
Die Tür zu den Play-offs in der Tischtennis-Bundesliga stand eigentlich sperrangelweit offen für den TSV Bad Königshofen. Die Mannschaft musste nur noch hindurchgehen. Doch da lag ein Hindernis auf der Schwelle, das sie am Samstagabend zum Stolpern brachte. Am Ende unterlagen die Königshöfer wie im Hinspiel dem Post SV Mühlhausen mit 1:3 und hielten das Rennen um die Play-off-Plätze drei und vier bis zum letzten Spieltag der TTBL offen.
Am kommenden Sonntag können die Grabfelder ab 16 Uhr den entscheidenden Schritt ins Halbfinale gegen Absteiger FSV Mainz 05 gehen. Der allerdings einen Tag vorher in Mühlhausen seine Qualitäten nachwies, ein 0:2 ausglich und nach dem Schlussdoppel doch noch unterlag.
Bastian Steger hätte zum Held des Abends werden können
Matchball zwei gegen Mainz dürfte also kaum leichter werden als der vergebene Matchball eins im unterfränkisch-thüringischen Derby. Was dieses Spiel betrifft: Das war kein Krimi mehr, das hatte schon dramatische Züge. Wobei Bastian Steger beinahe, um die Nuance von zwei Bällchen beim 10:12 im fünften Satz gegen Steffen Mengel (33), für die Gastgeber zum Held des Abends hätte werden können, zu dem stattdessen Mengel avancierte. Er gewann beide Einzel, Steger (43) nur sein erstes.
In diesem, gegen den Rumänen Ovidiu Ionescu (34), ging Steger in knappen Sätzen (11:9/12:10) in Führung. Doch der rumänische Leitwolf fuchste sich rein in die Partie und holte den Königshöfer Leitwolf mit zwei klaren Satzgewinnen aus seinem Flow: 2:2-Satzausgleich.
"Ich sag´s doch immer, schreibt mir nie mein Baschterl ab", freute sich Stegers Mutter Gerti, als ihr "Bu" wieder aufstand, den fünften Durchgang mit 11:4 für sich entschied und den TSV mit 1:0 in Führung brachte. Das schien der Schritt auf jene Türschwelle zu sein.
Der geschmeidige Asiate Jin Ueada, zuletzt in glänzender Verfassung, sollte doch eigentlich das Zeug dazu haben, den riesigen, aber nicht minder beweglichen Zwei-Meter-Modellathleten Steffen Mengel trotz 30 Zentimetern Größenunterschied, zu bezwingen. Wonach es aber kaum einmal aussah. Höchstens kurz vor dem Ende im dritten Satz, als Ueda zum 10:10 ausglich, Mengel wenig später aber doch zu dessen 3:0-Sieg gratulieren musste.
Rechenspiele der Königshöfer Fans in der Pause
1:1 zur Pause, und die Fans begannen zu rechnen, wer gegen wen die fehlenden zwei Punkte holen könnte. Käme es zum Schlussdoppel, hätten alle auf Sieg getippt. Vorher musste aber entweder Filip Zeljko (27) Irvin Betrand (24) besiegen oder Steger im Einserduell Mengel.
"Speedking" Zeljko aus Kroatien hatte im Hinspiel beide Einzel verloren, also keine guten Erinnerungen an Mühlhausen. Dort war der Franzose Bertrand überhaupt noch kein Thema für einen Einsatz im Einzel gewesen. Womit die Gastgeber auch diesmal rechneten und den Österreicher Daniel Habesohn erwarteten. Dass der, den bisher nur Kilian Ort bezwingen konnte, nicht zum Einsatz kam, mochte mancher begrüßen. Doch der Post-Trainer Erik Schreyer wird schon gewusst haben, warum er Habesohn (WR: 52) auf der Bank ließ und Bertrand (WR: 311) das Vertrauen schenkte.
Im zweiten, dritten und vierten Satz wurde klar, warum. Den ersten entschied Zeljko noch für sich. Im zweiten hatte er Satzball bei 10:9 und vergab den elften Punkt wie ein Fußballer einen Elfer ohne Torwart. Eine 2:0-Führung wäre in diesem Schlüsselspiel vielleicht die Vorentscheidung gewesen. Vielleicht kippte sogar exakt hier das ganze Spiel. Bertrand gewann, brachte sein Team 2:1 nach vorne und gab Mengel im Einserduell gegen Steger den Steilpass.
Dramatischer David-gegen-Goliath-Kampf
Diese David-gegen-Goliath-Kampf Steger gegen Mengel werden die 665 Zuschauenden verumtlich nur jemals vergessen, wenn Königshofen am kommenden Sonntag Mainz bezwingt und Düsseldorf als Play-off-Gegner feststeht. Es war mehr als nur ein Wechselbad der Gefühle, auch mehr als ein Krimi. Es schien auch mehrfach, dass Steger keine Chance haben würde, obwohl er im Hinspiel eben jenen Mengel mit 3:2 niedergerungen hatte. Den ersten Satz holte sich Steger mit 11:8, verlor den zweiten mit 6:11. Und gab Satz-übergreifend im dritten bis 0:5 acht Punkte hintereinander ab.
Mengels Körpersprache und zunehmende Dominanz deuteten eindeutig auf ein schnelles Ende zu seinen Gunsten hin. Doch wie Phönix aus der Asche stand Steger bei 1:6 auf, glich zum 6:6 aus, um schließlich doch noch mit 9:11 das Nachsehen zu haben.
Der vierte Satz war einer der spannendsten und besten, die jemals in der Shakehands-Arena gespielt wurden. Nach 2:8-Rückstand gewann ihn Steger mit 12:10. "Der helle Wahnsinn", schrie Aushilfs-Hallensprecher Philipp Wohlfart ins Mikro.
Doch der fünfte Satz sollte noch besser und noch dramatischer werden. Bis 10:10 war kein Sieger zu ermitteln. Steger wehrte zwei Gesamtmatchbälle ab, doch Mengel wehrte das Schlussdoppel ab, machte mit 12:10 Mühlhausen zum Gewinner.
Tischtennis: Bundesliga, Männer
TSV Bad Königshofen – Post SV Mühlhausen 1:3
Ergebnisse: Steger – Ionescu 3:2 (11:9/12:10/3:11/6:11/11:4); Ueda – Mengel 0:3 (8:11/4:11/10:12); Zeljko – Bertrand 1:3 (11:8/10:12/9:11/4:11); Zeljko – Bertrand 1:3 (11:8/10:12/9:11/4:11); Steger – Mengel 2:3 (11:8/6:11/9:11/12:10/10:12).
Zuschauende: 665.