Kaum sind die letzten Spiele der Fußball-Relegation abgepfiffen, beginnt bei vielen Vereinen schon wieder die Vorbereitung auf die neue Saison. So auch beim Bezirksligisten TSV Trappstadt (Lkr. Rhön-Grabfeld), der dabei auf einen Mann besonders zählt: Dominik Schmitt. Er ist dafür verantwortlich, auch bei hohen Temperaturen und extremer Trockenheit den Rasen bestmöglich zu versorgen.
Trifft man den Platzwart in diesen Tagen des Juli-Sommers bei seiner Arbeit, ist er fast immer mit seinem wichtigsten Werkzeug unterwegs: Dabei handelt es sich jedoch nicht um eine Gießkanne oder einen Rasensprenger, sondern einen Feuchtigkeitssensor. "Der Sensor ist ein ganz wichtiger Bestandteil meiner Arbeit. Ich gieße nämlich nicht dann, wenn der Rasen braun ist, sondern wenn der Boden zu trocken ist", erklärt er seinen Grundsatz.
Feuchtigkeit im Boden gibt an, wann der Rasen bewässert werden muss
Der Bewässerungsrhythmus hänge allgemein von der Philosophie des jeweiligen Platzwartes ab, doch Schmitt hat eine Faustregel: "Wenn ein Platzwart wirklich Ahnung hat, bewässert er seltener." Er selbst misst dazu mit seinem Sensor die Feuchtigkeit in gut sieben Zentimeter Tiefe des Bodens, und nennt 20 Prozent Feuchtigkeit dabei als Grenzwert, ab wann eine Bewässerung notwendig wird.
Gegossen wird vom eigenen Brunnen mittels einer eingebauten Sprinkleranlage, bei der die einzelnen Versenkregner gezielt angesteuert werden können. Ist dies der Fall, fahren sie aus dem Boden hoch und spritzen das Wasser. "Diese Geräte haben eine sehr hohe Verteilgenauigkeit und sind daher optimal geeignet", erklärt Schmitt. Fällt die Technik jedoch einmal aus, bewässert er ganz klassisch mit der Gießkanne. Ein häufiger Fehler bei der Bewässerung ohne Sensor liege darin, zu oft zu gießen, insbesondere auch vermeintlich dürre und verfärbte Stellen.
"Mehr Feuchte bringt in erster Linie mehr Probleme", bringt es Schmitt auf den Punkt. Durch das feuchte Milieu würden sich Schadgräser wie das einjährige Rispengras ausbreiten, die das ganze Jahr blühen und ständig Samen abwerfen würden. Der Einsatz der Stollenschuhe durch die Akteure sorgt dann unbeabsichtigt für eine Verbreitung des unerwünschten Gastes auf dem ganzen Platz. Am Ende brauche das Schadgras dann sehr viel Wasser und Nährstoffe, sodass der eigentliche Rasen zu kurz komme.
Während der spielfreien Zeit, hebt Schmitt die Schnitttiefe des Rasens an
Wenn Schmitt vom Rasen und der Pflege erzählt, leuchten die Augen des Rasenpflegers. Mit jeder Faser seiner Körper unterstreicht er seine Aussage, dass er "sein Hobby zum Beruf gemacht hat". Ursprünglich hatte Schmitt rund 23 Jahre in der Industrie gearbeitet, und diesen Job zunächst auch gerne ausgeübt. Die immer größere Personalverantwortung habe jedoch eine enorme Belastung dargestellt, und aus dem anfänglichen Mähen des Trappstadter Sportplatzes als Ausgleich sei irgendwann mehr geworden.
Über eine Bekannte, die aktiv Golf spielt, sei er darüber hinaus mit dem Golfclub Maria Bildhausen bei Münnerstadt in Verbindung gekommen, und ist dort nun seit mittlerweile zwei Jahren als hauptamtlicher Greenkeeper tätig. Mit zwei anderen Vollzeitmitarbeitern und weiteren geringfügig beschäftigten Mitarbeitern sorgt er für den optimalen Untergrund beim Golfen. Sein Fazit des Branchenwechsels? "Das war das Beste, was ich machen konnte!"
Neben den Golfern ist auch für die Fußball-Mannschaften ein gepflegter Rasen eine wichtige Grundlage, um erfolgreich zu spielen. Doch auch in der spielfreien Zeit, wie meist im Juni, legt Schmitt seine Beine nicht hoch, aber ändert seine Herangehensweise. Dann wird die Schnitt-Tiefe angehoben, also das Gras länger gelassen. Fast schon wie ein Friseur klingt er, wenn er seine Aufgabe beschreibt: "Da werden jeden zweiten Tag die Spitzen geschnitten."
