der Schleeriether Türkiyemspor vor dem direkten Wiederabstieg in die Kreisliga retten. Kein einfaches Unterfangen bei jetzt vier Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz und bereits acht Punkten Rückstand auf einen direkten Nichtabstiegsplatz.
"An der grundsätzlichen Situation hat sich durch den Rückzug des SC Schwarzach nur wenig geändert", findet Weisensel trotz der nochmal verschlechterten Ausgangslage. "Ich hätte nicht zugesagt, wenn ich nicht davon überzeugt wäre, dass die Mannschaft das noch packen kann." Im vergangenen Jahr konnten die Schweinfurter nach der Kreisliga-Meisterschaft eine Liga höher nur drei Spiele gewinnen. Ein Sieg, der gegen Schwarzach, ist im Nachgang wertlos.
Nach der höchsten Saisonniederlage, dem 1:9 gegen den TSV Gochsheim am 13. Spieltag, hatte Aufstiegstrainer Murat Akgün seinen Rücktritt erklärt. Abwehrspieler Mert Topuz hatte die Elf bis zur Winterpause als Interimstrainer übernommen. Für die Wende sorgte der Trainerwechsel mit nur mageren vier Punkten aus sechs Spielen letztlich nicht.
Neuer Trainer will die Defensive verstärken
Besonders anfällig zeigt sich Türkiyemspor in der Defensive. Da möchte Weisensel künftig auch den Hebel ansetzen. "Den Gegentorschnitt möchte ich senken", sagt er mit Blick auf die 59 Gegentreffer in 17 Spielen. "Vorne ist die Mannschaft immer für ein Tor gut." Zumindest in der Theorie. Vom technischen Niveau seiner neuen Elf ist er überzeugt. Die Statistik mit nur 15 erzielten Treffern spricht allerdings bis dato eine andere Sprache.
Am 26. Januar bittet Weisensel zum Aufgalopp. Bei den anstehenden Hallenturnieren wird er noch nicht als Trainer fungieren. Der erfahrene Übungsleiter kündigt akribische Arbeit an, vor allem im Defensivverhalten, bei der taktischen Disziplin und in Sachen Fitness. "Wenn die Mannschaft in der Vorbereitung ordentlich arbeitet, kann sich ein Flow entwickeln", erklärt er. "Das realistische Ziel ist die Relegation. Sollte es zu einem sehr guten Start kommen, ist vielleicht auch mehr möglich."
Weisensel wollte fränkische Nationalmannschaft etablieren
Bei der neuerlichen Mission als "Feuerwehrmann" habe er nichts zu verlieren, erklärt er. Aufgrund beruflicher Veränderung habe der Dozent in der Erwachsenenbildung mehr Zeit und Muse für den Trainerjob als die letzten Jahre, verrät er, warum es ihn jetzt doch noch einmal packt, eine Mannschaft zu übernehmen.
In den Nullerjahren war Weisensel ein bekanntes Gesicht der hiesigen Szene, etwa als Trainer beim FV Karlstadt und dem Würzburger FV. Die größte öffentliche Aufmerksamkeit erlangte er dann zweifellos im folgenden Jahrzehnt, als er eine fränkische Nationalmannschaft etablieren wollte, dabei aber mit dem Bayerischen Fußballverband (BFV) und dem Deutsche Fußball-Bund aneinander geriet. Später war er dann unter anderem noch als Co-Trainer der BFV-Auswahl im Uefa-Regions-Cup aktiv.