Lennart Rössler vom SC Ostheim freut sich. "Das Jahr läuft bisher einfach überragend für mich", sagt der 18-Jährige. "Nach dem deutschen Berglauftitel habe ich innerhalb weniger Tage zweimal eine neue persönliche Bestzeit über 3000 Meter auf der Bahn aufstellen können, und nun kommt auch noch die Teilnahme an der Europameisterschaft im Berglauf obendrauf."
Lennart Rössler kann sein Glück gerade kaum fassen. Er habe sich das "aber alles selbst erarbeitet und damit auch verdient", sagt sein Heimtrainer Marcus Enders. "Die Ereignisse überschlagen sich im Moment. Nach der Bestzeit über 3000 Meter in Pfungstadt konnte Lennart diese am Wochenende noch einmal um sechs Sekunden toppen – eine gewaltige Steigerung". Die neue Bestmarke, aufgestellt bei der Sparkassengala in Regensburg, steht nun für den jungen Läufer im Ostheimer Trikot bei 8:42,94 Minuten.
Die Puzzleteile für den Erfolg
"In diesem Rennen ist Lennart voll an seine Grenzen gegangen, hat sich von den schnellen Konkurrenten pushen lassen", erklärt Marcus Enders die neue Bestleistung. Jahrelanges gutes Training, neue Impulse und Laufpartner, Geduld sowie verletzungsfrei bleiben, zahle sich letztendlich aus. Der Trainer nennt "mentale Stärke, persönliche Reife und die familiäre Unterstützung" als weitere Puzzleteile für Lennart Rösslers sportlichen Erfolg.
Sein Schützling mache das alles richtig, suche sich, um Gelenke, Bänder und Sehnen zu schonen, auch andere sportliche Alternativen wie Radfahren oder Schwimmen. "Leistungssport ist immer ein Ritt auf Messers Schneide", sagt Marcus Enders aus eigener Erfahrung. "Man muss auf den Körper hören und sich Zeit zur Regeneration geben, schließlich will man auch im Alter noch Sport treiben können."
Helle Aufregung im Hause Rössler
Diese Gedanken hat Lennart Rössler gerade nicht. Sein Fokus ist auf das erste Juni-Wochenende gerichtet. An diesem Mittwoch geht es nach Annecy in Frankreich zur Berglauf-Europameisterschaft. "Gleich nach meinem Gewinn des deutschen Meistertitels im April kamen zwei DLV-Funktionäre auf mich zu und stellten mir den Start bei der EM in Aussicht", erzählt der Niederläurer. "Das wollte ich noch gar nicht so richtig an mich heranlassen, denn für eine solche Nominierung müssen viele Kriterien erfüllt sein und nicht nur der eben abgeschlossene Wettkampf."
Diese kam dann per E-Mail und versetzte die gesamte Familie Rössler in helle Aufregung und Euphorie. Die Eltern werden wie fast bei jedem Rennen auch in Frankreich an der Strecke stehen, um ihren Sohn anzufeuern. Auch der Arbeitgeber in Schweinfurt spielte mit und genehmigte seinem schnellen Mitarbeiter zwei Tage Sonderurlaub. Ob Heimtrainer Marcus Enders ebenfalls nach Annecy reist, steht noch nicht fest.
Die Distanz im "Up-and-Down- Lauf" beträgt sechs Kilometer und beinhaltet circa 450 Höhenmeter, ähnlich wie bei den deutschen Meisterschaften. Dort hat der EM-Neuling gerade bei den Bergab-Passagen von seiner Grundschnelligkeit profitiert, die er sich in den Bahnrennen holt.
Der einzige Deutsche im Rennen
"Ich werde der einzige Deutsche in meinem Rennen sein. Laut Meldeliste sind aus anderen europäischen Ländern gleich mehrere Läufer am Start", sagt Lennart Rössler stolz. "Das sehe ich aber nicht als Belastung an, sondern es ist eine Ehre, mit dem Deutschlandtrikot auflaufen zu dürfen."
Trotz der vorherrschenden Glücksgefühle hat sich Lennart Rössler für die EM keine utopischen Ziele gesteckt. "Allein dabei sein zu dürfen, ist die größte Erfüllung für mich als junger Sportler. Ich will die Atmosphäre und das ganze Drumherum eines internationalen Wettbewerbs aufsaugen. Und ich weiß: "Ich werde im Lauf mit jedem Schritt und mit jeder Faser mein Bestes geben."
