"Einen dreckigen Sieg als Befreiungsschlag" wollte Aubstadts Trainer Julian Grell nach diesem in die Hose gegangenen Saisonauftakt in der Fußball-Regionalliga Bayern mit drei Niederlagen aus drei Spielen landen. Und gegen Türkgücü München (2:1) war es dann auch endlich soweit mit den ersten Punkten der Saison. Über "endlich mal eine Woche mit zwei Siegen" nach dem Pokal-1:0 in Karlburg freute sich hinterher dann auch der erleichterte Timo Pitter.
Das Wort "dreckig" war dann jedoch aus keiner der vielen Einschätzungen zu diesem so wichtigen Sieg gegen München herauszuhören. Auch nicht bei der präzisen Schnell-Analyse von Grell in den Spielerkreis hinein. In dem schließlich Constantin Härter zwischen dem "Zicke-zacke" und dem "Hoi-hoi-hoi" Keeper Max Böhnke einfach mal um den Hals sprang.
Ja, dieser Befreiungsschlag hätte nicht länger ausbleiben dürfen, so verdient, aber auch spät (90.+5) und von daher glücklich er zustande gekommen sein mag. Sonst wäre es mit dem Selbstvertrauen und Glauben ans eigene Potenzial der TSV-Truppe den Haubach runter gegangen. Das phasenweise sogar sehr ordentliche Regionalliga-Match war gegen Ende hin ein verkrampftes Ringen beider Teams um deren jeweils ersten Sieg im vierten Spiel der neuen Runde.
Das Spiel war 97 Minuten lang ein Balance-Akt, der jederzeit in die eine oder andere Richtung hätte kippen können. Und in der Nachspielzeit wurde die Partie der helle Wahnsinn. Positiv für Aubstadt, negativ für die "Türkische Kraft" aus München, die bei einem Zähler, errungen immerhin gegen Würzburg, hängenblieb.
Partie von Nervosität geprägt
Für vier Neuzugänge in der Startelf hatte sich Grell diesmal entschieden: Max Böhnke erstmals im Tor, Luke Hemmerich links außen in der Kette, Chreighton Braun auf einer Sechs und Max Grimm als Spitze für den gesundheitlich angeschlagenen Marco Nickel. So viel zur Aufstellung. In ihre Einstellung übernahmen die Aubstädter die vor dem Anpfiff in der Vereinshymne besungenen Werte wie Leidenschaft und das füreinander Einstehen, woran auch bis zum Schluss nicht zu rütteln war.
Dennoch war unübersehbar, dass die Partie von Nervosität geprägt war. Zusätzlich brachte manch kuriose Entscheidung des Schiedsrichters eine unnötige Schärfe ins Spiel, dem das hohe Konfliktpotenzial nie ausging. Zum Beispiel bekam Grell Gelb, weil er Marcel Volkmuth etwas laut mit "Marcel, du bleibst vorne, basta!" anherrschte. Räsoniert wurde demnach nicht nur in der Nord-Ost-Ecke des "Fanclubs Widerwärtig", das Publikum war selten so echauffiert.
Erinnerungen ans Heimspiel gegen Fürth
Bis zur Pause war das 0:0 nicht unverdient, obwohl da schon die Großchance von Volkmuth vergeben war und Grimm nach einem vermeintlichen Strafraum-Foul an ihn keinen Elfer, sondern Gelb bekommen hatte. Als aber Münchens David Abrangao (50.) Volkmuth abgeräumt und Rot gesehen hatte, trat der 20-jährige Grimm zum ersten Akt als Matchwinner in Aktion und verwandelte den fälligen Elfmeter erfolgreich zum 1:0 (51.).
Was würde das Kopfkino nun vom ominösen Heimspiel gegen Fürth (1:3) vom zweiten Spieltag übertragen? Wo es fünf Minuten nach der Führung den Ausgleich und danach das Stecker-Ziehen gegeben hatte? Es übertrug den Ausgleich, diesmal zehn Minuten später: nach Elfmeter-Foul des für Tim Hüttl (verletzt) eingewechselten Lukas Mrozek an Sandro Porta. Ünal Tosun verwandelte zum 1:1, und es dauerte nicht lange, bis die Stimmung auf den Rängen zu kippen drohte ob der Ohnmacht trotz eines Spielers mehr auf dem Feld.
Julian Grell spricht seinen Spielern ein Lob aus
München war nun auf Augenhöhe mit der Heimelf. Die höherkarätigen Chancen, bei denen aber die letzte Präzision vor dem Tor fehlte, produzierte aber besonders die rechte TSV-Angriffsseite, vorwiegend über Timo Pitter. Der allerdings, es lief die letzte Nachspiel-Minute, eine Flanke von links mit dem Kopf für Grimms zweiten Akt vorlegte. Der 20-jährige Matchwinner machte es diesmal ganz cool bei seinem Lucky Punch und strahlte hinterher wie ein Honigkuchenpferd: "Ich hätte sogar noch eins machen können. Aber auch so ist das ein so geiles Gefühl."
Während Grell kollektiv lobte: "Unglaublich wichtig. So was haben wir gebraucht und wir haben es uns auch verdient. Ihr könnt stolz auf euch sein. Vielen Dank, Jungs."
Fußball: Regionalliga Bayern
TSV Aubstadt - Türkgücü München 2:1 (0:0).
TSV Aubstadt: Böhnke – Heinze, Hüttl (46. Mrozek), Behr (90.+6 Zander), Hemmerich – Trunk, Braun (67. Hatman) – Pitter, Volkmuth (62. Maier), Weiß (62. Nickel) – Grimm.
Türkgücü München: Schmid – Hoppe, Roßbach, Kurija, Abrangao – Tosun (86. Lacazette) – Yel 90. Gerstmayer), Hutterer, Porta (82. Reich) – Tunc, Terakaj (46. Scintu).
Schiedsrichter: Simon Schreiner (Reichenberg/Rottal). Zuschauende: 475. Tore: 1:0 Max Grimm (51., Foulelfmeter), 1:1 Ünal Tosun (61., Foulelfmeter), 2:1 Max Grimm (90.+5). Rot: Abrangao (51., Notbremse).