Wenn an diesem Freitag das Reiseziel des Tabellenführers der Fußball-Regionalliga Bayern, der SV Wacker Burghausen, 400 Kilometer entfernt liegt, Wochenende und Urlaubszeit die Staugefahr erhöhen, dann muss man als TSV Aubstadt darauf reagieren und für alle Eventualitäten gewappnet sein. Anpfiff in der Wacker-Arena ist um 19 Uhr.
"Ein großes Lob schon mal im Voraus an Günther Schirling und die Verantwortlichen, die es uns ermöglichen, bereits früh, um sieben, aufzubrechen", freut sich Trainer Julian Grell über die Art der Vorbereitung seiner nominellen Amateurmannschaft. "Wir werden gegen halb eins da unten zu Mittag essen und können uns dann entsprechend vorbereiten."
Der ehemalige Zweitligist wird als Geheimfavorit gehandelt
Dass der ehemalige Zweitligist SV Wacker als Geheimfavorit gehandelt wird, ist sicherlich auch seinen professionellen Strukturen geschuldet. Mit über 6000 Mitgliedern ist er einer der größten Vereine Deutschlands außerhalb der Ballungszentren: Mit 28 Abteilungen von A wie Amateurfunk bis W wie Windsurfen. Mit einer Historie, in der auch das Pokal-Aus gegen den FC Bayern München mit 3:4 im Elfmeterschießen (2007) steht, wobei Bayern-Fan Julian Grell heute noch von Olli Kahns Parade schwärmt. Mit zwei Kunstrasenplätzen der neuesten Generation. Mit drei weiteren Hauptsponsoren neben dem Chemie-Weltkonzern Wacker, sieben Premium-Partnern und weiteren 25 Sponsoren, die den Etat der Fußballmannschaft sichern.
Wie hält es Julian Grell mit solchen Informationen über den nächsten Gegner? "Es ist nicht so, dass wir die Spieler davor abschirmen würden. Im Gegenteil. Es ist ganz interessant, wenn sie sich der Dimensionen und Relationen zu dem anderen Verein bewusst werden. Das erhöht unwillkürlich auch den Grad der Grundmotivation und Mentalität." Trainer der Wackeraner ist der Isländer Hannes Sigurdsson und ihr Toptorjäger Thomas Winklbauer, der mit drei Treffern zum Saisonauftakt nach 0:2-Rückstand für das 3:3 gegen den FC Bayern München II sorgte. In Illertissen setzte es im zweiten Spiel eine 1:2-Niederlage.
In der vorigen Saison hat Aubstadt 0:4 verloren
Weh getan haben die Burghausener vor zehn Monaten dem TSV Aubstadt, als sie ihn mit 4:0 geschlagen aus der Arena schickten. Im Rückspiel im April tat der TSV mit dem 1:0-Heimsieg einen wichtigen Schritt zum Klassenerhalt. Die Bilanz der fünf bisherigen Treffen spricht knapp für Aubstadt mit drei Siegen, zwei Niederlagen und 7:6 Toren. Obwohl Tabellenführer mit sechs Punkten und 5:0 Toren, geht der TSV Aubstadt eher nicht als Favorit in diese Partie. Grell will aber den Gegner keinesfalls unangemessen groß reden oder seine Mannschaft klein. Tipps mag er sowieso nicht. Herauszuhören ist aber, dass ein Punkt seiner Erwartungshaltung sehr wohl entspräche.
Was für eine Übereinstimmung gab es doch am Dienstagabend: Aubstadt gewann beim Bezirksligisten TSV Forst mit 6:0, während sich zeitgleich Burghausen beim oberfränkischen Kreisligisten SV Pettstadt ebenfalls mit 6:0 durchsetzte. Grell zog unterschiedliche Schlüsse in Forst: Das habe schon gepasst, was die jungen Burschen in der gegenüber dem Bamberg-Spiel völlig umgekrempelten Viererkette mit Lukas Mrozek, Steffen Behr, Konrad Schneider und Nicolas Reinhart anzubieten hatte. Aber auch diesen: "Ohne Forst gegenüber respektlos sein zu wollen, war das ein Rückschlag, wie wir die erste Halbzeit (1:0) angegangen sind. In der zweiten haben wir aber eine gute Reaktion gezeigt."
In der Lage, immer neue Qualität ins Spiel zu bringen
Sichtlich auf sich aufmerksam machte Marvin Weiß. Auch Adrian Kireski hat seine Regionalliga-Tauglichkeit bereits in zwei Einsätzen nachgewiesen. Und zu den Offensiv-Optionen: "Die Formkurve von Michael Dellinger zeigt steigende Tendenz. Christopher Bieber kann man immer bringen, der brennt, Marco Nickel nicht weniger. Und schließlich ist da noch ein Martin Thomann. Ja, wir sind momentan in der Lage, nach 60 oder 70 Minuten neue Qualität ins Spiel zu bringen", um das Spiel hinten raus drehen zu können wie in der vorletzten Runde.
Apropos Rückstände: Wie man mit ihnen umgehen kann, hat das Team 23/24 noch nicht zeigen können bzw. müssen, weil es noch nie hinten lag, in Forst aber beinahe. "Wir haben jetzt dreimal zu null gespielt. Das gibt uns Sicherheit und eine gewisse Stabilität und Bereitschaft, gegen den Ball zu arbeiten und zu verteidigen. Das ist die Grundlage, um erfolgreich zu sein und über diese Basis versuchen wir erst mal das Spiel anzugehen. Jeder weiß, wenn man kein Tor reinkriegt, hat man zumindest mal einen Punkt. Zudem können wir offensiv immer mal Nadelstiche setzen." Dass man später noch mal frische Qualität reinbringen könne, "ist Teil unseres Matchplans. Und so hoffen wir, dass wir auf jeden Fall was mitnehmen werden."
