Beim Tischtennis-Bundesligisten TSV Bad Königshofen hatte man bislang so gute Erfahrungen mit japanischen Spielern – Kazuhiro Yoshimura und Mizuki Oikawa – und dem Trainer Koji Itagaki gemacht, dass die Verpflichtung von Yukiya Uda vor genau einem Jahr als Königstransfer vermeldet wurde. Es entstanden Träume, die sich nicht realisieren ließen.
Erstens, weil Uda insgesamt nur zu sechs Spielen da war, und zweitens, weil er mit der Einzel-Bilanz von 2:7 total enttäuschte. Das verbliebene TSV-Quartett Bastian Steger, Kilian Ort, Filip Zeljko und Martin Allegro spielte ohne Uda bis jetzt die zweitbeste Saison in den sechs Spielzeiten in der Tischtennis Bundesliga (TTBL), war bis zum drittletzten Spieltag im Rennen um den Play-off-Platz 4.
Andy Albert, der Manager des TSV Bad Königshofen, hat seine Konsequenzen gezogen. Gegen das Gebaren des Welt-Tischtennisverbands ITTF bezüglich der Menge und Kurzfristigkeit der Ansetzung von Weltcup-Turnieren der WTT, "die die Spieler in unverantwortlicher Weise durch die ganze Welt jagen", kämpft er ja seit einigen Jahren. "Da wird von Klimaschutz und Nachhaltigkeit geredet, und die werden nur so um den Erdball gejagt, sind mehr auf Flughäfen als in Sporthallen, können kaum trainieren und keine Verletzung ordentlich auskurieren", schimpft Albert.
Neuzugang Jin Ueda wird in Bad Königshofen wohnen und trainieren
Und so wuchs in ihm der Gedanke, neben Bastian Steger, der sich bereits aus dieser Turnier-Hetze zurückgezogen hat, einen zweiten konkurrenzfähigen Spieler verpflichten, der auf WTT-Turniere verzichtet und nur für den TSV Bad Königshofen spielen will. Unterstützung bekam er dabei durch seine Japan-Verbindung, TSV-Sponsor Akihiko Kotani und Cheftrainer Koji Itagaki.
Sie gruben mit Jin Ueda, nicht zu verwechseln mit Uda, einen Spieler aus, der "viel Erfahrung, wenn auch nicht so herausragende Erfolge mitbringt und uns helfen kann, weil er immer da sein und mit seiner Familie in Bad Königshofen seinen Wohnsitz und Trainingsmittelpunkt haben wird", sagt Albert.
In Deutschland spielt Jin Ueda vor über einem Jahrzehnt beim Zweitligisten TTC Hagen
Wer ist dieser Jin Ueda? Er ist 31 Jahre alt, geboren in Kyoto, 1,76 Meter groß, 72 Kilogramm schwer, Rechtshänder und spielt nicht mit dem asiatischen Penholder-, sondern dem Shakehands-Griff. Seine beste Weltranglistenposition war 2018, als er noch Turniere spielte, Platz 28. Inzwischen ist er auf 235 abgerutscht. Erste internationale Auftritte hatte er bei den Jugend-Weltmeisterschaften unter anderem mit zweimal Bronze mit der Mannschaft und im Doppel ein Mal Silber.
Im Doppel gewann er vier World-Tour-Turniere. Mit Maharu Yoshimura gewann er bei den World Grand Finals 2017 Bronze im Doppel, beim World Team Cup 2018 sicherte er sich mit dem Team Silber, unterlag China im Finale. In der Saison 2009/10 spielte Ueda für den TTC Hagen in der 2. Bundesliga.
In der japanischen Profi-Liga (T.League) stand der frühere und künftige Itagaki-Schützling an der Aomori School zuletzt bei T.T Saitama unter Vertrag. Weltklassespieler wie Liam Pitchford und Kenta Matsudaira gehörten in der abgelaufenen Saison zu seinen Team- und Sparringspartnern.
Jin Ueda will dem TSV Bad Königshofen in die Play-offs der Tischtennis-Bundesliga helfen
Wenn dieses Modell mit Wohnsitz und Trainingsmittelpunkt in Bad Königshofen von Erfolg gekrönt sein wird, könnte es eine Sog-Wirkung für den Tischtennis-Standort Bad Königshofen als Alternative zu Düsseldorf (Ort, Steger) oder Zagreb (Zeljko) haben. Damit ist das Rätsel gelöst, das Andy Albert beim letzten Heimspiel mit der Doppel-Ansage für die kommende Saison in den Raum stellte: "Die Mannschaft bleibt zusammen" und "ein Spieler wird ausgetauscht", auch wenn es diesmal kein Königstransfer ist. Im Klartext: Der Vertrag von Uda wird nicht verlängert, er wird ersetzt von Ueda.
Jin Ueda hörte sich im Gespräch mit dieser Redaktion hoch motiviert an: "Bad Königshofen war noch nie in den Play-offs, also will ich ihnen helfen, dahin zu kommen. Die TTBL spielt auf einem sehr hohen Niveau und ich habe seit etwa drei Jahren kein internationales Turnier mehr gespielt." Er glaube, "aber erfolgreich zu sein, wenn ich meine Erfahrung und Stärken im Kopf-an-Kopf-Tischtennis nutzen kann. Der Name Jin Ueda ist in Japan bekannt. Ich möchte auch in Deutschland jemand sein, der ebenso respektiert wird und freue mich auf die Bundesliga und Bad Königshofen."