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Fußball: Regionalliga Bayern
Wieso der TSV Aubstadt gegen den FC Bayern München II einen Punkt verdient gehabt hätte
Nach dem 0:1 gegen Bayern München II trösten die Spieler des TSV Aubstadt Elfmeter-Fehlschütze Ingo Feser. Wie Trainer Victor Kleinhenz seine Elf aufbaut.
Ben Müller (links), der Kapitän des TSV Aubstadt, hält Malik Tillman (FC Bayern München II) vom eigenen Tor fern.
Foto: Rudi Dümpert | Ben Müller (links), der Kapitän des TSV Aubstadt, hält Malik Tillman (FC Bayern München II) vom eigenen Tor fern.
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Rudi Dümpert
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:55 Uhr

Die Regie dieses qualitativ herausragenden Spiels der Fußball-Regionalliga Bayern zwischen dem TSV Aubstadt und dem FC Bayern München II hatte es eigentlich vorgesehen, dass es keinen Sieger, sondern ein verdientes Unentschieden gegeben hätte. Das den FC Bayern Amateuren freilich zu wenig gewesen wäre im finalen Streit um die Meisterschaft mit Bayreuth.

Die Mannschaft von Gäste-Trainer Martin Demichelis führte bis nach Ablauf der 90. Minute mit 1:0 (1:0), etwas glücklich aus Münchener Sicht zustande gekommen und auf eben solche Weise dabei geblieben. Dann wurde Michael Dellinger auf dem Weg zum wahrscheinlichen Ausgleich per Notbremse von den Beinen geholt. Und die Frage, wer denn diesmal die Verantwortung übernehmen würde, hatte doch Ingo Feser diese Saison schon zwei Mal vergeben, ein Mal erst im Nachschuss und einmal auf direktem Weg getroffen: Ingo Feser natürlich.

Die Spieler des TSV Aubstadt trösten Ingo Feser nach seinem Elfmeter-Fehlschuss

Frage an ihn, als er erneut übers Tor geschossen hatte und kurz danach abgepfiffen worden war. Keine Antwort. Verständlich. Versöhnlich und vorbildlich, wie ihn ein Spieler nach dem anderen und die beiden Trainer des TSV Aubstadt, Victor Kleinhenz und André Betz, auf dem Weg zum Spielerkreis Trost spendeten. Was hätte er schon antworten sollen, der sich sonst so schlagfertig und selbstbewusst ausdrückt?

Wer bestimmt überhaupt den Schützen in so einem Fall? "Das erledigt die Mannschaft", so die Trainer unisono. Und wie? "Da gibt es eine Rangliste." Wenn bei den Aubstädtern immer von familiärer Grundstimmung die Rede ist: In so einem Fall beweist sie sich. Es dürfte keinen gegeben haben, der nicht bis ins Innerste enttäuscht gewesen ist. Es gab aber kein böses Wort, noch nicht einmal einen solchen Blick.

Kleinhenz scharte schneller als üblich seine Spieler um sich und sagte: "Ich bin heute unheimlich stolz auf eure Leistung. Ihr habt wirklich einen sehr großen Kampf geliefert. Du kannst es nicht viel besser spielen gegen eine Mannschaft mit so viel Qualität." Und Punkten. Die Bayern hatten schließlich vor der Partie in Aubstadt bereits 24 Punkte mehr auf dem Konto als die Gastgeber.

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"Wir machen genauso weiter, Männer", rief Kleinhenz. "Wir wollen zwar immer gewinnen. Aber wir brauchen diesen einen Punkt nicht unbedingt. Wir werden uns aufbäumen, fahren nach Pipinsried, spielen gegen Schalding, holen uns noch die sechs Punkte zum Abschluss einer überragenden Saison und dann fahren wir nach Illertissen. Köpfe hoch, das heute war eine irre gute Leistung."

Die sich im Groben so einteilen lässt: Aubstadt startete überragend, als wolle man den Jungs von der Isar sofort den Schneid abkaufen. Dennoch ging die erste Halbzeit mit ein paar Prozentanteilen und einem Tor Vorsprung an die Gäste. In der zweiten Halbzeit waren die Aubstädter Herr im Haus, zogen die Partie an sich, brachten auch die nötige Geduld auf, nicht mit dem Kopf durch die Wand zu wollen. Sie spielten Chance um Chance heraus, mussten nur bei Standards auf die zwei aufgerückten Riesen aus der Innenverteidigung höllisch aufpassen. Überdies klappte das Umschaltspiel der Bayern nach vorne wie nach hinten noch einen Tick professioneller.

Auffallendste Akteure waren der baumlange Jamie Lawrence, der eigentlich überhaupt nicht zu verteidigen war und dennoch nichts anbrannte. Der andere war Armindo Sieb, der in der 15. Minute mit dem Kopf zur Stelle war, den TSV-Keeper Lukas Wenzel etwas unschlüssig zu weit weg von der Linie und zu weit weg von ihm sah. Mit der Folge, dass seine Kopfball-Bogenlampe von Wenzel nicht mehr zu erreichen war. Ein ungewohnter, ebenfalls zu verzeihender Fehler des Helden des Siegs im Toto-Pokal-Halbfinale gegen den TSV 1860 München.

Die Halbzeitführung des Tabellenzweiten war nicht unbedingt unverdient, aber auch nicht zwingend nötig. Im zweiten Spielabschnitt glich das Anrennen des TSV Aubstadt Don Quijotes Kampf gegen Windmühlen, die langen Verteidiger. Die traurigen Gestalten trugen jedenfalls das rote Trikot statt der Ritterrüstung.

Stefan Buck vom FC Bayern München gesteht: "Wir hatten das Glück auf unserer Seite"

Stefan Buck, Münchens Co-Trainer, gestand: "Heute hatten wir das Glück auf unserer Seite, mit der Steigerung bis hin zum Elfmeter. Wenn man den Spielverlauf sieht und was zu verlieren hat, wenn der Gegner so viel Druck macht, ist es immer schwer. Deshalb sind wir sehr froh über die drei Punkte. Es war ein klasse Regionalligaspiel."

Und noch einmal Victor Kleinhenz: "Es war ein richtig gutes Fußballspiel heute, technisch und taktisch sehr hochwertig. Ingo Feser hat gefühlt schon 200 Elfmeter für Aubstadt reingemacht. Ist natürlich schade, das tut dem Kerl aber am meisten weh. Das wird aber ihn und uns nicht umwerfen." André Betz ergänzte: "Wir hätten einen Punkt verdient gehabt. Ich ziehe aber den Hut vor der Mannschaft."

Die Statistik des Spiels

Fußball, Regionalliga Bayern, Männer
TSV Aubstadt - FC Bayern München II 0:1 (0:1)
Aubstadt: Wenzel – Langhans (84. Heinze), Hüttl (72. Köttler), Behr, Feser – Volkmuth (68. Harlaß), Müller – Hofmann (74. Bieber), Pitter (74. Schönwiesner), Endres – Dellinger.
München: Schenk – Feldhahn, Lawrence, Herold (56. Kehl) - Rhein (70. Aydin), Brückner – Vidovic, Scott (48. Ranos), Copado – Tillman (87. Metu), Sieb.
Schiedsrichter: Markus Pflaum (Dörfleins).
Zuschauende: 1860.
Tor: 0:1 Armindo Sieb (15.).
Gelb: Hüttl - Lawrence.
Quelle: rd
 
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