
Nun hat es den TSV Bad Königshofen doch erwischt. Nach dem 1:3 gegen den Rekordmeister Borussia Düsseldorf beim Auswärtsspiel in Würzburg Mitte Dezember und darauf folgenden fünf Siegen gab es am Sonntag eine Niederlage in selber Höhe im Rückspiel in heimischen der Shakehands-Arena. Sollte man wirklich hin und wieder in den letzten Matches Glück gehabt haben, musste man es diesmal auf Heller und Pfennig zurückzahlen. Diese Niederlage wäre durchaus vermeidbar gewesen. Wenn beispielsweise Bastian Steger nach 2:0-Führung gegen Timo Boll im dritten Satz, erneut in Führung liegend, einen gar zu leicht aussehenden Ball nicht verschlagen hätte. Oder nur halb so überlegen und überlegt weiter gespielt hätte wie in den ersten zwei Sätzen. Oder wenn Jin Ueda in der hautengen Partie auf Augenhöhe gegen Anton Källberg ganz zum Schluss, beim 9:11, nicht gar so viel Pech gehabt hätte.
Timo Boll wird emotional aus Bad Königshofen verabschiedet
Das Hätte, Wenn und aber wurden von den über 1000 Zuschauerinnen und Zuschauern noch lange nach dem letzten Ball des Tages diskutiert, immer im Konjunktiv der Vergangenheit. Der Matchwinner war letztlich ausgerechnet der Schwede Källberg, der unter der Woche noch beim Grand-Smash-Turnier in Singapur gegen die Nummer eins der Welt ausgeschieden und deshalb rechtzeitig nach Bad Königshofen gekommen war. Der noch dazu an selber Stelle beim Play-off-Halbfinale im April beide Einzel verloren hatte. Das Hätte dominierte auch die Rückschau auf den 3:2-Sieg von Timo Boll gegen Bastian Steger, beide werden im März 44, nach klarer 2:0-Satzführung Stegers.

Beide Male war, als das gesamte Spiel und eventuell sogar der Platz in den Play-offs auf der Kippe stand, das Momentum auf Seiten der Düsseldorfer. Wobei zumindest bei einem Teil des Publikums in der ausverkauften Arena die Sympathien für Steger und Boll nicht hin und her schwankten, sondern irgendwie beiden galten. "Wir spielen schließlich, seit wir acht waren, immer wieder gegeneinander, und meistens hat er gewonnen", sagte Steger hinterher. Auch diesmal hatte also Boll noch einmal die Nase vorn.
Dieser "Tiiimo", mit einem lang gezogenen "i" , wie ihm nach seinem Sieg von den Fans gehuldigt wurde, war ja vielleicht doch nicht das letzte Mal in dieser Halle. Eventuell kommt es zu einem allerletzten Wiedersehen in den Play-offs. Eine Steigerung der Hochachtung und des Respekts ihm gegenüber ist aber kaum noch möglich. Von wem außer Bürgermeister Thomas Helbling, Kurdirektor Werner Angermüller oder TSV-Geschäftsführer Andy Albert sollte er noch gepriesen werden? So wie diesmal unmittelbar vor dem Spiel mit Ansprachen und Geschenken, als wäre er soeben zum Ehrenmitglied und Ehrenbürger zugleich ernannt worden.
Jin Ueda bringt den TSV Bad Königshofen auf Kurs
Den Schwenk von diesen Zeremonien hin zur 1:0-Führung für Bad Königshofen schaffte indes jener Jin Ueda, der zuletzt in Mühlhausen so entzaubert worden war. Mit viel Routine drehte er einen 5:9-Rückstand im ersten Satz gegen den norwegischen Meister Borgar Haug zum 11:9. Das war der Knacks für den Norweger (27), der Satz-übergreifend 15 Bälle hintereinander verlor, am Ende 0:3. Was für ein Steilpass, den Ueda seinen Teamkollegen mit auf den Weg gab. Und erst den Fans.

Die volles Verständnis für Filip Zeljko aufbrachten, dass der anschließend gegen Källberg eigentlich keine Chance hatte. Dafür zeigte er wenigstens, dass er ein Kämpferherz hat und zauberte im dritten Satz noch Zeljko-like. Da lag er 3:5 zurück und wurde von den "Toten Hosen" bzw. den Fans mit "Steh auf, wenn du am Boden bist" aufgerichtet. Als er 5:10 hinten lag, skandierten sie nach dem 6:10 "Jetzt geht’s los." Ihr Filip wehrte fünf Matchbälle ab und gewann 13:11. So ist er eben, verlor aber dann doch noch – 1:1 zur Pause.
Timo Boll gewinnt gegen Bastian Steger nach einem 0:2 Rückstand
Danach folgte das Duell der Tischtennis-Phänomene zwischen Steger und Boll. Dinos wäre zu despektierlich, weil sie beide noch ziemlich nahe an ihrem Limit spielen. In diesem vielleicht letzten Einzel ihrer 35 gemeinsamen Jahre am Tisch, bei und gegen Borussia und in der Nationalmannschaft, spielten aber noch andere mit, die Emotionen. Die keiner von beiden übers ganze Match im Griff zu haben schien. In den ersten zwei Sätzen war Steger klar und deutlich der Chef im Ring, doch das Imperium schlug zurück. "Er ist halt auch ein Meister der Analyse, verändert dann Kleinigkeiten und dreht das Spiel", musste Steger anerkennen. Die Sätze drei bis fünf gingen letztlich ebenso klar an Boll.
Es stand somit 1:2 und Jin Ueda vor der Herkules-Aufgabe, diesen Källberg in Topform im Einser-Duell zu schlagen, um dann ins geplante Doppel Steger/Allegro gegen Boll/Stumper zu kommen. Doch dazu kam es nicht, weil am Ende dieses Spiels auf Messers Schneide und Weltklasseniveau im fünften Satz (9:11) jenes Momentum sich wieder für Källberg entschied. Weiter geht es für den TSV Bad Königshofen am kommenden Sonntag, 16. Februar, mit dem Auswärtsspiel beim Tabellenletzten TTC Zugbrücke Grenzau. Eingesetzt wird auch wieder ein Fanbus, der um 7.30 Uhr an der Shakehands-Arena abfährt. Um Anmeldung per Mail an tischtennis@tsvbadkoenigshofen.de wird gebeten.
Tischtennis, Bundesliga
TSV Bad Königshofen - Borussia Düsseldorf 1:3
Jin Ueda – Borgar Haug 3:0
(11:9, 11:1, 11:7)
Filip Zeljko – Anton Källberg 1:3
(8:11, 3:11, 13:11, 5:11)
Bastian Steger – Timo Boll 2:3
(11:7, 11:5, 5:11, 6:11, 6:11)
Ueda – Källberg 1:3
(8:11, 11:9, 10:12, 12:10, 9:11)
Zuschauende: 1002 (ausverkauft).