Sie ist nach den Worten von Klaus Eisenmann, dem Ehrenamtsbeauftragten des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) im Kreis Rhön, seit vielen Jahren eine Kultveranstaltung: die DFB-Sonderehrung. Nachdem die Ehrung aufgrund der Corona-Pandemie zuletzt nicht stattfinden konnte, wurden in diesem Jahr wieder Frauen und Männer ausgezeichnet, die sich im Kreis Rhön im Ehrenamt für den Fußball engagiert haben. "Sie haben alles für König Fußball getan und viel Herzblut gezeigt", lobte Eisenmann auf dem Ehrentag, der diesmal in Sondheim/Grabfeld stattfand.
Jürgen Pfau: "Kreis Rhön besonders stark von der demografischen Entwicklung betroffen"
BFV-Bezirksvorsitzender Jürgen Pfau ging in seiner Rede zunächst auf die Corona-Zeit ein, die vieles verhindert habe. Dennoch konnte der Spielbetrieb - wenn auch mit mit Einschränkungen - aufrechterhalten werden. "Ohne das ehrenamtliche Engagement hätten wir die letzten zwei Jahre nicht geschafft", war sich Pfau sicher. Die Geehrten hätten alle ein riesengroßes Engagement gezeigt. Was in den Vereinen geleistet worden sei, sei nicht bezahlbar.
Pfau erklärte aber auch, dass der Kreis Rhön stärker von der demografischen Entwicklung betroffen sei als die großen Städte. "Uns gehen die Kinder verloren. Wichtig ist es daher, neue Spielformen und Spielideen aufzugreifen. Wir müssen schauen, dass die Kinder im Training jede Minute kicken", unterstrich der BFV-Bezirksvorsitzende.
Der stellvertretende Landrat Josef Demar machte in seinem Grußwort keinen Hehl daraus, dass er ein Fußballbegeisterter ist. Kaum ein anderer Teamsport bringe die Menschen aller Generationen so zusammen wie der Fußball. "Wir im Landkreis sind stolz auf das lebendige Vereinsleben, das nach Corona erfreulicherweise wieder Fahrt aufnimmt", so Demar. Das Ehrenamt bleibe die tragende Säule unserer Gesellschaft. Den Kreisehrenamtsbeauftragten Klaus Eisenmann bezeichnete Demar als "wahre Institution für die Sportvereine". Die Ehrenamtspreisträger und -preisträgerinnen hätten sich hervorragende Verdienste erworben.
Die dritte Bürgermeisterin Mellrichstadts, Nicole Seemann, lobte den gastgebenden TV Sondheim/Grabfeld, der schon immer ein Aushängeschild für das aktive Vereinsleben in Mellrichstadt gewesen sei. "Die Geehrten setzen sich für das Gemeinwohl ein. Sie alle haben dazu beigetragen, dass das Vereinsleben blüht."
Ehrengast Erwin Albert kickte mit Franz Beckenbauer in der Uwe-Seeler-Traditionsmannschaft
Ehrengast der DFB-Sonderehrung in Sondheim/Grabfeld war Erwin Albert, der vom BFV-Kreisvorsitzenden Rainer Lochmüller interviewt wurde. Der 68-jährige Ex-Profi begann seine Laufbahn beim FC Bundorf. Als Torschützenkönig wechselte er 1977 vom FC Haßfurt durch die Vermittlung von Luggi Müller zum Bundesligisten Hertha BSC. Dort wurde er aber nur zweimal eingewechselt. Er verließ die Hertha und spielte anschließend acht Jahre in Belgien beim KSK Beveren. Gleich in seiner ersten Saison wurde er mit 28 Treffern Torschützenkönig, wurde zweimal belgischer Meister und erreichte im Europapokal das Halbfinale gegen den FC Barcelona.
"Es waren wunderschöne Jahre", erinnerte sich Albert gern an seine Zeit in Belgien. 1986 kehrte er in seine unterfränkische Heimat zurück, spielte vier Jahre beim FC Schweinfurt 05, mit dem er 1990 in die 2. Bundesliga aufstieg. Im letzten Saisonspiel erlitt er aber gegen den 1860 München einen Beinbruch, woraufhin er seine Spielerkarriere beenden musste. Es folgten verschiedene Trainerstationen in Unterfranken. Mit der Uwe-Seeler-Traditionsmannschaft war er oft unterwegs und spielte dabei in einem Team mit Franz Beckenbauer oder Jürgen Grabowski. Die Geehrten in Sondheim/Grabfeld bezeichnete er als verdiente Helden, die nun den "Lebensoskar" erhalten.
In 21 Jahren als Vorsitzender hat Heiko Zehe beim TSV Ostheim viel bewegt
Einer dieser Helden ist Heiko Zehe, der seit 21 Jahren das Amt des ersten Vorsitzenden beim TSV Ostheim bekleidet. Unter seiner Regie gewann der Verein den ersten Platz in Bayern beim "Stern des Sports". Außerdem erfolgte während seiner Amtszeit der Umbau des Sportheims. Schwierig war für Zehe und den TSV Ostheim die Corona-Zeit, die finanzielle Einbußen für den Verein mit sich brachte. "Wir haben durch Corona über 20.000 Euro verloren", beklagte Zehe.
Bereits mit sieben Jahren startete er seine Fußballerlaufbahn beim TSV Ostheim. Dort engagierte er sich als Fußballer, Trainer und Schiedsrichter. "Fußball hat mich geprägt. Er hat mir sehr viel gegeben, auch für meinen Beruf, für den ich durch den Fußball Verantwortungsbewusstsein und Teamgeist gelernt habe", betonte Zehe. Nach seiner Ansicht gehe es ohne das Ehrenamt nicht. Seine Kinder sind mit dem Fußball aufgewachsen und seine Frau Simone hat alles mitgetragen. Heiko Zehes fußballerisches Vorbild ist Thomas Müller. Dieser sei bodenständig, nicht abgehoben und gebe immer 100 Prozent.
Elvira Breier aus Mellrichstadt ist als Steuerfachwirtin prädestiniert für den Posten als Kassiererin
Wie Heiko Zehe ist auch Elvira Breier seit vielen Jahren ehrenamtlich tätig. Zunächst engagierte sie sich als Beisitzerin beim TSV Mellrichstadt, seit 2012 bekleidet sie nun schon das Amt der Kassiererin. Als Steuerfachwirtin ist sie für diesen Posten geradezu prädestiniert. Ihre drei Söhne sind alle aktive Fußballer. "Ihre Spiele besuche ich regelmäßig, wenn es machbar ist auch auswärts", sagt Breier.
Das Ehrenamt koste schon viel Zeit, doch ihr Ehemann dulde diese Arbeit. "Es macht Spaß, das Gefühl der Vereinsgemeinschaft rüberzubringen. Wir sind beim TSV Mellrichstadt eine sehr gute Truppe", sagt Breier, deren sportliche Leidenschaft eigentlich Volleyball ist.