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Tischtennis: Bundesliga
Eine Saison so schwer wie noch nie für den TSV Bad Königshofen
Der TSV Bad Königshofen sieht sich gewappnet für seine fünfte Saison in der Tischtennis-Bundesliga. Fünf Gründe, warum sich die Fans trotz der starken Konkurrenz auf die neue Spielzeit freuen dürfen.
Der Kader des Tischtennis-Bundesligisten vor dem Start in die neue Saison 21/22: : Kilian Ort (von links), Bastian Steger, Headcoach Koji Itagaki, Ergänzungsspieler Akito Itagaki, Maksim Grebnev und Filip Zeljko.
Foto: Rudi Dümpert | Der Kader des Tischtennis-Bundesligisten vor dem Start in die neue Saison 21/22: : Kilian Ort (von links), Bastian Steger, Headcoach Koji Itagaki, Ergänzungsspieler Akito Itagaki, Maksim Grebnev und Filip Zeljko.
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Rudi Dümpert
 |  aktualisiert: 25.08.2021 02:29 Uhr

Am Dienstag, etwas früher als sonst freitags, trafen die ersten Spieler des TSV Bad Königshofen ein. Ein eigenes Trainingszentrum haben in dieser Tischtennis-Bundesliga nur die betuchten Vereine aus Düsseldorf, Saarbrücken, Grenzau und Ochsenhausen, in Neu-Ulm seit einem Jahr. Sie haben z. B. eine Versicherung, einen Medien-Konzern oder ein Großunternehmen im Partner-Pool. Die Spieler der anderen sieben Vereine trainieren in verschiedenen Trainingsgruppen und -orten, zum Teil sogar mit Kontrahenten aus anderen Teams zusammen. Und treffen sich rechtzeitig vor dem Spiel.

Der TSV Bad Königshofen, der an diesem Sonntag um 15 Uhr zu seinem Auftaktspiel in der fünften TTBL-Saison die TTF Liebherr Ochsenhausen empfängt, ist von daher ein Underdog. Bastian Steger (40) und Kilian Ort (25) leben in Düsseldorf und trainieren im Bundesleistungszentrum des DTTB. Der Berufspendler Filip Zeljko (24) trainiert in Zagreb im kroatischen Leistungszentrum. Maksim Grebnev (19), der Nachfolger des in Saarbrücken übenden Abdel-Kader Salifou, steht in Neu-Ulm unter den Fittichen seines russischen Landsmanns Dmitrij Masunow. Der vereinseigene Ergänzungsspieler Christoph Schüller (29) aus Kleinbardorf lebt, arbeitet und trainiert in Wien und der Realschüler Akito Itagaki (16) daheim in Bad Königshofen bei seinem Vater, dem Headcoach Koji Itagaki. So breit aufgestellt war ein TSV Bad Königshofen noch nie in der TTBL.

Bastian Steger und Kilian Ort sind gesetzt

Noch nie wurde beim TSV in der zweiten und ersten Liga, also in den letzten neun Jahren, mehr als ein Spieler für einen anderen neu verpflichtet. Gespielt wird ja in der TTBL mit drei Einzelspielern. Bis zu vier können nominiert werden. Das Schlussdoppel kann von zwei Einzelspielern, aber auch einem Ersatzmann gespielt werden. Die Reihenfolge in der Rangliste kann der Trainer vor jedem Spiel neu festlegen, womit sie zum Instrument einer möglichen Taktik wird. Zu erwarten sind beim TSV, wenn alle gesund sind, Bastian Steger und Kilian Ort gesetzt. Der dritte Einzelplatz scheint offen zu sein. Grebnev wurde ja erst im Juni in Warschau Europameister im Doppel mit seinem Landsmann Lev Katsman. Es wird interessant sein, inwieweit er an diese Doppel-Form auch schon im Einzel heranreicht.

Diese fünfte Saison dürfte der Meinung der Königshöfer Spieler nach die schwerste bisher sein. In die erste und zweite war man ganz beruhigt gegangen, weil wegen der zu erreichenden Zielstärke zwölf keine Mannschaft absteigen musste. Was danach folgte, löste die Truppe um Kilian Ort und Bastian Steger mit Bravour. Seltsamerweise ohne Publikum war die letzte Saison die beste, spielte man doch bis zum letzten Spieltag mit der Aussicht, die Play-Offs der Top 4 zu erreichen. Die Niederlage in Neu-Ulm hatte dann ein Durchrutschen bis auf Platz 9 zur Folge, was aber nur statistische Bedeutung erhielt. Die Runde 21/22 schätzen Ort und Co "aus mindestens zwei Gründen als die schwierigste ein. Zum einen haben die vermeintlich schwächeren Teams Grenzau und Bad Homburg aufgerüstet. Zum anderen werden, Stand heute, definitiv zwei Vereine absteigen, weil Aufstiegsinteresse bei mehreren Zweitligisten besteht."

