Wer war Sisyphus? Eine Figur der griechischen Mythologie. Er musste der Sage nach als Strafe der Götter einen riesigen Felsbrocken einen Berg hinauf rollen und, wenn er zu schwach geworden war, immer wieder von vorne anfangen. Was ist überhaupt aus dem BC Bad Königshofen geworden, der auch irgendwie immer wieder von vorne anfangen muss?
Der einzige Verein im Landkreis Rhön-Grabfeld mit der Randsportart Badminton, der national erfolgreiche Spielerinnen und Spieler wie die Brüder Christopher und Sebastian Ames, Fabian Hippold, Leander Adam oder Lena Bregulla hervorbrachte. Der mal Regionalliga-Meister war und beinahe in die 2. Bundesliga aufgestiegen wäre, ehe sich die Mannschaft auflöste. Dessen zweite Mannschaft zur ersten und gleich Bayernliga-Meister wurde und sich dann ebenfalls auflöste.
Gibt es den BC Bad Königshofen überhaupt noch?
Der in der Abbruchsaison 2019/20 erneut Bayernliga-Meister wurde und aus personellen Gründen auf den Aufstieg in die Oberliga verzichtete, um die Jugendlichen, die hätten nachrücken müssen, in ihrer Entwicklung nicht zu überfordern. Und der seine Mannschaft am 22. Oktober 2021 mit einer Mail an den Landesverband wegen Personalmangels vom Spielbetrieb abmeldete: Gibt es den überhaupt noch?
Und ob! Die neue Vorsitzende Silvia Jetschni und der vereinsinterne Trainer Frank Helmerich sorgten dafür, dass die Nachwuchsarbeit mit regelmäßigem, intensivem Training weiterlief. Nun blieb allerdings die zweite Mannschaft die zweite, wenn auch durchwegs mit Jugendlichen besetzt, die in der Bezirksklasse A den Verbandsspielbetrieb fortsetzte. Nur noch der Obereßfelder Andreas Ortlauf war als Ersatzmann aus der ehemaligen Ersten übrig geblieben und sorgte, so die Auskunft von Frank Helmerich, an Position 1 für die meisten Punktgewinne. Nur das eine Spiel ohne ihn am ersten Spieltag ging verloren, danach wurde alles gewonnen.
"Die Motivation der jungen, gemischten Truppe war sehr hoch. Das merkte man daran, dass sie öfter mit fünf männlichen Jugendlichen antrat, die dann auch alle zum Einsatz kamen", sagt Helmerich. Lediglich mit dem Frauen-Anteil im Team hatte man etwas Probleme. Lisa-Marie Wehner, anfangs verletzt, Mira Kuhn und Natascha Straßheim spielten im Einzel, Doppel und Mixed.
Bei den Jungs war es eine breite Palette mit Lukas Morawe, Silas Lerche, Benny Bördlein, Kilian Jetschni, Jonas Hummel, Andreas Ortlauf, Markus Klüpfel und Leo Ziegler. Von der ehemals ersten Mannschaft durften keine Stammspieler eingesetzt werden, da sie nach dem Rückzug vom Verband für den Rest der Saison gesperrt wurden.
Der BC Bad Königshofen II ist Meister der Bezirksklasse A geworden
"Das machte gar nichts, denn alle haben sich im Lauf der Saison spielerisch verbessert und konnten sich enorm steigern", betont Helmerich. Das letzte Spiel wurde auswärts bei der DJK Schweinfurt II mit 5:3 gewonnen. So wurden sie mit 12:2 Punkten Meister der Bezirksklasse A und dürfen somit in die Bezirksliga aufsteigen.
Und jetzt eine zunächst seltsame Auskunft von Frank Helmerich: "Die Mannschaft ist so motiviert, dass sie auf den Aufstieg verzichtet. Sie darf nämlich sogar in der Bezirksoberliga antreten, weil die erste Mannschaft durch ihren Rückzug der erste Absteiger aus der Bayernliga war und der Verein deswegen hier antreten darf."
Andreas Ortlauf soll in der Bezirksoberliga an Position 1 spielen
Gerade für Andreas Ortlauf sei es wichtig, dass er in der Bezirksoberliga spielen könne, weil er einen ordentlichen Entwicklungssprung gemacht habe und bestimmt an Position 1 eine positive Bilanz erreichen werde. Auf ihn wurden auch höherklassige Vereine aufmerksam und buhlten um ihn. "Doch Andy steht zum BC und möchte sich mit der jungen Mannschaft in der BOL behaupten", sagt Helmerich.
Hinzu komme, dass in der nächsten Saison die 13-jährige Anne Jetschni bei den Erwachsenen mitspielen darf. "Mit ihr hat der BC ein Talent, an dem wir noch viel Freude haben werden. Die nächste Generation ist also bereit, an die Erfolge des BC anzuknüpfen." Der Stein nach oben ist also bereits wieder im Rollen, womit der BC großen Respekt für seine Sisyphus-Arbeit verdient.