Der TSV Aubstadt bleibt in der Fußball-Regionalliga Bayern auf Erfolgskurs. Die Mannschaft von Julian Grell kam am Freitagabend vor fast 1100 Fans gegen den 1. FC Nürnberg II zu einem 2:1-(0:0)-Erfolg. Es war der emotionalste der bisherigen Saison: Der eingewechselte Christian Köttler (78.) und Marco Nickel per Foulelfmeter (90.) trafen für den Tabellenführer, der in der 70. Minute in Rückstand geraten war. Aubstadts Trainer Julian Grell zeigte sich zufrieden über den Sieg, meinte aber dennoch kritisch: "Wir waren im Kopf nicht frisch und im Spielaufbau zu fehlerlastig."
Im Vergleich zum 1:1 bei den Würzburger Kickers in der Vorwoche hatte Grell einen Wechsel an der Startelf vorgenommen. Für Marcel Volkmuth begann Michael Dellinger. Der rückte als zweiter Angreifer an die Seite von Marco Nickel.
Beim 1. FC Nürnberg war der alljährliche Umbruch bei der U23 in diesem Sommer heftig ausgefallen: Mit Leonardo Vonic (Rot-Weiss Essen), Jermain Nischalke (Borussia Dortmund II), Yunsang Hong (Korea) und Bryang Kayo (FC Ingolstadt) haben unter anderem die vier besten Torschützen den Club verlassen – alleine dieses Quartett hatte in der vergangenen Saison 54 Treffer erzielt.
Bayreuths Ex-Kapitän Benedikt Kirsch seit Mittwoch beim 1. FC Nürnberg II
Das und der holprige Saisonstart mit nur vier Punkten aus den ersten fünf Partien ließen die Verantwortlichen in dieser Woche gleich doppelt reagieren. So kehrte der zuletzt vereinslose Nikola Komljenovic zum Team zurück – und rückte direkt in die Startelf. Aufhorchen ließ die Club-U23 mit der Verpflichtung von Mittelfeldspieler Benedikt Kirsch, der in der vergangenen Drittliga-Saison noch Kapitän der SpVgg Bayreuth und bis Mittwoch ebenfalls vereinslos war.
Neu ist am Valznerweiher auch der Trainer: Ex-Profi Andreas Wolf hat den Posten von Vincent Novak übernommen. Er wisse, "was wir hier wollen und auf welchem Weg wir uns befinden", hatte Michael Wiesinger, der Leiter des Nachwuchsleistungszentrums des 1. FC Nürnberg, anlässlich der Vorstellung Wolfs im Juni gesagt. Wolf hatte in der vergangenen Saison die Nürnberger U19 auf den dritten Platz in der Bundesliga Süd geführt.
Wolf sah einen ungewohnt fahrigen Start der Aubstädter Defensive, die sich in Person von Tim Hüttl, Leonard Langhans und Maximilian Weisbäcker in der Anfangsviertelstunde den ein oder anderen Wackler erlaubte. Glück für Aubstadt, dass Nürnberg die nicht zu nutzen wusste. Der Auftritt des TSV blieb über weite Strecken des ersten Durchgangs fehlerbehaftet und nach vorne fehlte der große Drive. Die Abschlüsse von Martin Thomann (25.), Michael Dellinger (30.) und Marco Nickel (34.) fielen unter die Kategorie Halbchancen. Logisch, dass es torlos in die Pause ging.
Die Mannschaften waren längst in der Kabine, da saß Julian Grell noch auf seiner Trainerbank und beriet mit seinen Assistenten, was sich im zweiten Durchgang ändern ließe und müsse. Vergangene Woche war ihm mit der Einwechslung von Philipp Harlaß ein Glücksgriff gelungen: Der hatte getroffen, noch ehe die Würzburger Abwehr seiner gewahr wurde.
Auch dieses Mal kam Harlaß zum Wiederbeginn und mit ihm kam eine Systemänderung von 4-4-2 zu 4-1-4-1. Unmittelbar Einfluss auf das Ergebnis hatte der Wechsel dieses Mal freilich nicht. Aber: Harlaß' Ideen taten dem Spiel seiner Mannschaft gut, deren besten Momente kämpferischer Natur blieben. Zum Beispiel, als sich Leon Heinze tief in der eigenen Hälfte gegen zwei Nürnberger den Ball erkämpfte und einen 60-Meter-Sprint mit Ball durch die Club-Hälfte folgen ließ.
Gerade als die Aubstädter Mitte der zweiten Halbzeit dachten, das Geschehen in den Griff zu bekommen, schlug Nürnberg zu: Tim Hüttl war sich der drohenden Gefahr nicht bewusst und klärte halbherzig, den folgenden Konter spielte Nürnberg mustergültig aus – Tim Janisch traf zum 0:1 (70.). Dann kam Christian Köttler und traf mit seiner ersten Ballberührung zum Ausgleich (78.). "Er hat schon viele wichtige Tore für uns geschossen", freute sich Grell besonders über dieses.
Und dann dribbelte Martin Thomann in den Strafraum, wurde gelegt – den fälligen Strafstoß verwandelte Marco Nickel cool (90.) – der Rest war Jubel. "Nach dem 0:1 gaben bei uns Wille und Leidenschaft den Ausschlag", sagte Grell. "Im Fußball muss man sich den Erfolg immer erarbeiten und das haben die Jungs getan", ergänzte er: "Wir nehmen den Sieg so mit, wissen aber, dass wir uns steigern müssen."
Dieses und die zwei vorherigen Heimspiele der Saison hatte Aubstadt auf Freitagabende gelegt, um zu testen, wie der Termin angenommen wird: Der Versuch ist gelungen, kann man dem Verein attestieren, nachdem die Zahl der Zuschauenden zum dritten Mal vierstellig war. Dieses Mal wurden 1088 Fans in der NGN-Arena gezählt.
Viel Zeit zum Verschnaufen bleibt dem TSV Aubstadt nicht, auf den nun zwei Englische Wochen zukommen. An diesem Dienstag, 29. August (19 Uhr), gastiert die Elf von Julian Grell bei Drittliga-Absteiger SpVgg Bayreuth – "dort wollen wir etwas mitnehmen", so Grell –, am Samstag, 2. September (14 Uhr), kommt der SV Schalding-Heining ins Grabfeld. Es folgen innerhalb von vier Tagen zwei Spiele bei der DJK Vilzing: erst im Achtelfinale des Toto-Pokal-Wettbewerbs (Dienstag, 5. September, 17.15 Uhr), dann in der Liga (Freitag, 8. September, 17.45 Uhr).