Im Rückschneiden sieht er auch eine weitere potenzielle Fehlerquelle: "Ein stumpfes Werkzeug ist ganz schlecht. Damit rupft man oben den Rasen nur ab. Die Spitzen fransen dann aus, und das ist die beste Eintrittspforte für Rasenkrankheiten." Im Friseurchargon: Spliss sollte also unbedingt vermieden werden. Doch vorher stellt sich natürlich die Glaubensfrage der Rasenkürzer: Mähroboter oder Aufsitzmäher?
Der Aufbau des Untergrunds entscheidet über die Wahl des Rasenmähers
Schmitt hat darauf keine klare Antwort, denn "es kommt darauf an". Und zwar auf den Aufbau des Platzes. Bei einem oft üblichen Aufbau nach DIN-Norm 18195, die einem Sandaufbau entspricht, empfiehlt er keinen Roboter. "Die meisten Roboter lassen das Schnittgut liegen, und in den Böden mit Sandaufbau darf nicht zu viel organische Masse enthalten sein." Die zurückgebliebenen Reste würden hier den Bodenaufbau beeinträchtigen. Er selbst mäht in Trappstadt mit einem Sichelmäher und sammelt das Schnittgut direkt mit auf. Gleichzeitig gebe es aber auch andere Böden, bei denen ein Roboter durchaus Vorteile habe.
Ob Roboter, Aufsitzmäher oder Handmäher – bei der extremen Hitze leidet auch der Rasen in Trappstadt von Zeit zu Zeit: "Die Gräser haben ab 25 Grad Hitzestress, ab 30 Grad wächst dann gar nichts mehr", ordnet Schmitt die Temperaturen ein. Ist der Rasen an manchen Stellen dann doch verbrannt, hat er einen Trick parat: Über einen Schlauch bringt er zum Beispiel pH-neutrales Babyshampoo zusammen mit Wasser auf dem Boden aus. Dieses Gemisch dient als Befeuchtungshilfe.
Denn dort, wo der Boden verbrannt ist, ist er so verdichtet, dass er hydrophob wird, also kein Wasser mehr aufnimmt. Das Babyshampoo öffnet wieder die Poren, sodass der Boden Feuchtigkeit aufnehmen und speichern kann. Ein weiterer Tipp: natürliche Dünger, insbesondere mit Meeresalgen. Er versucht, mineralische Düngemittel zu vermeiden und setzt stattdessen organische Stoffe ein. Das sei zwar schwierig, weil sich Sportplätze stets schnell regenerieren sollen, aber nicht unmöglich.
Ein Fußballplatz produziert jeden Tag Sauerstoff für 1400 Menschen
Sein umfangreiches Wissen hat sich Schmitt bei verschiedenen Weiterbildungen geholt, erst zum Platzwart, dann, das ist die nächste Stufe, zum Greenkeeper. In Freising bietet eine Firma dabei in Kooperation mit dem Deutschen Fußball-Bund Platzwart-Seminare an, deren Besuch Schmitt zufolge durchaus lohnenswert sei. Die Kosten für drei Wochen beliefen sich zwar auf rund 2500 Euro, doch rechne sich das mitunter ziemlich schnell, wenn der Platz langlebiger werde.
Er selbst hat, darauf aufbauend, eben noch den Kurs zum geprüften Greenkeeper, Voraussetzung für seinen Job im Golfclub Maria Bildhausen. Die Arbeit dort sei zwar ähnlich, nur anspruchsvoller: "Gerade auf den Putt-Flächen müssen die vier Millimeter langen Straußgräser in Bestform sein, weil der Ball da sauber laufen muss."
Auf deutschen Fußballplätzen wächst dagegen vor allem Weidelgras und Wiesenrispe. Diese Arten haben andere Eigenschaften als die auf dem Golfplatz verwendeten Gräser und erfordern eine angepasste Behandlung. Neben dem perfekten Untergrund für Fußballer oder Golfer hat der Rasen noch einen weiteren, weitaus wichtigeren Effekt: So produzieren fünf Quadratmeter Rasen genug Sauerstoff für einen Menschen pro Tag. Hochgerechnet auf ein durchschnittliches Fußballfeld mit 7000 Quadratmetern entspricht dies Sauerstoff für 1400 Menschen. Da lohnt es sich doppelt, den grünen Teppich gut in Schuss zu halten.