
Es ist Herbst. Die Blätter werden bunt: rot, gelb, braun. Ein fröhliches Farbenspiel. Aber auch grün leuchtet es in diesen Tagen. An der Tabellenspitze der Fußball-Regionalliga Bayern nämlich, in der sich der FC Schweinfurt 05 nach dem fulminanten 6:2-Sieg bei der Bundesliga-Reserve des FC Augsburg vom vergangenen Wochenende zum Abschluss einer beeindruckenden Hinrunde zurecht Herbstmeister nennen darf.
Nun geht es in diesem bisher aus Schweinfurter Sicht so grün-goldenen Herbst in die Rückrunde. Und die beginnt mit dem kleinen Derby beim TSV Aubstadt (Samstag, 14 Uhr, NGN-Arena), der zuletzt mit einem 5:2-Heimerfolg über Eintracht Bamberg aufhorchen ließ. Gegen jenes Team also, gegen das die Nullfünfer in dieser Saison zwei ihrer bisher erst vier Saisonniederlagen in Liga und Toto-Pokal kassiert haben.
Dauerbrenner Langhans überzeugt auch auf neuer Position
Die Gedanken daran freilich hat der Herbstwind verweht. Man erinnert sich lieber an das Saisonauftaktspiel. Das gewannen die Nullfünfer im Juli mit 2:0. Gegen Aubstadt, das damals wie auch wenige Wochen später nach der 1:2-Niederlage im Toto-Pokal mit leeren Händen ins Grabfeld zurückkehren musste. Apropos Rückkehr: Eine solche an alte Wirkungsstätte werden sowohl Trainer Kleinhenz als auch mehrere Spieler am Samstag erleben. Einer davon ist Leonard Langhans.
Der gelernte Rechtsverteidiger, der Mitte vergangener Woche 26 Jahre alt geworden ist, ist einer der Dauerbrenner beim FC 05, absolvierte 14 der bisher 16 Ligapartien. Alle über die volle Distanz. Und er wird wohl auch in Aubstadt in der Startelf stehen. Allerdings vielleicht nicht wie bisher meistens als rechter Mann einer Viererkette, sondern wie zuletzt in Augsburg als rechter Schienenspieler. Was einer Systemumstellung von Trainer Kleinhenz auf Dreierkette geschuldet war. Eine neue Position, in der sich der offensivaffine Rechtsfuß aber offensichtlich wohlfühlt, erzielte er doch beim FCA II sein erstes Saisontor. Ein paar Tage zuvor hatte er zudem gegen Vilzing seinen ersten Assist verbucht.
"Ich bin einer, der sich gerne seine Halbräume offensiv sucht. Diese Freiheit hatte ich in Aubstadt und hier bekomme ich sie auch. Ich denke, ich habe es bisher gut gemacht. Aber bei Toren und Assists ist natürlich noch Luft nach oben", lächelt Langhans. Als ruhigen Typ bezeichnet er sich. Mittlerweile auch auf dem Platz: "Die Zeiten, in denen ich mit Schiedsrichtern die eine oder andere Diskussion hatte, sind vorbei." Seine Energie setzt er längst anders ein. Auf und auch neben dem Platz.
Ein Café, eine Reise nach New York und vielleicht doch noch Profi-Fußball
Der gebürtige Würzburger studiert BWL, will einmal ein Café in seiner Heimatstadt eröffnen. "Klar werden da auch Kickers-Fans bedient", lacht er auf entsprechende Nachfrage. Denn mit der Rivalität zwischen dem FC 05 und den Würzburgern (oder auch Aubstadt) kann er wenig anfangen. Auch weil er für alle drei Regionalligisten aus Mainfranken schon die Fußballschuhe geschnürt hat. Heimatverbunden sei er eben, sagt er. Und bodenständig. Abseits des Platzes genieße er etwa Zeit mit Freunden und seiner Freundin, mit der er in der Winterpause vielleicht eine Reise nach New York machen will.
Die große Welt, die könnte Langhans auch in Sachen Fußball nochmal reizen. Dem Traum vom Profifußball war er vor allem in seiner Zeit bei den Würzburger Kickers, als er bei den Profis mittrainierte, letztlich aber in der zweiten Mannschaft eingesetzt wurde, recht nah. "Es ist damals letztlich aus verschiedenen Gründen nicht so gelaufen, wie ich es erhofft hatte." Ganz ausgeträumt sei der Profi-Traum aber noch nicht. "Ich will nochmal angreifen, wenn auch nicht um jeden Preis. Ich kann aber sicher auch eine Klasse höher spielen. Wer weiß, vielleicht klappt es ja mit dem FC 05." Man merkt, dass ihn beim Gedanken daran so manches Gefühl bewegt.
"Von Dreier- bis Sechserkette ist alles möglich"
Von besonderen Emotionen vor dem Duell im Grabfeld sprechen sie bei den Schweinfurtern dagegen nicht. Auch weil man sich in dieser Saison bereits zwei Mal getroffen habe, sei da vieles längst abgearbeitet, sagt Trainer Kleinhenz, den vielmehr taktische und einige Personalfragen, etwa ob Nils Piwernetz nach seiner Verletzung schon wieder eine Option ist, beschäftigen.
"Von Dreier- bis Sechserkette ist alles möglich", sagte er verschmitzt lächelnd zur Defensive und deutete zudem an, dass im Sturm das Quartett Sebastian Müller, Martin Thomann, Joschua Endres und Michael Dellinger wohl wieder auf Torejagd gehen wird. "Nachdem wir die Derbys in Bamberg und Würzburg verloren haben, wollen wir den Fans nun einen Sieg schenken." Aubstadt muss sich wohl warm anziehen in diesem für Schweinfurt bisher so goldenen Herbst.