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Maria Bildhausen
Serie "Besondere Berufe": Greenkeeper hocken nicht nur auf dem Rasenmäher
Frank Czarnietzki und Dominik Schmitt pflegen die Golfanlage in Maria Bildhausen. Welches Problem sie mit Uli Hoeneß und Lothar Matthäus haben und was sie Hobbygärtnern raten.
In den Morgenstunden kontrollieren Dominik Schmitt (links) und Frank Czarnietzki das Grün auf dem Golfplatz bei Münnerstadt.
Foto: Simon Snaschel | In den Morgenstunden kontrollieren Dominik Schmitt (links) und Frank Czarnietzki das Grün auf dem Golfplatz bei Münnerstadt.
Simon Snaschel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 17:10 Uhr

Der Golfplatz in Maria Bildhausen bei Münnerstadt ist einer der größten in Deutschland. Alles in allem umfasst die Anlage an die 140 Hektar, verraten Frank Czarnietzki und Dominik Schmitt. Und diese beiden müssen es wissen. Als hauptamtliche Greenkeeper kümmern sie sich wortwörtlich um jeden Grashalm auf dem weitläufigen, ehemaligen Landwirtschaftsareal. Dass ihre Arbeit oft auf genau das, nämlich die Rasenpflege beschränkt wird, ist für Czarnietzki und Schmitt ein Klischee, mit dem sie zu kämpfen haben: "Wir hocken nicht nur auf dem Rasenmäher", sagt Schmitt.

"Solange Karl-Heinz Rummenigge und ich in diesem Verein etwas zu sagen haben, wird der nicht mal Greenkeeper im neuen Stadion." Was Bayern-Patron Uli Hoeneß vor 20 Jahren über Ex-Kapitän Lothar Matthäus von sich gab, damit müssen Greenkeeper offenbar heute noch kämpfen. "Es wird oft so abwertend dargestellt", sagt Czarnietzki, der Chef-Greenkeeper im Golfclub Maria Bildhausen. Fakt ist aber: "Man braucht eine staatlich geprüfte Fortbildung über anderthalb Jahre, es ist quasi wie ein Meistertitel." Im Klartext: Czarnietzki und Schmitt sind Fachagrarwirte für Golfplatzpflege.

Freilich ist in einem Golfclub die Pflege der Rasenflächen der wichtigste und einnehmendste Teil der Arbeit, so Czarnietzki. Alleine schon, weil jede unterschiedliche Grasfläche auch speziell bearbeitet werden muss. "Wir haben 15 Maschinen im Einsatz", erklärt er. Größte Aufmerksamkeit erfordere naturgemäß das Aushängeschild eines jeden Golfplatzes: Das "Green", auf dem die Sportlerinnen und Sportler die Bälle einlochen. "Wenn der Ball nicht 'rein geht, ist immer der Greenkeeper schuld", sagt Czarnietzki schmunzelnd.

Die Fläche vor den Löchern ist eigentlich "toter Boden, eine komplett künstliche Umgebung", erklärt Schmitt. Ein Sand-Untergrund sei notwendig, um den Rasen witterungsunabhängiger zu machen. So komme man nicht darum herum, hier mit überwiegend organischen Düngemitteln etwas beim Wachstum nachzuhelfen. Allerdings "mit viel Fingerspitzengefühl", wie Schmitt betont. "Wir verzichten, wo es möglich ist, auf jegliche Art von Pflanzenschutz- und Düngemitteln. Der Umgang mit der Natur ist uns wichtig und wir versuchen zuerst alles andere, das möglich ist." Auch gebe es ohnehin nur wenig zugelassene Mittel auf Golfplätzen.

Das 'Green', der Bereich rund um das Loch, ist das Heiligtum eines jeden Golfplatzes.
Foto: Simon Snaschel | Das "Green", der Bereich rund um das Loch, ist das Heiligtum eines jeden Golfplatzes.

Die Aufgaben der Greenkeeper führen noch wesentlich weiter. "Unsere Arbeit bringt jeden Tag etwas Neues, nicht Vorhersehbares", erklärt Czarnietzki. Pflanzenernährung, Bodenbearbeitung und Beregnungstechnik zählt der 46-Jährige neben den Mähtätigkeiten beispielhaft auf. Außerdem müsse man sich mit der natürlichen Umgebung arrangieren. "Wir kümmern uns auch um die Bedingungen für die einheimischen Tiere", so der Weichtunger, wenngleich dieses Zusammenleben Grenzen hat. "Manchmal müssen wir Wildschweine vom Gelände vertreiben", erklärt er, zu gefährlich sei deren Gewühl für die Rasenflächen.

Seit sechs Jahren ist Czarnietzki, vorher schon selbst Golfer, für die Anlage verantwortlich. Der Trappstädter Schmitt gehört seit zwei Jahren zum zweiköpfigen, festangestellten Team. Insgesamt kümmern sich bis zu zehn Personen um das Areal. Schmitt war zuvor in der Industrie tätig, hat seine Bestimmung nun aber auf dem Golfplatz gefunden. "Ich kümmere mich beim TSV Trappstadt schon seit 20 Jahren um die Fußballplätze", erzählt der 41-Jährige. Mit dem Pflegen eines Golfrasens sei das aber nicht vergleichbar: "Ein Fußballfeld wird auf 35, im Bundesligastadion vielleicht auf 20 Millimeter gemäht. Beim Green reden wir von vier Millimetern", erklärt er.

Am Morgen herrscht auf dem Gelände des Golfclubs eine besondere Atmosphäre.
Foto: Simon Snaschel | Am Morgen herrscht auf dem Gelände des Golfclubs eine besondere Atmosphäre.

Die Arbeitszeiten der Greenkeeper wandern mit der Jahreszeit. "Wir müssen loslegen, bevor die ersten Golfer kommen", sagt Czarnietzki, "im Sommer auch mal um 5 Uhr". Ausschlafen sei da selten drin, meinen beide schmunzelnd. Zwischen April und September, wenn das Gras wächst und besondere Pflege braucht, kommen leicht 50 bis 60 Wochenstunden mit viel Arbeit an den Wochenenden zusammen, so Czarnietzki. "Urlaub ist in der Hauptsaison kaum machbar. Als Greenkeeper ist ein Skifahrer geeigneter als ein Strandurlauber", sagt er lachend.

Übrigens: Die heimischen Gärten werden natürlich auch nebenbei gepflegt, verraten beide schmunzelnd. Ihre Tipps für das hauseigene Grün: "Erstens das richtige Werkzeug", sagt Schmitt. "Viele fahren Jahr und Tag mit dem Rasenmäher drüber, ohne ihn zu warten. Stumpfe Klingen schaffen Verletzungen im Rasen, durch die Schädlinge eindringen." Der zweite Punkt: "Man muss bereit sein, etwas dafür zu tun", meint Czarnietzki. Bei höherer Mähfrequenz werde die Bestockung angeregt, es bilden sich mehr Triebe und Ausläufer. Und zu guter Letzt sagt er: "Man sollte die richtigen Pflegemittel für den jeweiligen Rasen kaufen und nicht einfach einmal im Jahr Blaukorn draufschmeißen. Bedarfsgerechte Pflege ist das Zauberwort. Wer das beherzigt, hat einen besseren Rasen."

Hinweis: Sie haben einen Tipp für diese Serie? Dann wenden Sie sich doch per E-Mail an den Autor, unter simon.snaschel@mainpost.de.

 
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