Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. So hörte sich das auch bei der Ansage von Victor Kleinhenz, dem Trainer des TSV Aubstadt, am Samstag in den Spielerkreis hinein an. Für Sonntag empfahl er individuell regeneratives Laufen oder Schwimmen. Am Montag trifft man sich wieder in Niederlauer zum Training.
Nach dem 1:1 gegen Viktoria Aschaffenburg und erneut verpasstem ersten Heimsieg geht es diesen Dienstag (Anpfiff: 19 Uhr) schon weiter bei der Spitzenmannschaft der Liga, der SpVgg Unterhaching und weitere drei Tage später am Freitag (Anpfiff: 18 Uhr) daheim gegen den FC 05 Schweinfurt. Drei Spiele in sieben Tagen, eigentlich kein Problem für Profifußballer, wie sie die kommenden beiden Gegner in den Reihen haben.
Trainer Victor Kleinhenz lobt das Verhalten von Julian Schneider
Anders für Aubstadts Amateure, die alle einem Beruf nachgehen oder studieren. Sie müssen Kompromisse eingehen, wenn es werktags auf die Reise in den Münchener Vorort geht: Abfahrt 12 Uhr, hin und zurück 640 Kilometer, sieben Stunden Busfahrt.
Kein Problem, wenn man denn zum Einsatz kommt. Wie aber sieht das aus bei Spielern auf der Bank, die wenigstens hoffen können, eingewechselt zu werden? Und wie geht es einem zweiten oder gar dritten Torhüter, der im Endeffekt so wichtig ist wie der erste? Julian Schneider ist sogar derzeit die Nummer 3 und Kleinhenz voll des Lobes über ihn, "auch der Mannschaft gegenüber".
Und fährt fort: "Von einem dritten Torwart kann sehr viel abhängen, auch die Stimmung in der Mannschaft. Wir haben eine sehr gute, weil Julian seine Rolle aktuell brutal gut angenommen hat. Er bringt mit seiner positiven Art extrem viel Schwung in unseren Trainingsbetrieb und macht als Nummer 3 einen herausragenden Job. So einen dritten Tormann wünscht man sich als Trainer."
Schneider sagt über sich selbst: "Ja, gut, Fußball ist ein Mannschaftssport. Ich versuche eben, in dieser Rolle der Mannschaft weiterzuhelfen. Das ist mein Job. Das geht über die Stimmung. Ich versuche immer, die Mannschaft zu pushen. Sportlich kann ich natürlich nur im Training zeigen, was ich kann."
Julian Schneider spielte auch schon für den FC 05 Schweinfurt und den TSV Abtswind
Wer Torwart wird, muss wissen, worauf er sich einlässt. Das gilt von der F-Jugend bis zur Bundesliga. Diese Position gibt es nur ein Mal in der Startelf. Eingewechselt wird man in der Regel nur im Notfall. Die Reihenfolge der Keeper wird vor der Saison festgelegt. Muss man dazu geboren sein, ist es eine besondere charakterliche Qualität oder gar Erziehungssache von klein auf?
Julian Schneider hatte dieses Verhalten schon als Schüler, hat warten gelernt und dazu einen speziellen Ehrgeiz. Er machte an der Hauptschule Bad Königshofen die Mittlere Reife und befindet sich nach dem zweiten Bildungsweg und dem Abitur in einem Jurastudium an der Uni Würzburg. Auf einem vergleichbaren zweiten Weg zog es den aus Großbardorf stammenden 28-Jährigen im Sommer 2021 nach seinen Stationen beim FC 05 Schweinfurt, den TSV Abtswind und seinem Heimatverein zum Lokalrivalen hinüber nach Aubstadt in die Regionalliga.
Hier gewann er den Torwart-Dreikampf, wurde die Nummer 1 vor Lukas Wenzel und Niclas Krappmann. Schneider stand die ersten sechs Spiele zwischen den Pfosten, dann kam eine Schulterverletzung und die halbjährige Pause. Und der Stammplatz war weg, weil Wenzel einen super Job machte, seine Chance nutzte, seine Position als Elfmeterkiller gegen 1860 München nachhaltig aufpolierte.
Das Training beim TSV Aubstadt läuft anders in den Englischen Wochen
Dann stieß auch noch der Zwei-Meter-Mann Maximilian Weisbäcker dazu, der zurzeit selber verletzt ist. Wenn mit Lukas Wenzel alles gut läuft in Unterhaching, dann läuft es schlecht für Julian Schneider. Dann macht er sich vor dem Spiel und in der Pause warm, sitzt anderthalb Stunden auf der Bank, dann rein in den Bus und weit nach Mitternacht ins Bett.
Training sieht bei Amateuren in diesem Drei-Tages-Spielrhythmus natürlich auch anders aus als bei Profis. "Extrem viel machen kann man da nicht", räumt Kleinhenz ein, "ein paar Torschüsse, Standardsituationen und so." Und welchen Auftrag nimmt man mit nach Unterhaching? "Wir haben ja mehrfach gegen Spitzenmannschaften bewiesen, dass wir auf Augenhöhe spielen können und das wollen wir auch diesmal auf den Platz bringen. Dazu braucht es besonders defensiv eine überragende Leistung."
Man wolle sich nicht verstecken, sagt Kleinhenz, "sondern auch in der Offensive Akzente setzen und im Idealfall was Zählbares mitbringen. Wenn möglich etwas glücklicher spielen als letzte Saison, als wir in der Nachspielzeit das 0:1 kassierten." Das Hinspiel hatte 0:0 geendet. Wenn man die ersten sieben Spiele als Saisonauftakt bezeichne, so Kleinhenz, "dann war er weder überragend noch schlecht, aber ordentlich."