Wieder für positive Schlagzeilen zu sorgen nach den Turbulenzen rund um die Zollrazzia im Mai, war das Ziel des neuen Trainers Julian Grell und aller anderen Verantwortlichen beim TSV Aubstadt vor Beginn der neuen Saison. Dass die Grabfeder nach den ersten drei Spieltagen allerdings ohne Punktverlust und ohne Gegentor Tabellenplatz zwei der Fußball-Regionalliga Bayern belegen würden, damit hatten wohl selbst die größten Optimisten im Grabfeld nicht gerechnet.
"Ich glaube, dass die turbulenten letzten Monate die Mannschaft noch mehr zusammengeschweißt haben. Wie heute unsere Bank bei jeder Aktion emotional mitgegangen ist, war der beste Beweis dafür", sagte TSV-Trainer Julian Grell nach dem hart erkämpften 1:0-Sieg beim SV Wacker Burghausen. Blenden lassen will sich bei den Aubstädtern jedoch niemand vom aktuellen Blick auf die Tabelle. "Natürlich wird es auch Rückschläge geben, denn wir sind als Mannschaft noch lange nicht am Ende der Entwicklung angekommen."
Einen ersten Dämpfer hätte es durchaus bereits am Freitagabend nahe der deutsch-österreichischen Grenze geben können. Nach einer überzeugenden ersten Halbzeit gerieten die Aubstädter in den zweiten 45 Minuten nämlich zeitweise mächtig unter Druck, retteten aber mit vereinten Kräften und dem Glück der Tüchtigen den knappen Vorsprung über die Zeit. Zugleich wurde im dritten Ligaspiel einmal mehr deutlich, was den TSV Aubstadt in dieser Saison bisher auszeichnet:
1. Die wiedergewonnene Mentalität ist aktuell das größte Plus
Das Wort, das Julian Grell in den vergangenen Wochen mit Abstand am häufigsten benutzte, heißt Mentalität. "Schön Fußballspielen können meine Spieler alle. Dass sie aber so viel Leidenschaft und Herz zeigen wie heute, das habe ich von dieser Mannschaft bisher so noch nicht gesehen", lobte er auf der Pressekonferenz am Freitagabend in der Wacker-Arena. Auch er selbst hatte sich während der Partie an der Seitenlinie so sehr verausgabt, dass er nach Abpfiff von einem Krampf heimgesucht wurde.
Vor dem Seitenwechsel dominierten die Aubstädter das Geschehen, ließen den Ball sicher in den eigenen Reihen laufen, warteten geduldig auf ihre Chancen und kombinierten sich immer wieder über die Außen nach vorne. "In der ersten Halbzeit waren wir sehr variabel und hätten vielleicht sogar noch höher führen können", fand Grell. Letztlich sollte der Treffer von Jens Trunk unmittelbar vor dem Pausenpfiff, der nach einem stramm geschossenen Freistoß von Tim Hüttl und einer unglücklichen Abwehraktion von Wacker-Keeper Markus Schöller am schnellsten reagierte, aber für den dritten Saisonsieg reichen.
Was auch daran lag, dass die Gäste in den zweiten 45 Minuten kämpferisch gegen die anrennenden Burghausener voll dagegenhielten. Selbst Offensivspieler wie Martin Thomann, Timo Pitter oder der eingewechselte Michael Dellinger waren sich nicht zu schade, in der Defensive mitzuarbeiten, zu grätschen und so den knappen Vorsprung über die Zeit zu retten.
2. Die wenigen Neuzugänge funktionieren auf Anhieb
Relativ wenige Veränderungen gab es in der Sommerpause im Kader des TSV Aubstadt, sodass die Grabfelder von Beginn an eingespielt sind. Dass Rückkehrer Martin Thomann sofort eine zentrale Rolle im Team spielen würde, wurde allgemein erwartet. Dass mit Adrian Kireski (22) und Maximilian Stahl (20) aber zwei weitere Neuzugänge ohne Regionalliga-Erfahrung in den ersten Partien so deutlich auf sich aufmerksam machen würden, kommt schon ein bisschen überraschend.
Stahl rückte am vergangenen Freitag im Spiel gegen Bamberg nach der Verletzung von Leon Heinze auf die Linksverteidiger-Position, wo er auf Anhieb überzeugte. Auch in Burghausen rechtfertigte der Neuzugang vom Landesligisten DJK Schwebenried/Schwemmelsbach das Vertrauen von Trainer Julian Grell und behauptete sich unter anderem gegen den mit Abstand besten Wacker-Spieler Thomas Winklbauer. "Dass ich bereits so früh in der Saison meine Chance in der Regionalliga bekommen würde, damit hatte ich ehrlich gesagt überhaupt nicht gerechnet. Ich fühle mich aber sehr wohl in Aubstadt und habe richtig Bock auf jedes einzelne Training mit den Jungs", sagte Stahl völlig erschöpft nach Spielende am Freitagabend.
3. Das Trainerteam des TSV Aubstadt hat bisher stets den richtigen Matchplan
In allen drei Ligaspielen schickte Julian Grell bisher eine unterschiedliche Startformation auf den Platz. Teils rotierte er aufgrund von Verletzungen notgedrungen, oft passte er seine Aufstellung aber auch dem jeweils zu erwartenden Spielverlauf an. Bereits in dieser frühen Phase der Saison wurde deutlich, dass der breite Kader des TSV Aubstadt ein ganz großer Trumpf werden könnte. In allen bisherigen Partien konnte Grell von der Bank noch einmal Qualität nachlegen, ohne dass es zu einem Bruch im Spiel kam.
Auch für das Auswärtsspiel in Burghausen hatten sich die TSV-Verantwortlichen die richtige Taktik zurechtgelegt, was diesmal vor allem die Anreise betraf. Nach den schlechten Erfahrungen im Vorjahr, als die Aubstädter nach einem Stau auf der A3 mit deutlicher Verspätung in Burghausen angekommen waren und nach der ersten Halbzeit bereits aussichtslos mit 0:3 zurückgelegen hatten, fuhren sie diesmal bereits früh um sieben Uhr los und bereiteten sich in einem Tageshotel, wenige Kilometer von Burghausen entfernt, gezielt auf die Abendbegegnung vor.
"Das war die Idee von Christopher Bieber, der damit in Würzburg gute Erfahrungen gemacht hat. Wenn man unsere Leistung in der ersten Halbzeit sieht, hat sich diese Entscheidung absolut bezahlt gemacht", sagte Grell.