Im Spitzenspiel der Tischtennis-Bundesliga der Männer (TTBL) beim Tabellenführer 1. FC Saarbrücken war dem Dritten TSV Bad Königshofen kurz vor Beginn die Speerspitze weggebrochen. Eine Blockade im Rücken verhinderte das Mitwirken des bisher zuverlässigsten Punktesammlers der Mannschaft, Bastian Steger. Ihn und Kilian Ort, also die nominelle Doppelspitze, zu ersetzen, war dem verbliebenen Trio aber so unmöglich auch wieder nicht, wie es die 0:3-Niederlage vor 283 Zuschauenden vermuten lässt.
Man hatte mit ihr rechnen müssen, unvermeidbar war sie keineswegs. In zwei der drei Matches stand es bis Ende des fünften Satzes Spitz auf Knopf. Passiert ist durch diese erste Niederlage im vierten Rückrundenspiel für den TSV Bad Königshofen auch nichts. Die Rhön-Grabfelder liegen immer noch aussichtsreich im Rennen um die Play-off-Plätze um die deutsche Meisterschaft.
Das Wäre-Hätte-Wenn-Syndrom verfolgte die Spieler und mitgereisten Fans bis in die Nacht hinein. Wenn Filip Zeljko seine überragende Vorstellung im Duell gegen den Ex-Bad-Königshöfer Darko Jorgic mit einem Sieg gekrönt hätte, wären die Aussichten auf eine Sensation riesig gewesen. Im ersten und zweiten Satz (11:7 und 11:4) spielte der Kroate den Favoriten an die Wand.
Filip Zeljko spielt Darko Jorgic phasenweise an die Wand
Der schüttelte nur ratlos den Kopf. Doch bei 1:10-Rückstand im zweiten Satz holte er sich noch ein paar Punkte und dadurch das Selbstvertrauen zurück, um Zeljko im dritten und vierten je einen Matchball abzuknöpfen. Die Partie auf Augenhöhe wurde letztlich in den Köpfen entschieden. Im fünften Satz brachte Jorgic einen brutalen Arbeitssieg unter Dach und Fach.
Dahin war die Chance für eine glänzende Ausgangsposition. Mit einem 1:0 – und dem möglichen 2:0 durch Jin Ueda gegen Eduard Ionescu – hätte Bad Königshofen gleich drei Optionen auf den Sieg gehabt. Doch der TSV-Japaner tat sich gegen den rumänischen Hochbegabten unerwartet schwer. Andererseits hatte sich der FC-Coach Wang Zhi nicht gezwungenermaßen für den Junior entschieden. Der 19-Jährige hat schließlich schon Dimitrij Ovtcharov geschlagen und ging auch mit Ueda über fünf Sätze.
Leicht sah es nur anfangs des ersten Satzes (6:1) für Ueda aus. Dann setzte sich der unerschrockene, aggressiv agierende Youngster im ersten knapp, im vierten und fünften klar durch zur 2:0-Führung für den Spitzenreiter. Ratlos sah hier der TSV-Routinier aus. Solche Siege wie sechs Tage vorher beim Sieg in Ochsenhausen gegen Hugo Calderano gehören halt doch nicht zum Tagesgeschäft von Jin Ueda.
Martin Allegro zieht sich gegen Patrick Franziska achtbar aus der Affäre
Womit die Herausforderung TSV-Ersatzmann Martin Allegro natürlich ins schier Unlösbare wuchs. Wer, wie Saarbrücken, einen Olympia-, WM- und EM-Medaillengewinner Patrick Franziska auf Position 3 stellen kann, hat fürwahr die freie Auswahl, wenn nicht gar die Qual der Wahl. Dies bei sieben Nationalspielern aus aller Herren Länder im Aufgebot.
Viel mehr als gut aussehen und sich achtbar aus der Affäre ziehen, war für den jungen Belgier denn auch nicht drin. Zumindest eine sehr solide Vorstellung war es im ersten Satz (8:11). Im zweiten wusste er vermutlich gar nicht, was passiert – bis zum 1:9. Dass er sich dann allerdings bis auf 9:10 herankämpfte, zeugt von einer unbändigen Moral.
Doch eine Auszeit und ein knallharter Return brachten Franziska auch diesen Satz. Im dritten ließ der Olympia-Paris-Ambitionierte dagegen keinen Zweifel mehr aufkommen. "Es hätte alles auch ein bisschen anders laufen können", formulierte Bastian Steger seine Bilanz noch moderat. Ob er der Mannschaft zu mehr hätte helfen können? "Das kann man nicht sagen, es ging halt nicht." Während Darko Jorgic artig Lob an Filip Zeljko verteilte: "Er hat wirklich unfassbar gut gespielt. Es war schwer, ins Spiel zurückzukommen. Man darf halt nie aufgeben."