
Bratwurst, Bier, Fans - Stimmung. Am frühen Samstagnachmittag war der Fußball endgültig zurückgekehrt ins Willy-Sachs-Stadion. Nach Unterfranken. 1000 Zuschauer waren zugelassen und vor allem die Fans unter dem Tribünendach machten Lärm wie 10000. "Football's coming home" - ein Stück Normalität zurück im Sport. Da verdrückten nicht wenige Fußball-Liebhaber, die corona-bedingt so viele Monate auf ein derartiges Live-Erlebnis hatten warten müssen, eine paar Tränchen der Freude.
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FC-05-Trainer Tobias Strobl war so einer, wurde nach dem Spiel richtig sentimental. "Das war heute unfassbar, so etwas hatte ich in meiner Trainer-Laufbahn noch nie erlebt" - die Stadien in Pipinsried, Rosenheim und Ingolstadt II sind eben nicht unbedingt als Hexenkessel verschrien. "Auch wegen dieser Fans bin ich nach Schweinfurt gekommen. Das hat etwas mit Profisport zu tun." Schon in den Vorwochen war der 33-Jährige beeindruckt vom 05-Anhang, der dem Team auch nach Aschaffenburg und Bayreuth hinterher gereist war, obwohl er wegen der Einschränkungen nicht ins Stadion gedurft hatte. Dann gab's eben Support von außerhalb des Zauns.
Disziplinierte "Stehplatz"-Zuschauer
Möglich gemacht hatte die für die Verhältnisse stattliche und gar nicht mehr gewohnte Kulisse die Mitte der Woche erteilte Ausnahmegenehmigung durch das Gesundheitsamt - gleichwohl die Stadt Schweinfurt sogar 1500 Menschen zugelassen hätte. Selbst bei den Verantwortlichen des FC 05 Schweinfurt waren die Diskussionen über noch mehr Besucher und die dementsprechende Klage beim Verwaltungsgericht Würzburg am Ende vergessen. "Tolle Kulisse", bestätigte auch Vereins-Anwalt und Verwaltungsratsmitglied Jürgen Scholl. "Wir wollten mit unserem Vorstoß ohnehin eher ein Zeichen setzen, denn ernsthaft so kurzfristig etwas bewirken." Die Umsetzung des Hygienekonzepts funktionierte derweil prima. Die 759 Zuschauer, die nicht unters Dach durften, hatten artig ihre Sitzkissen mitgebracht und sich mit ausreichend Abstand auf den "Stehrängen" verteilt. Die wenigen, die zwischendurch mal aufstanden, wurden von den Ordnern freundlich ermahnt, sich wieder in der aufgemalten Zone hinzusetzen.
In Havelse, einem Stadtteil von Hannovers Nachbarstadt Garbsen, könnten es ebenfalls bis zu 1000 Zuschauer werden. Im nur 3500 Besucher fassenden Wilhelm-Langrehr-Stadion ist damit ebenfalls mächtig Rambazamba vorprogrammiert. Zumal sich dann die TSV-Fans, in Schweinfurt mit einer Reisebus-Besetzung vertreten, jedoch erst nach dem Siegtreffer wirklich lautstark, etwas mehr austoben dürften. Schweinfurter Anhänger bekommen ebenfalls ein Karten-Kontingent; vereinbart waren 15 Prozent der Gesamt-Kapazität, also bis zu 150 Tickets.
Und wieder sind die Schweinfurter Nullvierer
Auf ihre Kosten kamen aber auch jene Fußball-Begeisterten, die sich für die Live-Übertragung im Bayerischen Fernsehen entschieden hatten. Und mit Kuriositäten "belohnt" wurden. Insbesondere die Einblendung des Endstandes entbehrte nicht ein gewissen Komik: "Schweinfurt 04 - TSV Havelse" war unter dem 0:1 zu lesen. Erst eineinhalb Wochen zuvor hatte der bayerische Verbandsspielleiter Josef Janker in seiner Laudatio für den Regionalliga-Meister aus den Nullfünfern Nullvierer gemacht. Immerhin war in der vorangegangenen Berichterstattung aus Schweinfurt DIE Fußballstadt Unterfrankens gemacht worden - als hätte es nie Zweitliga-Fußball in Würzburg gegeben.