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Schach: Bundesliga Frauen
SC Bad Königshofen: Treten Ukrainerinnen und Russinnen gemeinsam an?
In zwei Wochen startet der Deutsche Meister SC Bad Königshofen in die Saison. In seinem Kader stehen neben zwei Ukrainerinnen auch neun Russinnen. Ob letztere mitspielen können, ist offen.
Jürgen (links) und Martina Müller (rechts) haben Olga Babiy (Zweite von rechts), ihre Schwägerin Irina Tichonenko (Zweite von links) und deren Tochter Anastasia in Kleinbardorf aufgenommen.
Foto: Regina Vossenkaul | Jürgen (links) und Martina Müller (rechts) haben Olga Babiy (Zweite von rechts), ihre Schwägerin Irina Tichonenko (Zweite von links) und deren Tochter Anastasia in Kleinbardorf aufgenommen.
Regina Vossenkaul
Regina Vossenkaul
 |  aktualisiert: 10.03.2022 02:22 Uhr

Eines der Mottos von Jürgen Müller lautet: "Wir schachen das." Der Vorsitzende des SC Bad Königshofen und seine Familie müssen jetzt eine ganz besondere Herausforderung meistern. Sie rücken in ihrem Haus in Kleinbardorf zusammen und bieten der Ukrainerin Olga Babiy, ihrer Schwägerin und deren 13-jähriger Tochter ein Zuhause, nachdem diese aus der Ukraine fliehen mussten. Die drei haben es über die Grenze nach Polen geschafft, in Breslau hat sie Jürgen Müller abgeholt.

Als der Überfall Russlands auf die Ukraine bekannt wurde, dachte Müller sofort an seine Mannschaft in der Schach-Bundesliga der Frauen, die aus neun Russinnen, zwei Ukrainerinnen und drei Deutschen besteht. Russinnen, die nicht gerade im Ausland spielen, haben seit der Sperrung des russischen Luftraums keine Möglichkeit, per Flugzeug zu den Spielrunden anzureisen.

Der SC Bad Königshofen ist amtierender Deutscher Meister

Am Wochenende 19./20. März soll das zweite Spielwochenende - das erste für Bad Königshofen - der Bundesliga-Saison über die Bühne gehen, der SC Bad Königshofen wollte seinen Meistertitel in der Bundesliga der Frauen verteidigen. Nun ist es fraglich, ob russische Spielerinnen überhaupt antreten dürfen. Das entscheidet der Weltverband Fide eventuell noch an diesem Wochenende.

Olga Babiy gehörte zu der Mannschaft, die im vergangenen Jahr zum dritten Mal die Deutsche Meisterschaft errang. Einige Tage nach ihrer Ankunft in Kleinbardorf hatte sie sich etwas erholt und konnte einige Fragen beantworten, wobei Veronika Keim als Dolmetscherin fungierte. "Ich wollte nicht weg, aber weil ich schwanger bin, hat mein Mann darauf bestanden. Er wollte mich in Sicherheit wissen", berichtet sie.

Große Sorge um den Mann und die Familie in der Ukraine

Sie fühle sich bei den Müllers sicher und gut aufgehoben, sie kennt das Haus von früheren Spieltagen. Was sie schwer belastet, ist nicht nur die Situation ihres Mannes, der aus der Heimatstadt Ternopil an den Dnepr versetzt wurde, sondern auch die Sorge um Mutter und Schwester mit Familie in Kiew. "Mein Mann sagt immer, er ist nicht in Gefahr, aber ich denke, er will mich nur schonen", sagt sie. Bei der Familie Müller wird sie vorerst mit ihren Verwandten bleiben und Deutsch lernen.

Die Politik lässt sich momentan nicht gänzlich vom Schachsport trennen. Würden Gegnerinnen einer anderen Mannschaft überhaupt antreten, wenn sie einer Russin gegenübersitzen sollen? "Die Frauen spielen nicht für ihr Land, sondern für Bad Königshofen", gibt Jürgen Müller zu bedenken.

Olga Babiy: "Russinnen, die ich kenne, geht es nur um Schach"

Und wie reagieren die Ukrainerinnen, sollten sie wie bisher mit ihren russischen Kolleginnen in einer Mannschaft antreten dürfen? "Die Russinnen, die ich kenne, denen geht es nur um Schach", sagt Olga Babiy, die weibliche Großmeisterin ist. Sie hat nichts gegen ihre Kolleginnen, es sei denn eine von ihnen würde sich als "pro Putin" outen.

Fünf Spielerinnen würde Müller in zwei Wochen wahrscheinlich aufstellen können, sechs müssen es sein. "Die sechste kann nur eine Russin sein", sagt er. Anastasia Savina zum Beispiel lebt in Frankreich und hat die französische Staatsbürgerschaft beantragt, ist gegenwärtig aber noch Russin. Dinara Dordzhieva studiert in Heidelberg und könnte auch antreten, hat aber einen russischen Pass.

Ein freigelassenes Brett kostet 300 Euro Strafe

Würden die Russinnen ausgeschlossen, könnte man theoretisch auch in Unterzahl antreten, müsste aber für ein freigelassenes Brett 300 Euro Strafe zahlen und hätte kaum Chancen auf einen Sieg. Dafür die Fahrt- und Unterbringungskosten zahlen? Das könne man den Sponsoren nicht zumuten und das widerspräche auch seiner sportlichen Einstellung, meint Müller. Außerdem sei es gar nicht klar, ob Olga Babiy antreten kann, die psychische Stärke sei ja im Schachsport sehr wichtig und in 14 Tagen könne noch viel passieren.

Olga Babiy hofft auf ein schnelles Kriegsende: "Wir wollen nur Frieden und die besetzten Gebiete zurück", sagt sie. Die meisten Ukrainerinnen und Ukrainer würden sich wohl sogar mit dem Verlust der Krim abfinden. Sie begrüßt die Unterstützung des Westens und lobt ihre Landsleute für ihren Mut und ihr Durchhaltevermögen: "Selenskyj ist für uns ein Held", sagt sie.

 
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