Wenn der Dritte der Tischtennis-Bundesliga der Männer, der TSV Bad Königshofen (16:10 Punkte) an diesem Freitag (Beginn: 19 Uhr) bei Tabellenführer 1. FC Saarbrücken (20:4 Punkte) antritt, ist dies zunächst ein Spitzenspiel. Ob es für die Grabfelder dabei um einen Angriff auf Borussia Düsseldorf auf Rang 2 geht? Selbst das wäre viel zu hoch gegriffen.
Zumal bei dem Personal, das diese beiden Top-Teams immer noch in der Hinterhand haben und nicht jedes Mal aufbieten (müssen). Und obwohl in einer separaten Rückrundentabelle die Bad Königshöfer selber Spitzenreiter mit 6:0 Punkten sind. Völlig realistisch – und dennoch schwer genug – ist inzwischen jedoch das Bestreben der Mannschaft um Bastian Steger, den seit Jahren als Traumziel entfernten Platz drei oder vier bis zum letzten Spieltag abzusichern und ins Halbfinale um die deutsche Meisterschaft in der stärksten Liga Europas einzuziehen.
Das Team des TSV Bad Königshofen möchte nicht zu viel Druck auf sich selbst aufbauen
"Wir müssen nicht, wir wollen nur", heißt es derzeit beim TSV. Selbst das verkniff man sich bis vor Kurzem. Erst recht vor dieser Saison, von der man die Vorrunde ohne Ersatzmann bestreiten musste. Doch wer weiß, vielleicht können und werden sie sogar. Wer das sagt? Nicht die Mannschaft. Dafür sind die Typen Bastian Steger, Jin Ueda, Filip Zeljko und Martin Allegro zu sehr geerdet und demütig. Auch, weil sie nicht noch mehr Druck auf sich als Team aufbauen wollen, als sich jeder selber schon aufbaut.
Wer es dann sagt? Die Stimme der Shakehands-Arena, Hallensprecher Jürgen Halbig in seiner elften Saison, ehemals selber erste TSV-Mannschaft bis zur Bayernliga. Vom Naturell und von Berufs wegen Analyst und Optimist, der bei jedem Rückstand der Mannschaft oder eines Spielers überzeugend verkündet: "Da geht noch was."
Als er vor dem – 3:2 gewonnenen – Spiel in Ochsenhausen erfuhr, dass der Gegner erstmals in der Saison komplett mit seinen Topstars antreten wird, was eine Überraschung unwahrscheinlich machte, da verbreitete er vor Spielbeginn im internen Chat: "Das wertet unseren Sieg umso mehr auf." Und hinterher befand Halbig: "Wir vom Verein haben nie öffentlich von den Play-offs gesprochen. Seit wir es tun, sind wir näher dran als jemals zuvor."
Der seit Kurzem pensionierte Bank-Prokurist investiert einen Großteil seiner Freizeit in Tischtennis, in Training und in die Abteilung. Er präsentiert unter anderem in Videos die Mannschaft und die Liga in den sozialen Medien. Wie sieht Jürgen Halbig die Chancen der Bad Königshöfer in Saarbrücken? "Es wird extrem schwer zu punkten, da ich mit dem Einsatz von Franziska und Jorgic rechne, zumal kein WTT-Turnier läuft. Sie sind nämlich gewarnt vor uns und werden alles aufbieten. Das sind aber auch nicht die Spiele, die wir gewinnen müssen, sondern die gegen die direkten Konkurrenten."
Saarbrückens Darko Jorgic hatte seine erste Station in Deutschland in Bad Königshofen
Bei den Gastgebern spielt mit dem Slowenen Darko Jorgic, die Nummer 15 der Weltrangliste, ein Mann mit zwei Herzen in der Brust: Einem großen für Saarbrücken und einem kleinen für den TSV Bad Königshofen, seiner ersten Station in Deutschland als 17-Jähriger 2017/18, zu dem die Kontakte nie abgerissen sind. Umgedreht war Bastian Steger von 2010 bis 2014 Saarbrücker. Der FC erreichte in den letzten 14 Jahren die Play-offs, achtmal das Finale und ist dort der ewige Rivale von Borussia Düsseldorf. 2020 wurden die Saarländer deutscher Meister.
13 Mal trafen sie Saarländer und die Rhön-Grabfelder bisher aufeinander. Nur dreimal gelang dem TSV ein Sieg, der vorerst letzte im November 2022 auswärts mit 3:1. Das Hinspiel ging für Bad Königshofen mit 1:3 verloren. Über den Favoriten in diesem Spiel dürfte es eigentlich keine Diskussion geben. Das war vor der Partie in Ochsenhausen aber ähnlich.