Volle Konzentration: Kilian Ort.
Foto: Rudi Dümpert | Volle Konzentration: Kilian Ort.

Noch mehr Weltklasse als bisher schon

Aus TTBL-Sicht gibt es fünf Gründe, sich auf diese Saison zu freuen. Nach zwei Spielzeiten ohne Titel ist die Durststrecke von Borussia Düsseldorf vorbei. Als wäre man nicht schon stark genug besetzt für den 32. Meisterschaftsgewinn, verpflichtete man mit Kilian Orts Jugendfreund Dang Qiu noch einen weiteren hungrigen Nationalspieler. Die Herausforderer aber sind zahlreich, haben sich extrem verstärkt. Fast die Hälfte will die Borussia gleich wieder stürzen. Grund zwei, sie sind so zahlreich, dass vermutlich zum ersten Mal ein Verein den Sprung in die Playoffs schafft, der noch nie dabei war. Der dritte Grund: Es tummeln sich noch mehr Weltklassespieler in der Liga als bisher schon. 22 von ihnen haben zuletzt in Tokio um olympisches Edelmetall gekämpft, mit Erfolg u. a. Timo Boll, und Patrick Franziska und der vierte Mann, Benedikt Duda. Der vierte, die Talente: Mit Kanak Jha (21), Samuel Kulczycki (19) und Maciej Kubik (18) spielen gleich drei hoch veranlagte Youngster für Ochsenhausen an der Seite von Simon Gauzy (26). Der Franzose scheiterte in Tokio im Achtelfinale am Chinesen Ma Long, der danach auch Timo Boll eliminierte. Ein krasser Fehler passierte Ochsenhausens Management: Der Neuzugang Can Akkuzu (FRA) wurde verspätet der TTBL gemeldet und darf erst zur Rückrunde eingesetzt werden.

Vladimir Sidorenko (19), Joannis Sgouropoulos (21), Lev Katsman und der frisch gebackene Jugend-Europameister Kay Stumper (18) stehen bei Neu-Ulm auf der Liste, Rares Sipos (20) in Bad Homburg und Cristian Pletea (21) in Grenzau. Hinzu kommen zahlreiche etablierte Stars, die noch am Anfang einer großen Karriere stehen wie der ehemalige Bad Königshöfer Darko Jorgic (24), Anton Källberg (23) und Dang Qiu (24). Wer aus dieser Reihe Kilian Ort (25) gestrichen hat, könnte eine Überraschung erleben, sollte er zum ersten Mal verletzungsfrei eine TTBL-Saison spielen können.

Eine Saison so schwer wie noch nie für den TSV Bad Königshofen

Bastian Steger freut sich auf den Start

"Es geht endlich wieder los", sagte auch Bastian Steger in einem Gespräch mit dieser Redaktion diese Woche. Für ihn war die Zeit der Wettkampf-Abstinenz seit dem 21. März, dem letzten TTBL-Spiel in Neu-Ulm, die längste des Quartetts. Umso willkommener kamen die DTTB-Lehrgänge die letzten vier Wochen in Düsseldorf, die er, da er nicht mehr offiziell zum Nationalkader gehört, überwiegend als Sparringspartner absolvierte. "Mit einem echten Wettkampf ließen sie sich nicht vergleichen. Ich habe, außer einer Urlaubspause, ganz normal meine Saisonvorbereitung betrieben, komme aber aus einer Wettkampfpause", währenddessen Kilian Ort bis Freitag auf einem Turnier in Ungarn spielte. 

Wie der gleichaltrige Timo Boll wolle auch Steger "haushalten mit den Kräften. Ich verspüre zwar Lust, weiterhin international zu spielen. Oberste Priorität haben für mich aber eindeutig die Mannschaft und die Bundesliga. Wenn man Turniere spielen will, müsste man nach dem neuen System sehr viele bestreiten, um vorwärtszukommen." Die Liga schätzt Steger "sehr ausgeglichen und so stark wie nie" ein. "Wir müssen alle eine gute Saison spielen und immer am Limit, damit wir nicht da unten reinrutschen."

Knallhartes Auftaktprogramm

Die ersten fünf Partien in 21 Tagen haben es in sich, könnten schwerer nicht sein: Gegen Ochsenhausen (letzte Saison 3./22.08.), in Mühlhausen (7./25.08.), gegen Düsseldorf (1./31.08.), in Saarbrücken (2./08.09.) und in Grünwettersbach (4./11.09.). Bei den Gegnern und der Enge des Spielplans (wegen der internationalen Turniere und Meisterschaften) hat nur Chancen, wer gemeinsam topfit in die Saison geht. "Aber vielleicht können wir ja für die eine oder andere Überraschung sorgen." Andernfalls würde man erst mal der Musik hinterherlaufen und Druck verspüren. Aber "Druck ist eh immer da, den können wir nie wegreden", hat Steger schon oft betont.

 
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