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Tischtennis: Bundesliga
Debütant Maksim Grebnev wird zum Matchwinner für den TSV Bad Königshofen
Der TSV Bad Königshofen stößt den Bock um und gewinnt zum ersten Mal im fünften Bundesligajahr beim Post SV Mühlhausen. Warum es erst so leicht aussieht und dann so schwer wird.
Die Bad Königshöfer haben den ersten Sieg in der Saison und überhaupt in Mühlhausen geschafft. Kilian Ort (von links), Bastian Steger, Filip Zeljko, Maksim Grebnev und Coach Koji Itagaki winken den zehn TSV-Fans in der Halle und den vielen am Livestream zu.
Foto: Andy Albert | Die Bad Königshöfer haben den ersten Sieg in der Saison und überhaupt in Mühlhausen geschafft. Kilian Ort (von links), Bastian Steger, Filip Zeljko, Maksim Grebnev und Coach Koji Itagaki winken den zehn TSV-Fans in ...
Rudi Dümpert       -  SONY DSC
Rudi Dümpert
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:11 Uhr

Tischtennis-Bundesligist TSV Bad Königshofen hat den Bock umgestoßen und beim fünften Anlauf zum ersten Mal beim Post SV Mühlhausen gewonnen. Das 3:2 für die Grabfelder war ein Spiel, das von der Dramaturgie her nahezu identisch zur 2:3-Niederlage am Sonntag gegen Ochsenhausen verlief. Nur alles umgedreht, mit einem guten Ende: vom Himmel, durch die Hölle und zurück in den Himmel.

Diesmal sah es bei einer 2:0-Führung nach 48 Minuten nach einem schnellen, siegreichen Ende für die Badestädter aus. Zumal danach der zuletzt überragend agierende Kilian Ort an der Reihe war. Dann wurde es aber doch wieder spannend. Und, sofern man bei diesem Dreier-Spielsystem überhaupt einen Matchwinner ausmachen kann, war es ebenso überraschend wie beeindruckend der 19-jährige Neuzugang Maksim Grebnev, der gegen Ochsenhausen noch nicht zum Einsatz gekommen war. Er gewann sein Einzel zum 1:0 und das Schlussdoppel zusammen mit Ort zum 3:2.

Motiviert bis in die Spitzen seiner kurzen und diesmal wieder naturblonden Haare ging der Russe in sein erstes Match für den TSV. Allerdings auch unbelastet durch vorherige Enttäuschungen an selber Stelle. Wie es um die Einzelstärke des Europameisters im Doppel aussehen würde, war die Unbekannte X in der Erfolgsrechnung. Dann traf er auch noch an Position 2 gesetzt auf den Einzel-Vize-Europameister von 2018, den Rumänen Ovidiu Ionescu (32), den Post-Einser.

Grebnev ist gegen Ionescu der Dominator am Tisch

Grebnev spielte rotzfrech und bärenstark auf, als hätte er keine Ahnung von all der Statistik und Historie. Gute Aufschläge, sichere Returns, flink und beweglich auf den Beinen, explosiv, der blonde Irrwisch, wie eine Sprungfeder. Er, nicht der sichtlich überraschte Ionescu, war der Dominator am Tisch mit Power-Tischtennis schon beim ersten Ball. Nach dem letzten Ballwechsel schaute er, als könne er selber nicht glauben, was er da angestellt hatte: 1:0 für den TSV.

Dann erteilte Bastian Steger dem Neuzugang der Thüringer aus Frankreich, Irvin Bertrand (21), eine Lehrstunde. Der hatte am Freitag Timo Boll lange die Stirn geboten. Gegen Steger hatte der Linkshänder in keiner Phase der drei Sätze eine Chance. Es gab überhaupt kaum lange Ballwechsel. Steger spielte seine ganze Routine aus, Bertrand spielten auch die Nerven einen Streich oder ging er zu hohes Risiko bei seinen Aufschlägen. Zwei Fehlaufschläge pro Satz sind zu viel: 2:0 für den TSV.

Ort macht sein Fuß wieder Probleme

Jetzt waren alle Augen auf den Post-Kapitän Daniel Habesohn gerichtet. Er hatte beim 1:3 in Düsseldorf noch gefehlt. Der Österreicher setzte Kilian Ort von Beginn an so unter Druck, dass der überhaupt nicht in sein Spiel der letzten zwei Erfolgswochen fand. Sehr bald war auch seinem unrunden Gang anzumerken, dass ihm der Fuß wieder Probleme machte. Zudem wurde er vorwiegend auf der Vorhand angegriffen, in der er sehr offen war – und gehandicapt durch den Fuß. Ort biss sich aber durch, in diesem Match zwar zur Niederlage, aber auch zum Kampf auf Augenhöhe im zweiten und besonders dritten Satz (11:13).

Bastian Steger hatte anschließend im Spitzenspiel Ionescu nur im ersten Satz (11:7) im Griff. Da blitzte Hoffnung auf einen 3:1-Sieg auf. Doch dann ging beim Rumänen die Post ab, und im vierten Durchgang waren die unterschiedlichen Körpersprachen Spiegelbilder der Entwicklung dieser Partie. Steger war sie entglitten, Mühlhausen glich zum 2:2 aus.

Also musste die Entscheidung doch wieder im Doppel gefunden werden. Und das vor diesem inzwischen wieder euphorisierten, speziellen Publikum, aus dem die zehn Bad Königshöfer Fans erst nach dem letzten Ball herauszuhören waren. Der Aufforderung "jetzt geht’s los" folgte das 5:11 schneller, als man die Uhr stellen kann. Da ging noch gar nichts beim angeschlagenen Ort und dem Doppel-Europameister Grebnev, der zunehmend in die Führungsrolle in diesen 20 Minuten schlüpfte.

Albert grinst auf der Tribüne in sich hinein

Aber Ort zog seine individuelle Taktik über kurze Bälle unverdrossen durch und konterte den einen oder anderen Ball mehr im Reflex als per Überlegung. Über 11:8 und 11:3 gingen die Bad Königshöfer in Führung und nutzten den zweiten Matchball im vierten Satz zum 11:9 – und grenzenlosen Jubel auf der TSV-Bank und bei den zehn Fans auf der Tribüne. Von denen einer ganz besonders bedeutungsschwanger in sich hinein grinste: Andy Albert, der TSV-Manager mit dem goldenen Näschen für Talente – wie Maksim Grebnev.

Ergebnisse: Ovidiu Ionescu – Maksim Grebnev 0:3 (8:11, 9:11, 9:11)

Irvin Bertrand – Bastian Steger 0:3 (7:11, 9:11, 4:11)

Daniel Habesohn – Kilian Ort 3:0 (11:6, 11:8, 13:11)

Ovidiu Ionescu – Bastian Steger 3:1 (7:11, 11:8, 11:8, 11:5)

Irvin Bertrand/Daniel Habesohn – Kilian Ort/Maksim Grebnev 1:3 (11:5, 8:11, 3:11, 9:11)

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