
Kilian Ort und Koharu Itagaki vertraten die Farben des TSV Bad Königshofen bei den 91. deutschen Tischtennis-Meisterschaften in der Nürnberger Kia Metropol Arena. Der geplante Dritte im Bunde, Bastian Steger, musste wegen einer Grippe-Erkrankung passen. Die jüngste Teilnehmerin dieser Titelkämpfe, die 13-jährige Koharu Itagaki, schied in der ersten Runde, jener der besten 32 von Deutschland, gegen die topgesetzte Annett Kaufmann, die spätere Finalistin, aus. Dennoch sprangen für das TSV-Duo am Ende zwei Medaillen heraus: Silber für Koharu Itagaki und Bronze für Kilian Ort, dem deutschen Vizemeister von 2018.
Der TSV-Bundesligaspieler gewann seine zwei Pflichtaufgaben gegen Henninger und Servaty aus der zweiten Bundesliga jeweils mit 4:0. Danach traf er auf seinen Nationalmannschaftskollegen Patrick Franziska, den er in der TTBL-Vorrunde in Saarbrücken besiegen konnte. Nach 11:5 im ersten Satz und 3:0-Führung im zweiten sowie Satzball bei 10:9 ging aber nichts mehr, es kam das Aus im Viertelfinale. Im Doppel hatte Ort zusammen mit Ricardo Walther vom ASV Grünwettersbach gemeldet und das Halbfinale erreicht, in dem sie überraschend am Zweiliga-Doppel Hüpgen (1. FC Saarbrücken II)/Fadejew (Borussia Dortmund) scheiterten.
13-jähriges Duo Itagaki/Neumann gewinnt fünften Satz nach 4:9-Rückstand
Eine Sensation bahnte sich in der Arena, als die zwei 13-jährigen Ausnahme-Talente Koharu Itagaki aus Bad Königshofen und Josephina "Josi" Neumann aus dem hessischen Karben zum Doppel-Finale in die Box gerufen wurden, ausgerechnet die zwei Jüngsten des gesamten Teilnehmerfelds. "Wir waren schon selber überrascht, dass wir überhaupt die erste Runde überstanden haben. Dass wir ins Finale gekommen sind, konnten wir gar nicht glauben."
Sie hatten im Halbfinale schließlich die Erfahrung pur mit den hoch favorisierten Chantal Manz/Yuan Wan ausgeschaltet. Hier lagen sie im fünften Satz schon 4:9 zurück. "Nein, wir haben uns nicht besonders besprochen, weshalb wir dann das Spiel noch drehen konnten", bekannte Koharu Itagaki am Montagnachmittag, als sie wieder von der Schule nach Hause gekommen war. "Wir kennen uns schon so lange und wissen, dass man da nur noch rauskommt, wenn die andere Seite auf einmal nervös wird und man selber ganz ruhig und locker."
Im Finale am Sonntagnachmittag unterlagen sie gegen das Duo Sophia Klee (19) und die spätere Einzel-Siegerin Sabine Winter (30) mit 1:3, nachdem sie den ersten Satz gewinnen konnten. "Eine Medaille bei den Deutschen Meisterschaften zu holen, ist schon ein sehr schönes Erlebnis", war von Koharu Itagaki keinerlei Enttäuschung über die entgangene Goldmedaille zu hören.
Autogramme schreiben fand Koharu Itagaki hinterher besonders cool
Sie fand es eher "sehr spannend, dass wir vor 2500 Zuschauenden spielen durften, so viele wie noch nie. Mehr aufgeregt als sonst waren wir deshalb aber nicht. Im Gegenteil, wir fanden es krass, dass uns so viele Leute angefeuert haben. Und als wir die erste Runde 3:0 gewonnen hatten und dann auch noch das Halbfinale, da hatten wir ja schon weit mehr erreicht, als wir uns ausgerechnet hatten. Es war ja die erste Medaille, die wir bei den Damen gewonnen haben." Mega cool sei es gewesen, hinterher Autogramme schreiben zu dürfen. Schließlich waren Koharu und Josephina die jüngsten Finalteilnehmerinnen der DM-Geschichte.
Kilian Ort fehlen Ruhe und Ausgeglichenheit
Nicht so euphorisch fiel Kilian Orts Nachbetrachtung aus: "Ich bin halt ein ehrgeiziger Typ und versuche immer, das Maximale herausholen. Ich bin aber zufrieden, die ersten Einzelrunden überstanden zu haben. Das sind Gegner, gegen die man nicht so häufig spielt. Gegen Patrick Franziska habe ich kein glanzvolles, aber auch kein desaströses Spiel gemacht. Ich hatte die Chancen, bestenfalls drei Sätze zu gewinnen. Am Ende hat er aber verdient 4:1 gewonnen. Mir hat ein Stück Ruhe und Ausgeglichenheit gefehlt. Daran versuche ich in den nächsten Wochen zu arbeiten." Im Doppel habe man einen guten Auftakt im Viertelfinale gehabt gegen Hippler/Öhme. "Im Halbfinale war es aber eine absolute Nichtleistung von mir, mit der ich absolut nicht zufrieden sein kann. Wir mussten zumindest das Finale erreichen."
Kilian Ort bei den Thailand-Open
Inzwischen trainiert Ort wieder in Düsseldorf. "Wir haben jetzt einen Lehrgang und Ende des Monats werde ich die Thailand Open spielen. Formtechnisch hätte ich die deutsche Meisterschaft natürlich lieber im Januar gespielt. Ich bin aber Realist genug zu wissen, dass es Zeit braucht, wieder richtig reinzukommen, nachdem ich den ganzen Februar raus war und ich mir vor drei Wochen die Schuhe nicht schmerzfrei anziehen konnte."