
Zum ersten Rückrundenspiel in der Fußball-Regionalliga Bayern empfängt der TSV Aubstadt an diesem Samstag den Tabellenführer und Herbstmeister FC Schweinfurt 05 (Anpfiff: 14 Uhr). Nicht nur die Gesamtbilanz macht den Traditionsklub aus der Kugellagerstadt zum Favoriten. Nicht nur wegen des Unterschieds von Stadt und Dorf tun sich manche schwer, von einem Derby zu reden. Es sind natürlich die verschiedenen Historien, Erfolgsgeschichten und auch irgendwo konträren Vereinsstrukturen.
"Man hat gemerkt, dass ihnen der Befreiungsschlag gegen Bamberg gutgetan hat", sagt Julian Grell, der Trainer des TSV Aubstadt, über seine Spieler. Dieses 5:2 hat nach den Niederlagen gegen Hankofen-Hailing und Buchbach ihr Selbstvertrauen repariert. "Da habt ihr eine überragende erste Halbzeit gespielt, dann den Faden verloren und seid wieder zurückgekommen", gab er ihnen noch vergangenen Samstag mit in die Woche.
Und ergänzte: "Auf den 21 Punkten können wir aufbauen. Wir werden besser, wir werden stärker. Samstag das Derby, ich glaube, da ist jeder heiß drauf. Das wollen wir unter der Woche im Training spüren." Man habe aber auch daraus gelernt, dass man sich nach einer so guten ersten Halbzeit nicht zurücklehnen dürfe, sondern weiter nach vorne spielen müsse. "Das Verwalten liegt uns nämlich nicht, weil wir da die Kontrolle über das Spiel verlieren", weiß Grell.
Die beiden bisherigen Spiele in dieser Saison hat Schweinfurt gewonnen
Von einem Schatten über dem Spiel durch die ganze Wechselgeschichte will Grell nach zwei verlorenen Spielen danach in dieser Saison – 0:2 in der Liga, 1:2 im Pokal – nichts mehr wissen. "Die Ausgangssituationen sind nicht miteinander zu vergleichen. Im Pokalspiel hat man schon gesehen, dass wir ein Stück weiter waren. Schweinfurt war aber auch da cleverer. Insgesamt glaube ich, dass wir uns auf ein sehr gutes Spiel freuen dürfen."
Welches Verhältnis die beiden Klubs zueinander haben? Vielleicht gar keines. Wenn doch, ist es nostalgischer Art. Wobei sich der Personalwechsel zwischen beiden etappenweise in unterschiedliche Richtungen vollzog. Angefangen hat das vor mehreren Fußballer-Generationen mit den heutigen Ü 60-Zwillingen Gerd und Werner Köhler sowie Charly Götz, viel später dann Waios Dinudis: von Aubstadt nach Schweinfurt. Dann kam der Trainer Wolfgang Hau den umgekehrten Weg von Schweinfurt nach Aubstadt, später einige Spieler aus der U 23-Landesliga-Mannschaft, die in Schweinfurt abgemeldet wurde. Sehr gut ausgebildete Spieler, aber nicht gut genug für die Erste des FC 05.
In Aubstadt bekamen unter anderem Martin und Markus Thomann, Christoph und Steffen Schmidt oder auch Steffen Behr Entwicklungsmöglichkeit durch Spielpraxis. Dann erfolgte zum letzten Saisonende hin, nach der besten Runde des TSV Aubstadt in seiner Vereinsgeschichte, eine sportliche Rückkehr ins Sachs-Stadion. Woher der Impuls kam, wer wen und warum auch immer mitgezogen hat, wurde nie transparent gemacht – von beiden Vereinen. Wenigstens darin waren sie sich einig. Momentan gehört mit Martin Thomann, Michael Dellinger, Patrick Hofmann, Leonard Langhans, Nils Piwernetz und Joshua Endres eine halbe ehemalige Aubstädter Stamm-Elf zum Kader der Nullfünfer, der von Ex-Aubstadt-Coach Victor Kleinhenz trainiert wird.
Vergangene Saison setzte sich Aubstadt im Heimspiel mit 5:0 durch
Inwieweit das den einen hüben oder anderen drüben bis auf den Platz beschäftigt, blockiert oder motiviert, sei dahingestellt, hängt auch mit der jeweiligen Mentalität zusammen. Die Vergangenheit in Sachen Direktbilanz zumindest wird eh keine Rolle spielen. Auch bei den wenigen Aubstädtern, die vergangene Saison den Schweinfurtern mit 5:0 die höchste Niederlage beibrachten. Dafür haben sich beide Teams zu sehr verändert. In den 15 Punktspielbegegnungen gab es drei Aubstädter und acht Schweinfurter Siege sowie vier Unentschieden.
Alles Schnee von gestern, denn aktuell streben beide unterschiedliche Ziele an. Schweinfurt scheint auf einem guten Weg in Richtung Meisterschaft und Aufstieg. Die Chancen stehen gut. Der FC 05 ist der stabilste der noch infrage kommenden Mannschaften: Als Team mit überragender Qualität, ausgeglichen und gefestigt wie kein zweites, mit den wenigsten Ausrutschern als Folge.
Die meisten Tore der Liga (39) erzielte vornehmlich ein Offensiv-Quartett mit Sebastian Müller (9), Joshua Endres (8), Michael Dellinger (6) und Martin Thomann (6). In der Abwehrkette heben sich die drei groß gewachsenen Spieler Luca Trslic, Thomas Meißner und Kevin Frisorger rein körperlich ab, in Sachen Offensivorientierung Leonard Langhans, der seine Rolle halb als Verteidiger, halb als Rechtsaußen interpretiert.